Als Hans-Dieter Flick vergangene Woche dem Trainingslager von Borussia Mönchengladbach in Rottach-Egern am Tegernsee einen Besuch abstattete, äußerte sich der Bundestrainer im Hinblick auf Jonas Hofmann bemerkenswert offen. Dem bald 30 Jahre alten Mittelfeld-Allrounder, der noch im Herbst auf der rechten Abwehrseite als aussichtsreicher Kandidat galt und der nun im Juni in der Nations League auch rechts offensiv überzeugte, garantierte Flick nahezu einen Platz im deutschen Kader für die WM 2022 in Katar.
Flicks Augenmerk am Tegernsee galt indes sicherlich auch noch anderen Akteuren, wobei die Anzahl der Spieler, die für den DFB WM-Kader 2022 infrage kommen, angesichts vieler Legionäre eher überschaubar ist. Natürlich auf dem Schirm haben wird der Bundestrainer aber Florian Neuhaus, der vergangenen Sommer ohne Einsatz im noch von Flick-Vorgänger Joachim Löw zusammengestellten EM-Aufgebot stand und im Herbst sowie im März auch unter dem neuen Bundestrainer auf seine Länderspiele Nummer sieben bis zehn kam.
Im Juni nicht nominiert
Im Juni allerdings fehlte Neuhaus nach einer sehr durchwachsenen Saison im Trikot von Borussia Mönchengladbach aber im Aufgebot für die vier Spiele in der Nations League 2022/23 gegen Italien (1:1 auswärts, 5:2 zu Hause), gegen England (1:1) und in Ungarn (1:1). Auf Nachfrage des “kicker“ macht Neuhaus diesbezüglich keinen Hehl daraus, enttäuscht über seine Nichtberücksichtigung gewesen zu sein: “Man ist wahnsinnig stolz und freut sich, wenn man bei der Nationalmannschaft dabei sein darf. Klar, dass es im anderen Fall dann nicht so schön ist“, so der 25-Jährige, der indes gleichzeitig ankündigte, den Blick nach vorne zu richten: “Aber jetzt geht’s weiter. Ich gebe wieder Gas.“
Deutschland trifft in Gruppe E der WM 2022 auf die spanische Nationalmannschaft, Japan und Costa Rica. Und natürlich hat Neuhaus dabei die Weltmeisterschaft am Jahresende in Katar vor Augen: “Die WM ist für jeden Fußballer ein Traum und für mich im Hinterkopf“, erklärte der Mittelfeldmann, betonte aber auch um die Notwendigkeit zu wissen, sich für eine Nominierung empfehlen zu müssen: “Es gilt jetzt aber, Leistung zu bringen. Alles andere wird sich zeigen.“
Weil die WM bereits im November beginnt und Borussia Mönchengladbach zum zweiten Mal in Folge die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb verpasst hat, bleiben Neuhaus aber nur 15 Bundesliga- und bestenfalls zwei DFB-Pokalspiele, um sich aufzudrängen. Dass Gladbach nach dem Trainerwechsel von Adi Hütter zu Daniel Farke wieder mehr Wert auf einen gepflegten, eigenen Ballbesitz legen will, dürfte für Neuhaus‘ Vorhaben indes kein Nachteil sein.
Große Konkurrenz auf allen Mittelfeldpositionen
Die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld, wo Neuhaus sowohl auf der Sechs als auch auf der Acht und der Zehn spielen kann, ist allerdings groß. Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan haben drei Akteure im Sechser- und Achter-Bereich ihr WM-Ticket sicher. Zudem erhielt Anton Stach im Kader zuletzt den Vorzug, während mit Julian Weigl, Julian Brandt, Mahmoud Dahoud und Maximilian Arnold weitere Profis mit ähnlicher Stellenbeschreibung ebenfalls hoffen.
Dass Flick auch Jamal Musiala im Zentrum als Alternative sieht und der Youngster in dieser Rolle überzeugen konnte, verbessert Neuhaus‘ Position nicht. Und auf der Zehn scheint die Konkurrenz mit Deutschlands WM 2022 Star Thomas Müller, Kai Havertz, Marco Reus und – sofern rechtzeitig fit – gegebenenfalls Florian Wirtz ohnehin übermächtig.