Mit drei Siegen in Folge in Lettland (2:1), gegen Gibaltar (6:0) und in Montenegro (2:1) hat die türkische Nationalmannschaft zum Abschluss der WM-Qualifikation im November noch den Sprung auf den zweiten Platz hinter der Niederlande und damit in die WM 2022 Playoffs geschafft.
Diesem Erfolg, der nach zwischenzeitlichen Punktverlusten zu Hause gegen Lettland (3:3), Montenegro (2:2) und den großen Konkurrenten Norwegen (1:1) sowie einem 1:6-Debakel in den Niederlanden stark gefährdet war, folgten bei der Auslosung der Playoffs allerdings keine guten Nachrichten.
Denn die Türkei, die sich nach der Klatsche gegen die Niederlande von Senol Günes getrennt und Stefan Kuntz als neuen Trainer installiert hat, erwischte den schwerstmöglichen Pfad auf dem Weg zur Fußball WM 2022 in Katar.
Bereits im Halbfinale ist am 24. März die Hürde mit einem Auswärtsspiel in Portugal sehr hoch und würde diese übersprungen, wäre im Endspiel fünf Tage später der Gegner wohl Europameister Italien, der im Halbfinale auf Underdog Nordmazedonien trifft – immerhin dürfte die Türkei dann aber zu Hause ran.
Kuntz offenbar in Belgien
Trotz der Chance auf ein Finale vor eigenem Publikum scheint übermäßige Zuversicht im Lager der türkischen Nationalmannschaft nur bedingt angebracht.
Allerdings wurde mit dem Einzug in die Playoffs bereits mehr erreicht als beim Amtsantritt von Kuntz erwartet werden konnte, was vor den Duellen mit unter Druck stehenden Portugiesen in psychologischer Hinsicht ein Vorteil sein könnte. Erst recht wäre das gegen Italien der Fall, will die Squadra Azzurra doch auf keine Fall die zweite WM-Endrunde nacheinander verpassen.
Natürlich laufen beim türkischen Verband und vor allem bei Trainer Kuntz längst die Vorbereitungen auf die WM-Playoffs. Dabei scheint der 59-Jährige, der mit der deutschen U21 sowohl 2017 als auch 2021 Europameister wurde, offenbar an einer Verstärkung der Offensive zu arbeiten. Denn türkischen Medienberichten zufolge sollen Kuntz und weitere Offizielle des Verbandes nach Belgien gereist sein, um Deniz Undav davon zu überzeugen, künftig im Türkei-Trikot aufzulaufen.
Deniz Undavs Entwicklungskurve zeigt steil nach oben. In der vergangenen Saison schoss er seinen belgischen Klub Royale Union Saint-Gilloise bereits in die erste Liga, in dieser Spielzeit nimmt er mit 18 Toren und 10 Torvorlagen Kurs auf den Meistertitel.https://t.co/C1OMxrmApF pic.twitter.com/RsEql0xK61
— Sportschau (@sportschau) January 26, 2022
28 Scorerpunkte in 23 Spielen
Der im norddeutschen Achim geborene Angreifer hätte in Sachen Nationalmannschaft dank türkisch-kurdischer Wurzeln mehrere Optionen. Im Herbst äußerte der 25-Jährige im “kicker“ Träume sowohl von einer europäischen Top-Liga als auch von einer Karriere im DFB-Team, könnte nun aber über die Türkei eher zu Länderspielehren kommen.
Außer Frage steht, dass der türkischen Auswahl ein Torjäger vom Format Undavs, der in der laufenden Saison der belgischen Jupiler League in 23 Spielen 18 Tore erzielt und zehn weitere vorbereitet hat, gut zu Gesicht stünde.
Denn Undav, der mit seiner Ausbeute gemeinsam mit Michael Frey (Royal Antwerpen) die Torschützenliste anführt, hat fraglos sehr großen Anteil daran, dass Aufsteiger Royal Union St. Gilloise auf Platz eins steht und sogar seriös von der sensationellen Meisterschaft träumen darf und wäre auch in der türkischen Auswahl etwa als Partner von Altstar Burak Yilmaz gut vorstellbar. Ob es Kuntz und der türkischen Delegation gelingt, Undav für die Milli Takım zu gewinnen, bleibt freilich abzuwarten.