Nur etwas mehr als drei Monate vor Beginn der Fußball-WM 2022 steht die marokkanische Nationalmannschaft ohne Trainer da. Der Fußball-Verband Marokkos FRMF teilte am vergangenen Donnerstag die Trennung von Vahid Halilhodzic mit, benannte dabei “Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Vorstellungen“ als Gründe.
Für Halilhodzic, der bei der WM 2014 mit Algerien für Furore gesorgt und den späteren Weltmeister Deutschland im Achtelfinale (1:2 n.V.) am Rande einer Niederlage hatte, ist es indes nichts Neues, kurz vor einer WM-Endrunde seinen Job zu verlieren. Vor der WM 2010 entschied sich die Elfenbeinküste dazu, anstelle des in der Qualifikation erfolgreichen Halilhodzic den Schweden Sven-Göran Eriksson zu installieren, indes mit wenig Erfolg, mussten die Ivorer doch nach der Vorrunde die Heimreise antreten. 2018 schaffte es Japan mit Akira Nishino als Nachfolger von Halilhodzic zumindest ins Achtelfinale, wo dann aber Belgien (2:3) Endstation war.
Halilhodzic mit klarer Position
Nun ereilte den 69 Jahre alten Bosnier, der vor fast genau drei Jahren die Nachfolge von Herve Renard angetreten hatte, abermals das Aus, das indes nicht völlig überraschend kam. Bereits seit Monaten wurde in Marokko kontrovers über Halilhodzic diskutiert. Allen voran wegen dessen Entscheidung, auf die Dienste von Hakim Ziyech (FC Chelsea) und Noussair Mazraoui (FC Bayern München) zu verzichten, die beide in den Niederlanden geboren und aufgewachsen sind, aber aufgrund ihrer Wurzeln für Marokko auflaufen können und mit die stärksten Individualisten Akteure des Landes sind.
Ziyech, der in 40 Länderspielen 17 Tore erzielt hat, wurde von Halilhodzic seit Sommer 2021 nicht mehr berücksichtigt, während Mazraouis zwölftes und bis dato letztes Länderspiel aus dem November 2020 datiert. Für beide, denen Halilhodzic zumindest zwischen den Zeilen nicht die nötige Leidenschaft und Hingabe für die marokkanische Nationalmannschaft vorgeworfen hatte, wäre die Tür unter dem bisherigen Trainer auch im Hinblick auf die WM 2022 verschlossen geblieben.
Halilhodzic hatte mehrfach betont, das Duo nicht wieder berufen zu wollen und damit öffentlich auch eine andere Position als Verbandschef Fouzi Lekjaâ ergriffen, der Ziyech und Mazraoui im April noch einen Platz im Marokko WM 2022 Kader in Aussicht gestellt hatte.
Ziyech: Rücktritt vom Rücktritt?
Abzuwarten bleibt nun, wie sich der Trainerwechsel auswirkt und ob die beiden bei Ajax Amsterdam ausgebildeten Akteure bei der WM 2022 doch noch eine Rolle spielen werden. Gerade Ziyech hatte aus Enttäuschung über die Nichtberücksichtigung für den Afrika-Cup und die WM-Play-offs zu Beginn des Jahres eigentlich bereits das Ende seiner Länderspielkarriere erklärt. Dem Vernehmen nach soll sich der 29-Jährige nun aber mit dem Rücktritt vom Rücktritt beschäftigen.
Auszugehen ist auf jeden Fall davon, dass Marokko mit der bestmöglichen Mannschaft nach Katar reisen will, um die nicht einfache Gruppe F der WM 2022 mit Belgien, Kanada und die kroatische Nationalmannschaft meistern zu können und die Personalien Ziyech und Mazraoui auch in den Gesprächen mit potentiellen Trainerkandidaten eine wesentliche Rolle einnehmen werden.