Die WM 2022 hat ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Dies liegt nicht nur am Austragungstermin im Winter und den diversen Kontroversen, die das Turnier von der Vergabe an begleitet haben. Es handelt sich um auch die teuerste Weltmeisterschaft aller Zeiten. Die konkrete Zahl ist unbekannt, aber das Ursprungsbudget lag laut „Forbes“ bei 200 Milliarden US-Dollar. Dieses wurde nachlaufend nochmals um 20 Milliarden US-Dollar erhöht. Katar reduzierte anschließend zwar die WM-Stadien von 12 auf 8, um die Kosten doch auf 50 Milliarden Dollar zu drücken.
Ob dies gelang, ist allerdings als sehr zweifelhaft. Zuletzt kursierte die Zahl von 150 Milliarden Euro (nicht Dollar). Seit der Entscheidung haben weder die FIFA noch die Organisatoren offizielle Zahlen bezüglich der Gesamtkosten kommuniziert. Als Vergleich: Russland hatte mit 11,7 Milliarden Euro Gesamtkosten die bislang teuerste WM aller Zeiten im Jahr 2018 ausgerichtet. Die Gründe für diese massiv unterschiedlichen Zahlen wären interessant.
Sicher ist, dass es nicht an explodierten Preisgeldern liegen kann. Diese sind für die WM in Katar mit 440 Millionen US-Dollar zwar auch höher denn je, der Sprung ist allerdings vergleichbar gering. Der Weltmeister kriegt beispielsweise nur vier Millionen US-Dollar mehr als vier Jahre zuvor. Die Antrittsprämie bei der EM 2021 (gesamt: 331 Millionen Euro) war sogar höher als die bei der WM. Der Europameister konnte allerdings maximal 33 Millionen Euro gewinnen.
WM Preisgelder 2022 im Überblick
Runde | Preisgeld | Teams |
---|---|---|
Gruppenphase | $ 9 Mio. | 16 |
WM-Achtelfinale | $ 13 Mio. | 8 |
WM-Viertelfinale | $ 17 Mio. | 4 |
4. Platz (WM-Halbfinale) | $ 25 Mio. | 1 |
3. Platz (WM-Halbfinale) | $ 27 Mio. | 1 |
2. Platz (WM-Finale) | $ 30 Mio. | 1 |
Weltmeister 2022 | $ 42 Mio. | 1 |
Alle Infos zu den WM 2022 Preisgeldern
Das Preisgeldsystem der FIFA unterscheidet sich etwas von dem der UEFA – und dem der meisten nationalen Verbände. Deshalb seien die Besonderheiten hier kurz im Detail erläutert. Bei der UEFA summieren sich die Preisgelder für erfolgreiche Runden. Wer das Achtelfinale 2021 erreichte, bekam beispielsweise 1,5 Millionen Euro. Diese kamen zu den 9,25 Millionen Euro Antrittsprämie hinzu. Erreichte eine Mannschaft noch das Viertelfinale, bekam sie nochmals 2,5 Millionen Euro. Die meisten nationalen Verbände handhaben es für ihre Pokalwettbewerbe ebenso.
Die UEFA schreibt Preisgelder für jede Runde aus, die an die Mannschaften gehen, die nur jeweils die spezifische Runde erreichen. Wer beispielsweise in der Gruppenphase scheitert, kriegt die neun Millionen Euro Antrittsprämie. Wer die Gruppenphase im WM-Spielplan 2022 übersteht, kriegt aus diesem Topf allerdings nichts. Schließlich hat man sich ja für den größeren Achtelfinaltopf qualifiziert – und immer so weiter. Der Weltmeister darf deshalb anders als der Europameister nicht seine Preisgelder aus allen Runden addieren, sondern erhält einfach nur die 42 Millionen US-Dollar, die es für den Finalsieg gibt. Zwischen Platz 1 und 2 befindet sich auch der größte Sprung bei den Preisgeldern. Rang 2 erhält mit 30 Millionen US-Dollar satte zwölf Millionen Dollar weniger.
Das Geld reicht für die meisten Verbände nicht
Die Preisgelder wirken groß. Aber sie sind es im Vergleich der Kosten, die für die einzelnen Verbände entstehen, nicht. Hierfür sei ein Beispiel aus dem Jahr 2016 genannt, weil die Zahl öffentlich wurde: Durch die Europameisterschaft musste der DFB in diesem Jahr 35,5 Millionen Euro für die Nationalmannschaft ausgeben. Schon mit der damaligen Zahl müsste Deutschland in Katar Weltmeister werden, um die eigenen Kosten zu decken. Und es ist nach aller Wahrscheinlichkeit kein zu gewagter Tipp, dass die Kosten für die WM 2022 nochmals höher sind, da die Preise für Energie, Flüge, Unterkünfte und Sicherheit seit damals stark anstiegen.
Als weiterer Vergleich: Deutschland konnte bei der WM 2018, die in der Vorrunde endete, durch die Preisgelder nicht einmal ein Drittel seiner Kosten decken. Wenn du dich schon immer gefragt hast, weshalb du kurz vor den Turnieren auf einmal so viele Werbungen der Nationalteams siehst, kennst du nun die Antwort: Es ist die Refinanzierung. Diesbezüglich ist man allerdings ausgesprochen erfolgreich. Der DFB erwirtschaftet mit Deutschlands Nationalteam regelmäßig Überschüsse von mehr als 50 Millionen Euro. In den anderen großen Ländern sieht es ähnlich aus. Für kleine Nationen ist es hingegen deutlich heikler.
Verbandsinterne Lösung für Preisgelder: das Beispiel Deutschland
Die WM-Preisgelder gehen ausnahmslos an die Verbände. Diese treffen interne Lösungen mit den Spielern, wie viel Prämien diese kriegen. Der DFB ist für die WM 2022 bereit, insgesamt mehr als zehn Millionen Euro an entsprechenden Zahlungen zu leisten. Jeder Spieler würde dann 400.000 Euro erhalten. Dafür müsste das DFB-Team als einer der WM 2022 Favoriten aber die Endrunde gewinnen.
In Russland wären es noch 350.000 Euro gewesen. Für den Gruppensieg in der Vorrunde bekäme jeder Spieler 50.000 Euro. Für das Viertelfinale würden 100.000 Euro ausgeschüttet. Das Halbfinale wäre 150.000 Euro wert. Für Rang 3 beliefen sich die Prämien auf je 200.000 Euro. Rang 2 wäre pro Spieler 250.000 Euro wert.