Vom Glück verfolgt war Arkadiusz Milik in jüngerer Vergangenheit wahrlich nicht. Der mittlerweile 28 Jahre alte Angreifer verpasste wegen einer langwierigen Knieverletzung die Europameisterschaft 2021 und konnte auch danach nur in drei von 13 Spielen der polnischen Nationalmannschaft mitwirken.
Im November beim 4:1-Sieg in der Qualifikation für die WM 2022 in Katar in Andorra stand Milik in der Startelf und steuerte einen Treffer zum klaren Erfolg bei. Bei der folgenden 1:2-Niederlage in Ungarn reichte es wenige Tage später dann immerhin noch zu einem Joker-Einsatz.
Das Jahr 2022 schien dann in puncto Nationalmannschaft besser zu beginnen, durfte Milik doch nach dem winterlichen Trainerwechsel von Paulo Sousa zu Czeslaw Michniewicz im Testspiel in Schottland (1:1) von Beginn an ran – freilich nur, um nach einer knappen halben Stunde mit einem Muskelfaserriss ausgewechselt zu werden.
Das folgende, mit einem 2:0-Sieg gegen Schweden erfolgreich gestaltete WM-Playoff-Finale verpasste Milik logischerweise und musste dann Anfang Juni abermals wegen einer Muskelverletzung pausieren, als Polen in der Nations League 2022 gegen Wales (2:1), in Belgien (1:6), in den Niederlanden (2:2) und gegen Belgien (0:1) sehr wechselhafte Auftritte hinlegte.
Gute Quote in Marseille
Bedingt durch die vielen Verletzungspausen, zu denen noch eine coronabedingte Auszeit kam, lief es 2021/22 auch auf Vereinsebene für Milik nicht vollends rund. Vom SSC Neapel an Olympique Marseille ausgeliehen brachte es der 1,86 Meter große Mittelstürmer nur auf 23 von 38 möglichen Partien in der Ligue 1, erzielte dabei aber immerhin sieben Tore und gab zwei Vorlagen. Hinzu kamen fünf Treffer in vier Spielen des Coupe de Frances sowie acht Treffer in zehn internationalen Spielen, beides gleich verteilt auf Europa League und Conference League.
Angesichts dieser durchaus guten Quoten war nachvollziehbar, dass Marseille für eine feste Verpflichtung von Milik acht Millionen Euro nach Neapel überwies, wobei diese Konditionen dem Vernehmen nach schon bei der Leihvereinbarung mittels einer Kaufpflicht festgelegt worden sein sollen.
Dafür spricht, dass das finanziell angeschlagene Marseille Milik nun trotz unbestrittener Qualitäten bereits wieder abgegeben hat – für eine überschaubare Leihgebühr von knapp einer Million Euro und einer Kaufoption über zunächst sieben Millionen Euro zuzüglich möglicher Boni von zwei weiteren Millionen an Juventus Turin. In erster Linie soll es das Bestreben von OM gewesen sein, den Gehaltsetat und damit den laufenden Kostenapparat zu senken.
Milik selbst wäre derweil gerne in Marseille geblieben, auch wegen der Möglichkeit, sich in einem mittlerweile gewohnten Umfeld mit der Aussicht auf viel Spielpraxis für den polnischen WM-Kader empfehlen zu können. Nun muss der 62-fache Nationalspieler (16 Tore im Polen-Trikot) in Turin in erster Linie in Konkurrenz zu Dušan Vlahović treten, der im meist praktizierten System mit nur einem Neuner erst einmal gesetzt sein dürfte.
Milik läuft somit Gefahr, nicht in der Häufig- und Regelmäßigkeit zum Einsatz zu kommen, wie erhofft und wie es mutmaßlich in Marseille der Fall gewesen wäre. Da Juve in der Champions League bis zur WM-Endrunde sechs zusätzliche Pflichtspiele zu absolvieren hat, dürfte Trainer Massimiliano Allegri aber zu einer gewissen Rotation greifen.
Keine große Auswahl im polnischen Sturm
Und auch dann, sollte Milik bei Juventus häufiger als ihm lieb ist, die Bank drücken, sind die WM-Chancen bei intakter Gesundheit und Fitness groß. Schließlich ist Polen abgesehen von Robert Lewandowski nicht mit Stürmern von internationaler Klasse gesegnet. Und zwei der übrigen WM-Kandidaten plagen sich mit unterschiedlichen Problemen herum.
Krzysztof Piatek, der wie Milik über das grundsätzliche Potenzial verfügt, spielt bei Hertha BSC kaum mehr eine Rolle und sucht noch nach einem neuen Verein, während Adam Buksa (RC Lens) nach einem Vereinswechsel und langer Verletzungspause in Frankreich erst Fuß fassen muss.
Polen bekommt es in WM 2022 Gruppe C mit Argentinien, Saudi-Arabien und Mexiko zu tun.
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