Nach einem 90-Minuten-Einsatz zum Auftakt der Nations League 2022/23 Anfang Juni bei der überraschenden 1:2-Heimniederlage der französischen Nationalmannschaft gegen Dänemark verpasste Ngolo Kante die folgenden drei Partien vor der Sommerpause in Kroatien (1:1), in Österreich (1:1) und gegen Kroatien (0:1) wegen Knieproblemen. Den anschließenden Urlaub nutzte der 31-Jährige aber, um wieder fit zu werden und stand an den ersten beiden Spieltagen der Premier League jeweils in der Startelf des FC Chelsea.
Tuchel spricht von einer “ziemlichen ernsten“ Verletzung
Vor dem Auswärtsspiel am Sonntag bei Leeds United allerdings musste Chelseas Trainer Thomas Tuchel den neuerlichen Ausfall von Kante vermelden, der am vergangenen Wochenende beim hitzigen 2:2 im Derby gegen Tottenham Hotspur kurz vor Schluss vom Feld musste. „Wir reden hier von Wochen. Das ist keine gute Nachricht. Wir sind enttäuscht und traurig, denn Ngolo war super-wichtig und super-fit“, so Tuchel, der die Verletzung als „ziemlich ernst“ bezeichnete. Details gab Chelsea zwar wie üblich nicht bekannt, doch soll es sich um eine muskuläre Verletzung am Oberschenkel handeln.
Bei einer von Tuchel prognostizierten Ausfalldauer von mehreren Wochen sind für Kante nicht nur die kommenden Aufgaben mit Chelsea passé, sondern auch die beiden letzten Partien in der Nations League am 22. September gegen Österreich und am 25. September in Dänemark stark gefährdet. Nationaltrainer Didier Deschamps muss in den beiden letzten Spielen vor der Nominierung vom Frankreich Kader der WM 2022 somit möglicherweise auf einen seiner Schlüsselspieler verzichten und im zentralen Mittelfeld eine andere Lösung suchen. Ob Kant wirklich auf der Liste der verletzten Spieler der WM 2022 landet, wird sich aber erst zeigen.
Die Alternativen sind noch zu grün
Das allerdings ist leichter gesagt als getan, denn Boubacar Kamara, Eduardo Camavinga, Matteo Guendozi oder Aurélien Tchouameni, die allesamt noch am Anfang ihrer Karriere stehen und schon erste Einsätze in der Equipe Tricolore verzeichneten, sind aktuell bei aller Veranlagung noch nicht dazu in der Lage, Kante gleichwertig zu ersetzen.
Weil zudem auch Paul Pogba wegen seiner langwierigen Knieprobleme im Moment noch nicht wieder einsatzbereit ist und mutmaßlich vor der WM 2022 auch nicht mehr allzu viel Spielpraxis sammeln wird können, droht ausgerechnet die so wichtige Schaltzentrale in alles anderer als optimaler Verfassung zur WM 2022 zu reisen. Dort beginnt die Mission Titelverteidigung für Frankreich mit den Gruppenspielen gegen Australien, Dänemark und Tunesien.
Keine unlösbare Aufgabe, die Kante und Pogba gegebenenfalls auch nutzen könnten, schon unter Wettbewerbsbedingungen Matchpraxis zu sammeln und in Form zu kommen. Lieber freilich wäre es Deschamps und Fußball-Frankreich, wenn das Weltmeister-Duo von 2018 bereits in guter Verfassung wäre, bevor der erste Ball bei der Wüsten-WM rollt.