Mit Niederlagen vor eigenem Publikum gegen Dänemark (1:2) und Kroatien (0:1) sowie Unentschieden in Kroatien (1:1) und Österreich (1:1) hat sich die französische Nationalmannschaft in der Nations League 2022 Anfang Juni nicht mit Ruhm bekleckert.
Dem Weltmeister droht vor den finalen beiden Partien Ende September gegen Österreich und in Dänemark sogar der Abstieg aus der obersten Nations League Liga A, der rund zwei Monate vor Beginn der Fußball WM 2022 in Katar natürlich vermieden werden soll.
Die Hoffnung in Frankreich, dass die schwachen Auftritte zum Ausklang der alten Saison vornehmlich der zuvor monatelang hohen Belastung vieler Spieler geschuldet war, ist unterdessen groß. Außer Frage steht, dass der amtierende Weltmeister, der auch in Katar einer der WM-Favoriten 2022 starten wird, über personelle Möglichkeiten verfügt wie kaum ein anderes Land. Trainer Didier Deschamps könnte wohl problemlos gleich zwei Mannschaften aufbieten, die für sich dazu in der Lage sein sollten, mindestens ins WM-Halbfinale einzuziehen.
Doppelte Rückkehr nach Lyon
Bezeichnend für die große Auswahl ist, dass Spieler wie Corentin Tolisso und Alexandre Lacazette zuletzt im Frankreich-Trikot keine Rolle spielten. Tolisso, der 2018 zum WM-Aufgebot zählte, wurde in den letzten Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen und stand letztmals bei der Europameisterschaft 2021 im Kader. Lacazettes 16. und bislang letztes Länderspiel datiert sogar aus dem November 2017.
Abgehakt dürften Tolisso und Lacazette den Frankreich WM-Kader 2022 trotz der großen Konkurrenz auf ihren Positionen im zentralen Mittelfeld und im Angriff indes noch nicht haben. Beide haben sich nun für den Weg zurück zu ihrem Ex-Klub Olympique Lyon entschieden, verbunden mutmaßlich auch mit der Hoffnung, sich in der Heimat wieder für höhere Aufgaben empfehlen zu können.
Lacazette überall mit starker Quote
Der 27-jährige Tolisso kehrt nach fünf Jahren beim FC Bayern München, der im Sommer 2017 stattliche 41,5 Millionen Euro nach Frankreich überwiesen hat und nun einen ablösefreien Abschied wegstecken muss, zu Olympique zurück und unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Lacazette, der dem FC Arsenal ebenfalls 2017 sogar umgerechnet 53 Millionen Euro Ablöse wert war und der nun ebenfalls zum Nulltarif wechselt, band sich bis 2025.
Der 31 Jahre alte Angreifer, der bis zu seinem Abschied in 202 Spielen der Ligue 1 auf 100 Treffer und 32 Vorlagen kam, bringt aus der Premier League eine ansehnliche Quote von 54 Treffern und 30 Assists in 154 Partien mit. Gelingt es Lacazette, an diese Werte anzuknüpfen, wird es für Deschamps trotz Konkurrenten wie Kylian Mbappe, Antoine Griezmann, Karim Benzema oder Wissam Ben Yedder wohl nicht ganz einfach, auf den Routinier zu verzichten.
Tolisso, der in fünf Jahren beim FC Bayern nur 71 von 170 möglichen Bundesliga-Spielen bestritten hat, war bei Deschamps trotz vieler Verletzungen nie abgeschrieben und dürfte gute Chancen auf ein Comeback haben, wenn zurück in der Heimat neben der Fitness auch die Leistung stimmt. Auch deshalb, weil zuletzt im zentralen Mittelfeld getestete Akteure wie Boubacar Kamara und Mattéo Guendouzi nur bedingt zu überzeugen wussten.
Frankreich bekommt es in WM Gruppe D 2022 mit Dänemark, Australien und Tunesien zu tun. Bei den WM 2022 Wettquoten liegen nur Brasilien und England vor der Franzosen.