Marokko steht nicht eben in dem Ruf, eine große Fußballnation zu sein. Der größte Erfolg in der Verbandsgeschichte ist bereits sehr lange her: 1972 wurde man Afrikameister. Mit der kommenden Weltmeisterschaft 2022 nahm das Land sechs Mal an der Endrunde einer WM teil. Nur einmal führte der Weg bis ins Achtelfinale – dies geschah 1986. Das Land möchte endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben.
Und tatsächlich gibt es Grund zur Hoffnung. Immerhin weiß Marokko einen echten Weltklasse-Spieler in Gestalt von Achraf Hakimi in seinen Reihen. Er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Außenverteidiger des Planeten. Aber kann er sein Team wirklich bis ins WM-Achtelfinale 2022 führen?
Achraf Hakimi im Star-Check der Weltmeisterschaft
Die wichtigsten Infos | 🇲🇦 Achraf Hakimi |
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Verein | Paris Saint-Germain 🇫🇷 |
Position | Außenverteidiger |
Geburtsdatum | 4. November 1998 |
Größe | 1,81 m |
Einsätze/Tore Nationalmannschaft | 53/8 (Stand: 15.11.2022) |
Marktwert | 65 Mio. € (Stand: 15.11.2022) |
Größter Erfolg mit Nationalteam | WM-Teilnahme 2018 |
Hakimi, der unterschätzte Spieler
Hakimi wurde in seiner Karriere lange unterschätzt. Dies galt insbesondere für die Trainer seines Stammvereins Real Madrid. Diese glaubten nicht, dass er das Zeug für einen Stammplatz bei den Königlichen habe.
Wie groß dieser Irrtum war, wissen die Verantwortlichen sicherlich längst. Doch fraglos möchte der Marokkaner die Weltmeisterschaft dazu nutzen, um diese Fehleinschätzung der ganzen Welt ins Gedächtnis zu rufen.
Erste Schritte in Spanien bei Real Madrid
Dass der Spieler ausgerechnet bei Real Madrid derart falsch eingeschätzt wurde, ist allein schon deshalb bemerkenswert, weil es die Königlichen waren, die ihn in ganz jungen Jahren entdeckten. Sie holten ihn als 7-Jährigen von CD Colonia Ofigevi in die eigene Akademie. Bis einschließlich 2016 durchlief Hakimi alle Jugendmannschaften. Mit der U19 spielte er zwei Mal in der Youth League und erreichte hier jeweils das Halbfinale.
2016 erfolgte dann die Beförderung, obwohl der Außenverteidiger noch immer auch für die U19 auflief: Die Trainer beriefen ihn die zweite Mannschaft, in der er eine Saison bleiben sollte. Hakimi machte bei Real Madrid Castilla in der Spielzeit 2016/17 28 Partien und erzielte ein Tor. Gemessen daran, dass es eben nicht das einzige Team war, für das er spielte, ist dieser Wert durchaus beachtlich.
In der Saison 2017/18 sollte dann die Krönung erfolgen: Hakimi wurde Teil des Kaders des A-Teams der Madrilenen. Er konnte sich hier aber nicht durchsetzen und durfte nur in neun Spielen in der Liga auf dem Platz stehen. Insgesamt kam er zu 17 Pflichtspieleinsätzen und war offiziell der erste Marokkaner, der die Champions League gewann. Er hatte allerdings nur wenig dazu beigetragen. Die Trainer fällten ihr Urteil: Es reicht nicht.
Der Durchbruch als Leihspieler bei Borussia Dortmund
Real nahm deshalb dankbar ein Angebot aus Deutschland an. Borussia Dortmund wollte den Außenverteidiger für zwei Jahre ausleihen. Hakimi könne bei ihnen wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln, versprachen sie. Und so kam es auch: Er lief für den BVB allein in der Bundesliga 54-mal auf und erzielte sieben Tore.
Ohne seinen Mittelfußbruch wären es noch deutlich mehr Partien gewesen. In der Champions League spielte er Atletico Madrid beim 4:0 der Borussia schwindlig und machte damit auch bei seinem Stammverein nachhaltig auf sich aufmerksam.
Mailand und dann PSG: Hakimi auf der Wanderschaft oder am Ziel?
Dortmund hätte Hakimi nach Ende der Leihe gerne behalten, aber es fehlte das Geld. Bei Real wäre man durchaus verkaufsbereit gewesen, weil noch immer das Vertrauen in die Qualitäten des Spielers fehlte. In Pandemie-Zeiten waren die Verantwortlichen sehr offen für eine hohe Ablöse. Als eine Offerte von Inter Mailand für den Spieler kam, nahm man diese gerne an. 43 Millionen Euro Ablöse flossen zu Real. Hakimi lief für die Italiener 37-mal auf und erzielte sieben Tore.
Er bewies eindrucksvoll, dass seine starken Jahre beim BVB nicht die Ausnahme, sondern die Regel waren. Paris Saint-Germain holte ihn für eine Ablöse von 66 Millionen Euro nur ein Jahr später. Durch die schnellen Wechsel ist es nicht ganz klar, ob sich der Spieler bei PSG, wo er ebenfalls stark agiert, bereits am Ziel sieht – oder, ob er nach eigener Wahrnehmung nach noch auf Wanderschaft ist.
Hakimi – inzwischen absolute Weltklasse?
Noch immer gibt es Zweifler, ob Hakimi schon absolute Weltklasse ist. So hielt sich beispielsweise lange das Gerücht, er habe Real auf eigenen Wunsch hin in Richtung Italien verlassen, weil er die Konkurrenz von Dani Carvajal fürchtete. Es waren die Spieler der Königlichen, die dies entkräfteten und erklärten, dass der Spieler gehen sollte. Die WM ist fraglos eine geeignete Bühne, um diese Restzweifel zu zerstreuen.
Was kann Hakimi für Marokko leisten?
Hakimi spielt seit 2016 für Marokko. Er machte in diesem Jahr erst zwei Spieler für die U23 und wurde dann ins A-Team berufen. Hakimi stand bei der WM 2018 in allen drei Gruppenspielen auf dem Platz. Gewinnen konnte Marokko allerdings keine der Partien.
Es 2022 bei der Endrunde in Katar besser zu machen, wird allerdings schwierig. Denn Losglück sieht wahrlich anders aus, geht es doch in Gruppe F der WM 2022 gegen Belgien, Kroatien und Kanada. Vermutlich ist nach der Gruppenphase Schluss.