Rund ein halbes Jahr vor Beginn der Weltmeisterschaft 2022 in Katar sind noch drei Startplätze vakant, die in für Juni angesetzten Play-off-Spielen vergeben werden. Im europäischen WM-Playoff trifft Wales im Endspiel um ein WM-Ticket auf den Gewinner des Duells zwischen Schottland und der Ukraine, das kriegsbedingt von Ende März auf den 5. Juni verlegt werden musste.
In interkontinentalen Play-offs ermitteln zudem am 13. und 14. Juni Costa Rica und Neuseeland sowie Peru und der Gewinner des Duells Australien – Vereinigte Arabische Emirate jeweils einen WM-Teilnehmer.
Damit wäre das Teilnehmerfeld dann eigentlich komplett. Doch aktuell ist nicht ausgeschlossen, dass es nachträglich noch zu einer Veränderung kommt. Denn wie nun bekannt und in der Zwischenzeit von der FIFA auch gegenüber der Nachrichtenagentur SID bestätigt wurde, hat der chilenische Verband Protest gegen die WM-Teilnahme Ecuadors eingelegt.
Hintergrund dessen ist, dass im ecuadorianischen Nationalteam während der WM-Qualifikation mit Byron Castillo ein Spieler zum Einsatz gekommen ist, der nach Auffassung des chilenischen Verbandes nicht spielberechtigt war. Laut der “New York Times“, die als Erstes über den Fall berichtet und eine mehrseitige Klageschrift von chilenischer Seite vorliegen hat, soll der FIFA unter anderem eine Geburtsurkunde übermittelt worden sein, aus der hervorgeht, dass Castillo in Kolumbien geboren wurde.
Falscher Geburtsort und falsches Geburtsdatum?
Bislang wird für den Rechtsverteidiger, der beim ecuadorianischen Spitzenklub Barcelona SC unter Vertrag steht, offiziell stets Playas in Ecuador als Geburtsort genannt. Laut chilenischer Anklage soll Castillo zudem nicht erst 23, sondern bereits 26 Jahre alt sein. Die Vorwürfe freilich sind nicht neu, wurden vielmehr schon diskutiert, bevor Castillo im vergangenen September erstmals ins Nationalteam berufen wurde. Damals entschied die die ecuadorianische Justiz, Castillo mit einer neuen Geburtsurkunde auszustatten.
Sollte nun ein neues, echtes Dokument zum Vorschein gekommen sein, würde sich die Lage freilich verändern und hätte möglicherweise auch weitreichende Auswirkungen. Denn verbunden mit dem eingelegten Protest Chiles ist die Hoffnung, dass sämtliche acht Spiele in der Südamerika WM 2022 Quali, in denen Castillo zum Einsatz gekommen ist, gegen Ecuador gewertet werden. Darunter waren auch ein 2:0-Erfolg in Chile und ein torloses Unentschieden im Hinspiel beider Nationen in Ecuador.
Chile hofft nachträglich auf Platz vier
Im Falle einer Wertung aller Spiele gegen Ecuador mit 0:2 oder 0:3 erhielte Chile fünf zusätzliche Punkte und würde in der Tabelle vom siebten auf den vierten Platz springen. Chile würde nicht nur Ecuador überholen, sondern auch an Peru und Kolumbien vorbeiziehen, gegen die Castillo nicht eingesetzt wurde.
Die FIFA hat sich bislang nicht näher zu dem Fall geäußert, wird aber sicherlich zeitnah eine Entscheidung treffen müssen. Dass Chile für Ecuador nachrückt und damit in WM Gruppe A 2022 gegen die Niederlande, den Senegal und Gastgeber Katar antritt, gilt als mögliches, im Moment aber noch als eher unwahrscheinliches Szenario. Ecuador würde am 21. November das WM 2022 Eröffnungsspiel bestreiten.