Einen guten Monat nach der Ankündigung von Joachim Löw, das Amt des Bundestrainer mit dem Ende der UEFA Europameisterschaft 2021 und damit über ein Jahr vor Vertragsende zur Verfügung zu stellen, ist die Nachfolge weiterhin offen. Als klarer Favorit gilt inzwischen aber Löws ehemaliger und langjähriger Co-Trainer Hans-Dieter Flick, der vergangene Woche erklärt hat, den FC Bayern München trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages verlassen zu wollen.
Überrascht davon, dass Flick entgegen der internen Absprache seinen Wunsch auch der Öffentlichkeit mitgeteilt hat, verwies der FC Bayern zunächst darauf, am vorgesehenen Ablauf mit weiteren Gesprächen in der kommenden Woche festhalten zu wollen.
Dann freilich wäre alles andere als die Mitteilung, dass beide Seiten ab Sommer getrennte Wege gehen, eine Überraschung. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) will man unterdessen die Entwicklung in München erst einmal abwarten, ehe Kontakt mit Flick in puncto Löw-Nachfolge aufgenommen wird.
DFB respektiert Flicks Vertrag in München
“Wir haben gesagt, dass wir keinen Trainer aus einem vorhandenen Vertrag rausholen. Daran hat sich nichts geändert“, erklärte DFB-Präsident Fritz Keller nun gegenüber dem “kicker“ und ist sich damit mit Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff einig.
“Auch in diesem Fall gilt: Solange ein Trainer in einem laufenden Vertragsverhältnis ist – und das ist nach meinem Verständnis bei Hansi Flick und dem FC Bayern nach wie vor der Fall –, sprechen wir ihn aktiv nicht an“, betonte Bierhoff im “kicker“, das bestehende Arbeitsverhältnis zwischen Flick und dem FC Bayern zu respektieren. Freilich machte Bierhoff zugleich auch kein Geheimnis daraus, große Stücke auf Flick zu halten: “Dass Hansi beim DFB eine riesige Wertschätzung genießt, ist ja keine Überraschung.“
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Weil diese Wertschätzung auf Gegenseitigkeit beruht, darf man getrost davon ausgehen, dass Bierhoff und Flick hinter den Kulissen sehr wohl in Kontakt stehen und die eine Seite bestens darüber informiert ist, was die andere plant. Offiziell indes hält Bierhoff am Zeitplan, “rund um die EM einen Nachfolger vorzuschlagen“ fest.
Wohlwissend, dass bis dahin die Dinge zwischen dem FC Bayern und Flick geregelt sein dürften, schließlich wird der Rekordmeister kaum bis Juni oder gar Juli warten, um auf dem Trainerposten für Klarheit zu sorgen. Verbunden mit dieser Vorgehensweise könnte aus Sicht des DFB die Hoffnung sein, dass Flick seinen Vertrag bei den Bayern bis dahin aufgelöst hat und dann keine Ablöse mehr fällig wird, auf die man in München nach derzeitigem Stand aber wohl nicht verzichten will.
Rangnick wohl kein ernsthafter Kandidat
Unterdessen wird auch anhand einer anderen Personalie deutlich, dass Flick bei der Suche nach einem neuen Bundestrainer für die WM 2022 oberste Priorität genießt. Denn obwohl seit Löws Rücktrittsankündigung bereits sechs Wochen vergangenen sind, ist es bislang nicht zu einem Treffen zwischen Bierhoff und Ralf Rangnick gekommen.
Rangnick, der zuletzt ohne Einigung mit dem FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt gesprochen hat, signalisierte zwar seine Bereitschaft, ist aber augenscheinlich nicht die Lösung, die man beim DFB vor Augen hat.
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