Das Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar zieht erste personelle Konsequenzen nach sich. Während sich Spieler wie Thomas Müller und Ilkay Gündogan, die mit dem Gedanken an einen Rücktritt spielen sollen, noch im Überlegungsprozess befinden, hat sich Oliver Bierhoff mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) darauf verständigt, seinen eigentlich noch bis 2024 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen.
„Ich gehe nicht ohne die nötige Selbstkritik. In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung“, erklärte Bierhoff auch unter Bezugnahme an die schon seit einigen Jahren vorhandene, in den vergangenen Tagen aber nochmals deutlich intensiver gewordene Kritik an seinem Wirken.
Zukunft von Bundestrainer Flick noch offen
Entscheidend für die Demission des 54-Jährigen, der erst in diesem Jahr offiziell mit dem neuen Titel Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie der DFB GmbH & Co KG. versehen worden ist, war letztlich das enttäuschende sportliche Abschneiden bei nun drei großen Turnieren in Folge. Dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 in Russland als Titelverteidiger folgte eine auch nicht überzeugende EURO 2021 mit dem Scheitern im Achtelfinale an England (0:2), ehe nun mit dem zweiten Gruppen-Aus in Folge ein Tiefpunkt der deutschen Fußballgeschichte erreicht wurde.
Nichtsdestotrotz dankte DFB-Präsident Bernd Neuendorf Bierhoff für seine 18 Jahre während Zeit als Funktionär: “Oliver Bierhoff hat sich große Verdienste um den DFB erworben. Auch wenn die letzten Turniere hinter den sportlichen Zielen zurückblieben, steht er für große Momente. Sein Wirken wird für immer mit dem WM-Erfolg in Brasilien verbunden bleiben“, erinnerte Neuendorf in seinen Worten auch an den Titel bei der Weltmeisterschaft 2014, seit dem die Entwicklung aber auf zahlreichen Ebenen in die falsche Richtung ging.
Für eine Umkehr sorgen soll jetzt ein neuer, starker Mann, der freilich erst gefunden werden und in einer seiner ersten Amtshandlungen direkt mit darüber entscheiden muss, ob Hans-Dieter Flick mit Blick auf die schon in eineinhalb Jahren anstehend Europameisterschaft 2024 im eigenen Land der passende Bundestrainer ist.
Bobic und Sammer als Kandidaten für die Nachfolge?
Drei Namen machten direkt nach Bekanntwerden von Bierhoffs Ausscheiden die Runde. Während Lothar Matthäus, der sich in seiner Funktion als TV-Experte sehr wohlfühlt, tendenziell eher kein Thema werden dürfte, werden Fredi Bobic und Matthias Sammer ungleich heißer gehandelt. Bobic, wie Sammer Europameister 1996, ist aktuell allerdings als Geschäftsführer an Hertha BSC gebunden und wäre wohl nicht ganz einfach loszueisen. Sammer hat seinen Vertrag als Berater von Borussia Dortmund zwar erst im März bis 2025 verlängert, hat beim BVB aber keine tragende Rolle inne und wäre auch deshalb eher freizubekommen, da Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watze in seiner Funktion als Vize-Präsident des DFB auch nationale Interessen im Blick hat.
Ob Sammer, der schon von 2006 bis 2012 als Sportdirektor und Koordinator für den DFB tätig war, überhaupt zur Übernahme der Aufgabe bereit wäre, ist indes fraglich. Schließlich beendete der 55-Jährige sein Engagement als Sportvorstand des FC Bayern München 2016 vornehmlich aus gesundheitlichen Gründen und arbeitet seitdem bewusst nur noch in zurückgezogener Funktion.