Fast exakt ein Jahr lang stand Thilo Kehrer zwischen September 2020 und September 2021 nicht im Kader der deutschen Nationalmannschaft, verpasste in diesem Zeitraum auch die Teilnahme an der EURO 2021. Dabei wäre der Defensiv-Allrounder, der sowohl auf beiden Außenbahnen als auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden kann, fit und einsatzbereit gewesen, stand allerdings bei Bundestrainer Joachim Löw nicht allzu hoch im Kurs.
Gute Karten bei Hansi Flick
Der Trainerwechsel zu Hans-Dieter Flick brachte Kehrer aber nicht nur zurück in den Kader der DFB-Auswahl, sondern bescherte dem Profi von Paris St. Germain sogar in allen sieben Qualifikationsspielen zur WM 2022 im Herbst 2021 einen Platz in der Startelf. Dreimal lief Kehrer in der Innenverteidigung auf, dreimal als Linksverteidiger und ein Mal auf der rechten Abwehrseite.
Im März stand Kehrer auch in den beiden WM-Testspielen gegen Israel (2:0) und in den Niederlanden in der Anfangsformation, jeweils als rechter Verteidiger. Im Juni setzte Flick den 25-Jährigen zum Auftakt der Nations League 2022 in Italien (1:1) wiederum als linker Verteidiger ein und am dritten Spieltag in Ungarn ein weiteres Mal auf der rechten Seite der Viererkette. Lediglich gegen England (1:1) und im Rückspiel gegen Italien (5:2) fehlte Kehrer, der wie einige andere Akteure bei vier Partien binnen elf Tagen Pausen erhielt.
Der Rückblick auf die vergangenen Monate macht einerseits deutlich, dass Flick einiges von Kehrer hält und den mittlerweile 20-fachen Nationalspieler gerne in seinem Team hat. Andererseits zeigen die von Spiel zu Spiel verschiedenen Rollen aber auch, dass Kehrer seinen Platz im DFB-Trikot nicht wirklich gefunden hat. Die Konkurrenz für den ehemaligen Schalker ist auf allen Defensivpositionen groß und könnte im Hinblick auf die WM 2022 in Katar womöglich sogar zu groß werden. Vor allem dann, wenn die internen Rivalen in ihren Vereinen regelmäßige Spielpraxis sammeln, auf die Flick großen Wert legt, und dabei auch Eigenwerbung betreiben können.
Mit Draxler in der Trainingsgruppe II
Kehrer selbst ist derweil in Paris weitgehend außen vor und gehört wie Landsmann Julian Draxler zu den Spielern, die der französische Meister gerne noch in diesem Sommer abgeben würde. Das deutsche Duo wurde vom neuen Trainer Christophe Galtier mit weiteren Profis sogar einer separaten Trainingsgruppe zugeteilt, die nicht mit den Stars um Neymar, Kylian Mbappe und Lionel Messi übt. Eine deutlichere Ansage hätte es kaum geben können und dürfte zumindest bei Kehrer, der auch seine WM-Chancen im Kopf hat, die Gedanken an einen Abschied aus Paris ein Jahr vor Vertragsende intensivieren.
Eine kolportierte Einigung mit dem FC Sevilla hat Kehrer vergangene Woche noch verneint, doch die Andalusier, die mit Jules Koundé (FC Barcelona) und Diego Carlos (Aston Villa) ihre gesamte Stamminnenverteidigung verloren haben, gelten als stark interessiert. Ebenso West Ham United, wobei die Hammers auch Kehrers Noch-Teamkollegen Abdou Diallo im Visier haben sollen, dem PSG auch keine allzu großen Steine in den Weg legen würde.
Deutschland bekommt es im Übrigen in WM Gruppe E 2022 mit Spanien, Japan und Costa Rica zu tun.