Deutsche Nationalspieler bei Real Madrid haben eine gewisse Tradition. Von Günter Netzer und Paul Breitner in den 70er-Jahren über Uli Stielike und Bernd Schuster in den 80ern sowie Bodo Illgner in den 90ern bis zu Christoph Metzelder, Sami Khedira und Mesut Özil im neuen Jahrtausend trugen viele Akteure sowohl den Adler auf dem DFB-Trikot als auch das Dress der Königlichen.
Seit dem Abschied von Khedira anno 2015 hält aktuell Toni Kroos, der 2014 als frischgebackener Weltmeister vom FC Bayern München in die spanische Hauptstadt wechselte, die deutsche Fahne bei Real hoch. Möglich indes, dass der 32 Jahre alte Mittelfeldstratege demnächst Unterstützung aus der Heimat erhält. Denn die Anzeichen dafür, dass Antonio Rüdiger vor einem Wechsel vom FC Chelsea nach Madrid steht, haben sich in den vergangenen Tagen verdichtet, wenngleich sich auch der FC Barcelona und Juventus Turin noch im Rennen wähnen.
Abschied nach fünf Jahren bei Chelsea
Zunächst verriet Chelsea-Trainer Thomas Tuchel am Sonntag im Anschluss an den 1:0-Sieg seiner Mannschaft im Londoner Stadtduell gegen West Ham United, von Rüdiger vergangene Woche in einem persönlichen Gespräch über den bevorstehenden Abschied informiert worden zu sein. Rüdiger, der 2017 für umgerechnet rund 35 Millionen Euro von der AS Rom verpflichtet wurde, wird seinen auslaufenden Vertrag bei den Blues somit nicht verlängern.
Dass es Chelsea derzeit wegen der Sanktionen gegen Roman Abramowitsch und bis zum Verkauf des Vereins weder erlaubt ist, Verträge zu verlängern noch Transfers zu tätigen, könnte bei Rüdigers Entscheidung auch eine Rolle gespielt haben. Zum einen wegen des im Moment schwer zu kalkulierenden Zeitfaktors und zum anderen, weil im Moment offen ist, ob die Blues in der kommenden Saison wieder einen Kader stellen können, mit dem um alle Titel mitgespielt werden kann.
Unterdessen berichten sowohl der gewöhnlich sehr gut informierte Transferexperte Fabrizio Romano als auch die Real Madrid nahestehende “Marca“, dass sich Rüdiger mit den Königlichen bereits auf eine Zusammenarbeit verständigt hat. Der 29-Jährige soll demnach für vier Jahre unterschreiben und pro Saison etwa zwölf Millionen Euro verdienen. Bereits in dieser Woche könnte der noch fehlende Medizincheck über die Bühne gehen, der einer offiziellen Verkündung des Transfers formal noch im Weg steht.
Rüdiger und Süle haben die Nase vorne
Rüdiger wäre der nächste ablösefreie Innenverteidiger-Coup Real Madrids, nachdem im vergangenen Jahr bereits David Alaba zum Nulltarif vom FC Bayern München gekommen ist. Zusammen mit dem Österreicher könnte Rüdiger künftig das Abwehrzentrum der Königlichen bilden, wobei Eder Militao aber sicherlich auch seine Ansprüche anmelden wird.
Bundestrainer Hans-Dieter Flick dürfte es derweil begrüßen, wenn Rüdiger seine persönliche Zukunft zeitnah geklärt hätte. Schon bei den vier Spielen im Rahmen der Deutschland Nations League im Juni könnte Rüdiger den Fokus damit komplett auf die sportlichen Aufgaben richten – und darauf, sich mit Niklas Süle als momentanes Top-Gespann in der deutschen Innenverteidigung für die Weltmeisterschaft 2022 einzuspielen. Dann wird Rüdiger voraussichtlich der einzige deutsche Nationalspieler in Diensten von Real Madrid sein, da ein Comeback des nach der EM 2021 zurückgetretenen Kroos nicht zu erwarten ist.