In der siebten Minute der Nachspielzeit hatte Garang Kuol die große Chance zum 2:2, mit dem Australien das hochfavorisierte Argentinien im Achtelfinale der WM 2022 in die Verlängerung gezwungen hätte. Doch der mit 18 Jahren jüngste Spieler im australischen WM 2022 Kader, dessen Winterwechsel von den Central Coast Mariners zu Newcastle United bereits fix ist, scheiterte am stark reagierenden Emiliano Martinez im argentinischen Tor und wenige Augenblicke später war der australische WM-Traum zu Ende.
Dass es die Socceroos überhaupt bis in die K.o.-Phase der Weltmeisterschaft 2022 gebracht haben, ist aber schon ein Erfolg, den vor dem Turnier insbesondere in Australien niemand für möglich gehalten hatte. Zum einen hatte sich Australien nur mit großer Mühe und erst nach zwei knapp gewonnenen Play-offs gegen Neuseeland und Peru für die WM-Endrunde qualifiziert. Zum anderen stehen anders als in der Vergangenheit wie beispielsweise Mark Schwarzer, Tim Cahill oder Mark Viduka keine Australier in Top-Ligen unter Vertrag, sondern rekrutieren sich aus kleineren und teils auch unterklassigen Ligen.
Trainervertrag ist ausgelaufen
Dennoch schaffte es Australien bei der sechsten WM-Teilnahme nicht nur zum zweiten Mal nach 2006 ins Achtelfinale, sondern erstmals, bei einer WM-Endrunde gleich zwei Spiele zu gewinnen. Zum Auftakt in WM Gruppe D verloren die Socceroos nach Führung gegen Frankreich zwar noch mit 1:4, besiegten dann aber sowohl Tunesien und völlig überraschend auch Dänemark jeweils mit 1:0.
Obwohl nur die argentinische Nationalmannschaft letztlich eine Nummer zu groß war, zog Trainer Graham Arnold nun ein positives Fazit und ging dabei auch noch einmal auf die wenig schmeichelhaften Prognosen im Vorfeld des Turniers ein: „Es hieß, wir seien die schlechtesten Socceroos, die je zum World Cup gefahren sind“, so der 59 Jahre alte Nationaltrainer, der auch deshalb konstatierte, „gar nicht stolzer“ sein zu können auf das Erreichte: “Ich bin überzeugt, dass wir die australische Nation ziemlich stolz gemacht haben.“
Mit Blick auf eine Reihe von Spielern, die noch relativ am Anfang ihrer Karriere stehen, glaubt Arnold an eine gute Perspektive für die Nationalmannschaft: „Diese jungen Spieler gehen mit so vielen Erfahrungen nach Hause. Das wird ihnen helfen, sich für die nächste WM wieder zu qualifizieren.“ Offen ließ Arnold hingegen, ob er auch selbst weiter am Ruder sitzen wird. „Mein Vertrag ist ausgelaufen, und ich brauche nach dieser intensiven Zeit jetzt erst einmal eine Pause“, nannte der 2018 angetretene Coach den Status quo und wollte sich darüber hinaus noch nicht festlegen: “Über die Zukunft habe ich noch nicht nachgedacht. Wir werden Gespräche haben, aber erst einmal brauche ich etwas Abstand.“
Arnold fordert staatliche Unterstützung bei der Talentförderung
Während vonseiten des australischen Verbandes klar sein dürfte, dass es mit Arnold weitergehen soll, dürfte dieser mit einigen Forderungen in die Gespräche gehen: „Die Erwartung im Land ist, dass ein Abschneiden wie bei dieser WM zur Normalität wird. Aber dafür brauchen wir staatliche Unterstützung. Wir brauchen Mittel, um in Infrastruktur und Ausbildung zu investieren.
Denn wir brauchen ein Leistungszentrum für die Entwicklung unserer Talente, so etwas wie die Aspire Academy hier in Doha“, hat Arnold nicht nur die aktuelle Generation, sondern das große Ganze im Blick – und wäre damit sicherlich nicht der falsche Mann, um den australischen Fußball längerfristig weiterzubringen.