Mit dem unerwarteten und angesichts einer leichtfertig verspielten 3:1-Führung sicherlich auch zu vermeidenden Aus im EM 2021 Achtelfinale im Elfmeterschießen gegen die Schweiz ist es der französischen Nationalmannschaft nicht gelungen, zum zweiten Mal in der Geschichte einem Weltmeistertitel den EM-Sieg folgen zu lassen.
Anders als die Mannschaft, die bei der EURO 2000 den WM-Erfolg im eigenen Land zwei Jahre zuvor bestätigen konnte, ist die aktuelle Equipe Tricolore frühzeitig gescheitert und das wohl zuvorderst auch an sich selbst. Im Nachgang des Scheiterns gegen die Schweiz kommen immer mehr Details zu internen Differenzen und zu mangelnder Disziplin innerhalb des französischen EM Kaders ans Tageslicht.
Streitigkeiten auf dem Platz und auf der Tribüne
Wie auf der Tribüne, wo während des Spiels gegen die Schweiz offenbar die Familien von Adrien Rabiot sowie Kylian Mbappe und Paul Pogba aneinandergeraten sind, gab es Medienberichten zufolge auch auf dem Spielfeld Auseinandersetzungen zwischen Rabiot, Pogba, Benjamin Pavard und Raphael Varane, in denen unter anderem das Abwehrverhalten Pogbas ein Thema gewesen sein soll.
Nicht zu übersehen war für die TV-Zuschauer unterdessen während der Pause der Verlängerung gegen die Schweiz auch eine Meinungsverschiedenheit zwischen Trainer Didier Deschamps und dem angeschlagenen Kingsley Coman, der trotz muskulärer Beschwerden weiterspielen wollte, dann aber kurze Zeit später sichtlich gehandicapt doch vom Platz beordert wurde.
Changement ! Kingsley Coman cède sa place à Marcus Thuram (111') #FRASUI #FiersdetreBleus pic.twitter.com/7zeQjhkJKd
— Equipe de France ⭐⭐ (@equipedefrance) June 28, 2021
Die Gemengelage rund um die französische Nationalmannschaft ist auf jeden Fall alles andere als einfach, sodass längst auch darüber spekuliert wird, ob Deschamps nicht von sich aus die Brocken hinwerfen oder der Verband zu dem Schluss kommen könnte, mit einem anderen Trainer weitermachen zu wollen.
Als Kandidat wurde und wird in diesem Zusammenhang vor allem Zinedine Zidane gehandelt, der Real Madrid mit Ablauf der zurückliegenden Saison erneut den Rücken gekehrt hat und dessen Traum, eines Tages die französische Nationalmannschaft zu trainieren, längst kein Geheimnis mehr ist.
Medienbericht: Deschamps bleibt im Amt
Der 52-jährige Deschamps, 1998 und 2000 beim Doppeltriumph im zentralen Mittelfeld eine wichtige Figur, besitzt eigentlich noch einen Vertrag bis zur Fußball WM 2022 in Katar, hat sich bisher aber noch nicht zu seiner Zukunft geäußert.
Auch Verbandspräsident Noel Le Graet weiß im Moment noch nicht um die Befindlichkeit des Trainers und will einem Gespräch mit Deschamps nicht vorgreifen: “Ich habe mit Didier vereinbart, dass wir uns eine Woche Zeit lassen, um zu reflektieren. Dann werden wir uns treffen, um Bilanz zu ziehen. Ich werde dann sehen, in welcher Verfassung er ist. Wenn seine Motivation intakt ist, ist es meine auch. Wir werden auch sein Verhältnis zu den Spielern analysieren.“
Nach Informationen der Zeitung “Le Parisien“ soll indes schon vor dem Treffen zwischen Deschamps und Le Graet eine Entscheidung gefallen sein. Demnach wird Deschamps seine Arbeit fortsetzen und auch bei der WM auf der Bank sitzen, eine erfolgreiche WM 2022 Qualifikation natürlich vorausgesetzt.
Frankreich bekommt es in WM Quali Gruppe D mit der Ukraine, Finnland, Bosnien & Herzegowina und Kasachstan zu tun und ist nach 3 Spieltagen mit 7 Punkten Tabellenführer.