Von der Europameisterschaft 2004 in Portugal über die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, die EM 2008 in Österreich und der Schweiz sowie die WM 2010 in Südafrika bis zur EM 2012 in Polen und der Ukraine hat die belgische Nationalmannschaft fünf Großturniere hintereinander verpasst.
Dann aber gingen die Roten Teufel schon bei der WM 2014 in Brasilien als Geheimfavorit an den Start und mussten beim ersten Auftritt auf großer Bühne einer goldenen Generation erst im Viertelfinale knapp gegen Argentinien (0:1) die Segel streichen.
Wenn von der goldenen Generation die Rede ist, dann sind in erster Linie Kevin de Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku gemeint, die allesamt im Laufe ihrer Karriere tatsächlich Weltklasseniveau erreicht haben. Im Belgien-Trikot ist dem Trio, das in den vergangenen Jahren dank einer exzellenten Nachwuchsarbeit eine Reihe weiterer Akteure von internationalem Format an seiner Seite wusste und weiß, der ganz große Wurf allerdings auch nach dem Viertelfinal-Aus 2014 nicht gelungen.
Bei den Europameisterschaften 2016 und 2021 war ebenfalls jeweils im Viertelfinale Schluss und bei der WM 2018 erwies sich im Halbfinale letztlich der spätere Weltmeister Frankreich als einen Tick zu stark. Immerhin gelang 2018 dann noch ein Erfolg im Spiel um Platz drei gegen England.
Zahlreiche Eckpfeiler in fortgeschrittenem Fußballer-Alter
Die Weltmeisterschaft 2022 in Katar, für die sich Belgien souverän als ungeschlagener Gruppensieger vor Wales, Tschechien, Estland und Belarus qualifiziert hat, sehen nicht wenige Beobachter nun schon alles letzte Chance für die Roten Teufel auf einen Titel. Zwar rücken bei dem WM-Favoriten weiterhin Talente mit vielversprechender Perspektive nach wie unter anderem Charles De Ketelaere oder Alexis Saelemaekers, doch nach wie vor hängt vieles von den Stars ab, die allerdings allesamt nicht mehr ganz jung sind.
De Bruyne und Hazard sind mittlerweile 31 Jahre alt, Lukaku nähert sich mit 29 ebenfalls der für Fußballer nicht unwesentlichen 30er-Marke. Darüber hinaus sind auch weitere langjährige Stützen wie Thibaut Courtois (30), Thomas Meunier (30), Jan Vertonghen (35), Toby Alderweireld (33), Axel Witsel (33) oder Dries Mertens (35) in fortgeschrittenem Fußballer-Alter angelangt.
Damit Belgien, das es in der Vorrunde in WM 2022 Gruppe F mit Kroatien, Kanada und Marokko zu tun bekommt, in Katar ein ernsthaftes Wörtchen um den WM-Titel mitreden kann, sind die Spieler rund um Belgiens WM Star Kevin de Bruyne in Top-Form essenziell. Während man sich um den im Trikot von Manchester City nahezu durchweg herausragenden Spieler diesbezüglich eher keine Gedanken zu machen braucht, fallen Hazard und Lukaku schon in die Kategorie Sorgenkinder.
Hazard blieb auch in seiner dritten Saison bei Real Madrid vieles schuldig und hatte kaum Anteil am Gewinn der Meisterschaft und der Champions League. Lediglich 904 Minuten stand der Offensivmann wettbewerbsübergreifend und verteilt auf 23 überwiegend kurze Einsätze auf dem Feld, bei einem Treffer und zwei Vorlagen. Wie praktisch in seiner gesamten Zeit in der spanischen Hauptstadt, die 2019 mit einem 115 Millionen Euro teuren Transfer vom FC Chelsea begonnen hat, hatte Hazard mit Verletzungen zu kämpfen und stand mehrfach nicht zur Verfügung.
Nach einer Fissur am Wadenbein konnte der Kapitän der Roten Teufel aber nach der Saison alle vier Partien in der Nations League 2022/23 bestreiten und stand dabei dreimal in der Startelf – zwar mit ausbaufähigen Leistungen, aber dennoch ist die Hoffnung vorhanden, dass Hazard rechtzeitig zur WM 2022 noch einmal zu seiner Top-Form findet.
Lukaku zurück in Italien
Die gleiche Hoffnung ist auch in Bezug auf Lukaku vorhanden und liegt vor allem in einem bevorstehenden Vereinswechsel des Mittelstürmers begründet. Lukaku kehrt nach einer unbefriedigenden Saison beim FC Chelsea mit 15 Toren und zwei Vorlagen in 44 Pflichtspielen aller Voraussicht nach zunächst auf Leihbasis zu Inter Mailand zurück.
Mit den Nerazzurri hatte Lukaku 2021 die Meisterschaft gewonnen und in zwei Jahren in der Serie A 47 Treffer in 72 Partien erzielt. Um wieder für Inter spielen zu können, soll Lukaku auf Teile seines Gehalts verzichten. Sollte der Sturmtank die Form seiner beiden ersten Jahre in Italien wieder erreichen, hätte sich dieser Verzicht definitiv gelohnt und gleichzeitig würden die Hoffnungen aller belgischen Fans auf eine erfolgreiche WM sicherlich wachsen.
Bei den WM Wetten 2022 zählt Belgien übrigens nicht zu den Top-Favoriten auf den Titel. Hier liegen Rekordweltmeister Brasilien, Vize-Europameister England, der amtierende Weltmeister Frankreich sowie der amtierende Copa America Sieger Argentinien auf den vordersten Plätzen.