Der tragische Unfall-Tod von Legende Freddy Rincon im Alter von nur 55 Jahren hat Fußball-Kolumbien vergangene Woche in Trauer gestürzt. Und dennoch geht das Business nur wenige Tage später schon wieder einigermaßen normal weiter. Denn am Sonntag gab der kolumbianische Verband bekannt, die Zusammenarbeit mit Nationaltrainer Reinaldo Rueda nach der verpassten Qualifikation für die WM 2022 zu beenden.
Zu viele Unentschieden kosten das WM-Ticket
Der 65 Jahre alte Fußball-Lehrer hatte die chilenische Nationalmannschaft im Januar 2021 eigens für seine zweite Amtszeit als Coach seines Heimatlandes verlassen, mit dem klaren Ziel, das Ticket für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu lösen. Doch wie schon beim ersten Anlauf zwischen 2004 und 2006 schaffte es Rueda nicht, Kolumbien zur WM zu führen. Damals wurde das Turnier in Deutschland als Sechster der südamerikanischen Qualifikationsgruppe verpasst und auch diesmal reichte es nur zu jenem undankbaren sechsten Platz. Die beiden Siege an den letzten Spieltagen gegen Bolivien (3:0) und in Venezuela (1:0) reichten mangels Schützenhilfe nicht für das WM-Ticket oder zumindest die interkontinentalen Play-offs. Zum Verhängnis wurden Kolumbien letztlich vor allem die acht Unentschieden bei insgesamt fünf Siegen und fünf Niederlagen.
Auf die ganz großen Erfolge als Nationaltrainer muss Rueda somit weiterhin warten, wohingegen auf Vereinsebene mit Atlético Nacional der Gewinn der Copa Libertadores 2016 auf der Habenseite steht. Mit Honduras 2010 und Ecuador 2014 zwei Außenseiter zu WM-Endrunden geführt zu haben, fällt aber fraglos auch in die Kategorie Erfolg. Ob und wie Rueda, mit dem auch sein Trainerstab gehen muss, seine Trainerkarriere fortsetzt, ist im Moment noch offen.
Potential ist vorhanden
Selbiges gilt für die Frage nach dem Nachfolger Ruedas auf der kolumbianischen Trainerbank, der sicherlich mit dem obersten Ziel antreten würde, eine Mannschaft zu formen, die sich nicht nur für die übernächste WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko qualifizieren, sondern dort auch eine gute Rolle spielen kann. Mit den Innenverteidigern Yerry Mina und Davinson Sánchez sowie Shooting-Star Luis Diaz und Luis Sinisterra in der Offensive sind auf jeden Fall einige Akteure vorhanden, um die in den nächsten Jahren eine schlagkräftige Elf geformt werden kann. Ob die Routiniers Juan Cuadrado, James Rodriguez, Luis Muriel und Duvan Zapata 2026 noch mitmischen können, erscheint derweil eher fraglich. Bei der nächsten Copa America 2024 in Ecuador aber könnte das Quartett noch dabei sein.
Erst einmal aber erhält der neue Nationaltrainer, für dessen Verpflichtung bislang noch kein Zeitplan vorhanden ist, die Gelegenheit, in Ruhe und ohne Druck in Form von Pflichtspielen an einem neuen Team zu arbeiten. Im kommenden Winter wird man jedenfalls die WM 2022 im TV ansehen müssen.