Die letzten Auftritte der französischen Nationalmannschaft haben die nicht wenigen Experten, die im Titelverteidiger auch einen der Top-Favoriten auf den Gewinn der Weltmeisterschaft 2022 in Katar sehen, nicht unbedingt bestätigt. In der Nations League 2022 blieb die Equipe Tricolore Anfang Juni in allen vier Partien gegen Dänemark (1:2), in Kroatien (1:1), in Österreich (1:1) und gegen Kroatien (0:1) sieglos.
Frankreich präsentierte sich dabei nicht wie ein Spitzenteam, was sicherlich zum Teil der Rotation von Trainer Didier Deschamps geschuldet war, der die hohe Belastung am Ende einer ohnehin schon langen Saison auf möglichst viele verschiedene Schultern verteilen wollte.
Karim Benzema indes stand in drei von vier Spielen in der Startelf, was den Stellenwert des 34 Jahre alten Angreifers von Real Madrid gut verdeutlicht. Auf Benzema, der nach jahrelanger Nichtberücksichtigung erst kurz vor der Europameisterschaft 2021 in die Nationalmannschaft zurückgekehrt ist, möchte Deschamps möglichst gar nicht verzichten.
Zumindest an den letzten beiden Spieltagen der Nations League am 22. September gegen Österreich und drei Tage später in Dänemark wird Frankreich aber aller Voraussicht nach ohne Benzema im Frankreich-Trikot auskommen müssen. Keine optimalen Voraussetzungen, um zum einen den drohenden Abstieg aus der Nations League Liga A zu verhindern und zum anderen schon eine funktionierende Formation für die WM-Endrunde einzuspielen.
Keine schwerwiegende Verletzung
Immerhin aber muss man sich beim französischen Verband wohl keine größeren Sorgen um Benzema machen, der am Dienstag zum Auftakt der Champions League bei Real Madrids 3:0-Sieg bei Celtic Glasgow noch vor der Pause angeschlagen vom Feld musste. Nachdem Trainer Carlo Ancelotti bereits kurz nach Abpfiff zumindest vorsichtige Entwarnung geben konnte, wurde eine zunächst kurzfristig befürchtete, schwerere Knieverletzung mittels eingehender Untersuchungen ausgeschlossen.
Real Madrid vermeldete stattdessen sogar zwei Diagnosen: zum einen erlitt Benzema eine leichte Verletzung am Halbsehnenmuskel des rechten Oberschenkels und laboriert an der gleichen Stelle zum anderen auch an einer Überlastung des Quadrizeps. Eine längere Zwangspause droht Europas Fußballer des Jahres damit nicht. Allerdings rechnen die spanischen Medien nicht damit, dass Benzema vor der Länderspielpause Ende des Monats sein Comeback feiert und somit unter anderem auch das Stadtderby am 18. September bei Atletico Madrid verpassen wird. Davon, dass Benzema am 2. Oktober gegen CA Osasuna wieder dabei sein kann, gehen die Gazetten aber aus.
Schwer vorstellbar indes, dass Real Madrid seinen Torjäger nach mehreren verpassten Spielen im Vereinstrikot zur Nationalmannschaft reisen lässt, wenngleich diese Optionen aktuell noch nicht gänzlich ausgeschlossen ist. Schon alleine, um das gute Verhältnis zwischen Real und dem französischen Verband zu wahren, dürfte Deschamps Benzema kaum einsetzen.
Wettlauf mit der Zeit bei Paul Pogba
Neben Benzema wird auch Paul Pogba in den Länderspielen Ende September fehlen. Beim Mittelfeldspieler, der im Sommer von Manchester United zu Juventus Turin zurückgekehrt ist, stehen die Chancen auf die WM-Teilnahme indes bedeutend schlechter als bei Benzema. Denn nachdem sich Pogba zunächst noch für eine konservative Therapie seiner langwierigen Knieprobleme entschieden hatte, musste sich der 29-Jährige nun doch einer Operation unterziehen.
Bei einer prognostizierten Ausfallzeit von acht Wochen wird es mit dem französischen WM-Auftakt am 22. November in WM Gruppe D gegen Australien überaus eng. Ob Deschamps Pogba überhaupt in seinen Frankreich WM 2022 Kader berufen wird, ist aktuell völlig offen.