Seit Montagabend kennt die französische Nationalmannschaft ihren ersten Gegner bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Am 22. November trifft die Equipe Tricolore zum Auftakt der Mission Titelverteidigung in WM 2022 Gruppe D auf die Auswahl Australiens, die sich im interkontinentalen Play-off nach Elfmeterschießen gegen Peru durchsetzen konnte. Gegen Australien geht Frankreich natürlich als großer Favorit ins Spiel und generell wäre alles andere als das Weiterkommen in einer nicht übermäßig schwer erscheinenden Gruppe, der außerdem Dänemark und Tunesien angehören, eine ebenso große Überraschung wie Enttäuschung.
Rund fünf Monate vor dem Eröffnungsspiel der WM 2022 allerdings läuft es bei der französischen Mannschaft alles andere als rund. Zwar haben auch andere große Nationen wie England oder Deutschland am Ende einer langen Saison Probleme, doch nur zwei Punkte aus den ersten vier Spielen der Nations League 2022/23 genügen nicht ansatzweise den Ansprüchen der Grande Nation. Einer 1:2-Auftaktniederlage gegen Dänemark folgten in Kroatien und Österreich zwei 1:1-Unentschieden, ehe nun am Montagabend im Stade de France das Rückspiel gegen Kroatien durch einen in der fünften Minute von Luka Modric verwandelten Elfmeter mit 0:1 verloren wurde.
In der Nations League droht der Abstieg
In den 85 Minuten nach dem Gegentreffer verstand es Frankreich nicht wirklich, sich gegen entschlossene und zweikampfstarke Kroaten zwingende Chancen herauszuspielen. Die Mannschaft von Trainer Didier Deschamps war zwar über weite Strecken am Drücker, blieb rund um den gegnerischen Strafraum aber zu einfallslos, obwohl mit Christopher Nkunku, Kylian Mbappe und Frankreichs WM Star Karim Benzema eine höchst prominent besetzte Angriffsreihe auf dem Feld stand. Doch weder dieses Trio noch die spät eingewechselten Kingsley Coman und Antoine Griezmann fanden eine Lücke im kroatischen Defensivverbund, sodass dem amtierenden Weltmeister vor den letzten beiden Spielen am 22. September gegen Österreich und am 25. September in Dänemark aktuell sogar der Abstieg aus der Liga A der Nations League 2022/23 droht.
Noch größer sind die Sorgen allerdings im Hinblick auf die WM 2022, denn in der zuletzt gezeigten Verfassung dürfte die Deschamps-Elf kaum ein ernsthafter Kandidat auf den Titel sein. Natürlich ist die aufgrund der hohen Belastung mit elf Spielen binnen vier Tagen nach einer langen Saison nahezu alternativlose Rotation zu berücksichtigen, aber dennoch sind Probleme an mehreren Fronten unverkennbar.
Probleme in Defensive und Offensive
So fehlt derzeit auch mangels eines echten Abwehrchefs die Stabilität in der letzten Reihe. Raphaël Varane, Jules Koundé, Dayot Upamecano, Presnel Kimpembe, Ibrahima Konaté oder William Saliba haben alle ihre Qualitäten, Weltklasse verkörpert in der französischen Innenverteidigung derzeit aber niemand. Offensiv sind Mbappe und Benzema in der französischen Nationalmannschaft sehr wohl in dieser Kategorie einzuordnen, doch insgesamt knirscht es dennoch im Spiel nach vorne, was nicht wenige Beobachter am seit langem auf Formsuche befindlichen, von Trainer Deschamps aber dennoch gestützten Griezmann festmachen. Allerdings lief es auch ohne den 31-Jährigen gegen Kroatien nicht wirklich besser.
Die Aufgabe, aus einer Reihe von Spielern mit nachgewiesener Extraklasse eine funktionierende Offensive formen zu müssen, hätten viele andere Trainer mutmaßlich gerne, stellt für Deschamps aber augenscheinlich die ultimative Herausforderung dar. Wird diese gemeistert, dürften die Chancen auf die erfolgreiche Titelverteidigung in Katar deutlich steigen.