Deutschland hat in seiner Geschichte viele große Stürmer hervorgebracht. Uwe Seeler, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann oder Miroslav Klose seien beispielhaft genannt. Aber keiner war besser als Gerd Müller. Seine zehn Treffer bei der WM 1970 konnte bis heute kein DFB-Spieler überbieten.
Müllers Rekord von 40 Toren in einer Bundesliga-Saison hatte ein halbes Jahrhundert Bestand – erst Robert Lewandowski konnte ihn in der Saison 2020/21 brechen. Müller gewann alles, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Seine Leistungen werden rund um den Globus geachtet. Gerd Müller gehört deshalb in die Riege der WM- und EM-Legenden. Dieses Porträt ist mit ihm einem der besten Stürmer aller Zeiten gewidmet.
Gerd Müllers Karriere als Spieler & Biografie
- 👶 Geburtsdatum & -ort: 03.11.1945 in Nördlingen, Deutschland 🇩🇪
- 🕯️ Sterbedatum: 15.08.2021
- ✍️ Vereine: TSV 1861 Nördlingen, FC Bayern München, Fort Lauderdale Strikers, Smith Brothers Lounge, German-American Soccer Club
- ⏳ Dauer der Profikarriere: 1963 bis 1984
- 🏆 Größte Erfolge Vereinsebene: 3 x Gewinn des Europapokals der Landesmeister
- 🥇 Größte Erfolge Nationalmannschaft: Europameister 1972, Weltmeister 1974
- 💪 Größte persönliche Erfolge: Ballon d’Or 1970, WM-Torschützenkönig 1970
- #️⃣ Typische Rückennummer: Verein mit 9, Nationalmannschaft mit 9 & 13
Der Beginn von Müllers Profikarriere
Müller war ursprünglich Straßenfußballer. Angebote seines Ortsvereins TSV 1861 Nördlingen lehnte der Angreifer als Kind und Jugendlicher ab. Er hielt sich für zu schlecht und traute sich deshalb nicht. Ein Freund nahm ihn als Zwölfjährigen zu einem Training mit – Müller konnte sich selbst und allen anderen beweisen, dass er mitnichten zu schwach war, um sich im Vereinsfußball zu beweisen. Dies war das Jahr 1958.
Fünf Jahre später spielte Müller in der A-Jugend Nördlingens: Sein Team erzielte in dieser Saison Wettbewerbs-übergreifend 204 Tore. Unfassbare 180 Treffer in nur diesem einem Jahr gingen auf Müllers Konto. Der 18-Jährige schaffte den Sprung in die Jugendauswahl des bayrischen Fußballs – und durfte sein erstes Jahr bei den Profis spielen – in 31 Partien erzielte er 51 Tore.
Seine beste Zeit: Gerd Müller beim FC Bayern München
Seine Leistungen in Nördlingen erzeugten Aufmerksamkeit in der Stadt München. Sowohl der TSV 1860 wie auch der FC Bayern interessierten sich für den Angreifer. Die Löwen hatten ihn im Prinzip schon verpflichtet, doch eine Stunde vor der Vertragsunterschrift erschien Bayern-Geschäftsführer Walter Fembeck im Hause der Müllers und überzeugte Gerd, dass er beim damaligen Zweitligisten bessere Chancen auf einen Stammplatz habe. Als Ablöse an Nördlingen flossen umgerechnet 2500 Euro.
Der damalige Bayern-Coach Zlatko Cajkovski war alles andere als begeistert: Müller habe nicht den richtigen Körper für einen Fußballer, fand er. Was solle er mit einem Gewichtheber anfangen? Für mehrere Monate war Müller deshalb komplett außen vor. Erst durch den Druck der Führungsetage wurde der Angreifer dann im Oktober des Jahres 1964 doch eingesetzt – und erzielte Tore am Fließband. Seine 33 Treffer während der Saison und sechs Tore in der Aufstiegsrunde sorgten dafür, dass die Bayern den Sprung in die erste Liga schafften.
In der ersten Bundesliga-Saison kam Müller auf 14 Treffer und musste einmal sogar im Tor stehen, um den verletzten Sepp Maier zu ersetzen. Die Bayern wurden Dritter und gewannen den Pokal. Im zweiten Jahr lief es noch besser: Müller wurde mit 28 Treffern Torschützenkönig. Bayern gewann zudem den Europapokal der Pokalsieger. In den 70er Jahren gab es kein Halten mehr: Die Münchner gewannen drei Mal in Folge den Vorläufer heutigen Champions League. Müller erzielte in 453 Spielen für die Bayern 398 Tore.
Müller als Sturmführer Deutschlands bei Welt- und Europameisterschaften
Müller wurde erstmals 1966 nach der WM in England ins Nationalteam berufen. In seinem zweiten Spiel gegen Albanien gelangen ihm vier Treffer im Deutschland-Trikot. Bei der WM 1970 wurde er mit zehn Toren Torschützenkönig – sieben Tore schoss er in der Vorrunde. Gegen England gelang ihm im Viertelfinale der Siegtreffer. Gegen Italien im Halbfinale schoss Müller zwei Tore in der Verlängerung. Mit den 10 Toren ging er in die WM-Geschichte ein.
Bei der EM 1972 gewann Müller mit Deutschland den Titel. Der „Bomber der Nation“, wie er längst hieß, wurde mit vier Treffern Torschützenkönig. Bei der WM 1974 im eigenen Land gewann der Angreifer mit seinem Team den Titel. Im Finale von München erzielte Müller das Siegtor gegen die Niederlande. Anschließend trat er im Alter von nur 28 Jahren aus dem DFB-Team zurück. Er soll mit dem Verband heillos zerstritten gewesen sein. Trotzdem war er schon längst Teil der Fußballgeschichtsbücher, egal ob bei Weltmeisterschaft oder in der EURO-Geschichte.
Der Ausklang von Müllers Karriere in den USA
Müller hielt dem FC Bayern bis 1979 die Treue. In seinen letzten Jahren an der Säbener Straße hatte er wiederholt einen Wechsel in die USA abgelehnt, der ihm angeboten wurde. 1970 kam es dann doch dazu: Er schloss sich erst den Fort Lauderdale Strikers an, wechselte dann zu Smith Brothers Lounge und ließ seine Karriere dann endgültig beim German-American Soccer Club ausklingen. 1984 war für Müller das Kapitel Profifußball beendet. Die letzten beiden Stationen waren allerdings schon mehr Amateurniveau als echter Spitzensport.
Müllers Leben nach der aktiven Zeit
Müller kehrte 1984 nach München zurück und hatte einige private Probleme. Mit Hilfe ehemaliger Teamkollegen wie Uli Hoeneß und Fußball-Legende Franz Beckenbauer konnte er diese 1991 überwinden. Ein Jahr später wurde er Jugendtrainer bei den Bayern – und blieb dies bis 2014. Am 15. August 2021 verstarb Gerd Müller in Wolfratshausen.
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