Zum sechsten Mal nach 1978, 1998, 2006, 2014 und 2018 nimmt die Nationalmannschaft des Iran an einer Weltmeisterschaft teil und hat die große Hoffnung, es im November und Dezember in Katar zum ersten Mal ins WM-Achtelfinale zu schaffen, nachdem bislang stets in der Vorrunde Schluss war.
Wenige Woche vor Beginn der unmittelbaren Vorbereitung auf die Fußball WM 2022 allerdings liegt der Fokus im Iran nicht auf dem Sportlichen. Vielmehr sind nebst anderen Prominenten mit Mehdi Taremi und Sardar Azmoun auch die beiden Nationalspieler mit dem mit Abstand höchsten Marktwert, die in Katar für die nötigen Tore sorgen sollten, in den Blickpunkt geraten.
Azmoun auf Seiten der Protestbewegung
Taremi und Azmoun schlossen sich öffentlich den vom Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Gewahrsam der Sittenpolizei ausgelösten Protesten gegen das Regime im Iran an. Beide stellten sich klar auf die Seite der Protestbewegung, die Gleichberechtigung und ein Ende der Diskriminierung von Frauen in der islamischen Republik fordert.
“Wegen der Regeln der Nationalmannschaft durften wir nichts sagen, aber ich kann kein Schweigen mehr ertragen. Die ultimative Bestrafung wäre, dass sie mich aus dem Team werfen, was aber ein kleines Opfer im Vergleich zu jeder einzelnen Haarsträhne einer iranischen Frau wäre“, teilte Azmoun in einem zwei Tage später allerdings wieder gelöschten Posting mit. Ein Ausschluss aus dem Iran WM-Kader sowohl von Azmoun als auch von Taremi ist zwar nicht beschlossen, gilt aber als denkbar.
Dass die Champions-League-Partie zwischen dem FC Porto mit Taremi und Bayer Leverkusen mit Azmoun unter der Woche nach Informationen der portugiesischen Zeitung “A Bola“ anders als üblich im Iran nicht gezeigt wurde, deutet zumindest stark darauf hin, dass den beiden Top-Stürmern keine weitere Bühne mehr geboten werden soll. Auch deshalb nicht, weil sich bei Leverkusens Gastspiel am Wochenende zuvor beim FC Bayern München selbst die gegnerischen Fans per Spruchband mit Azmoun solidarisierten.
Mindestens sechs Wochen Pause für Azmoun
Zumindest im Falle von Azmoun ist die WM-Teilnahme aber womöglich auch unabhängig von einem Ausschluss aus dem WM-Kader in weitere Ferne gerückt. Denn der 27-Jährige erlitt beim Aufwärmen während der zweiten Halbzeit just in Porto eine Verletzung an der rechten Wade, die sich inzwischen als Muskelfaserriss herausgestellt hat. Der Angreifer wird damit nach Angaben von Bayer Leverkusen „voraussichtlich sechs bis acht Wochen“ ausfallen.
Bis zum Auftaktspiel des Iran bei der WM 2022 am 21. November gegen England in WM 2022 Gruppe B bleiben nun lediglich gut sechs Wochen, womit schon ein optimaler Heilungsverlauf erforderlich ist, damit Azmoun auflaufen kann. Ob Carlos Queiroz den Bundesliga-Legionär nominiert respektive überhaupt nominieren darf, sorgt indes sicherlich schon Ende Oktober oder spätestens Anfang November für Spannung.
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