Nach der Vorrundenauslosung der WM 2018 hielt sich die Freude in der Schweiz in Grenzen.
In WM 2018 Gruppe E hat die Nati nicht nur mit Brasilien einen der Top-Favoriten auf den Titelgewinn als Gegner erwischt, sondern mit Serbien und Costa Rica noch zwei weitere Teams, gegen die drei Punkte sicher nicht im Spaziergang einzufahren sind.
Serbien ist mit vielen in den europäischen Top-Ligen aktiven Spielern ein einigermaßen bekannter Gegner, aber auch Costa Rica darf nicht unterschätzt werden.
Schon alleine aufgrund der Erinnerung an die WM 2014 in Brasilien, als das kleine mittelamerikanische Land in der Gruppe Italien und England hinter sich ließ, im Achtelfinale Griechenland eliminierte, ehe erst die Niederlande im Viertelfinale und da auch erst nach Elfmeterschießen Endstation war.
Zum Auftakt gegen Brasilien
Klar ist, dass die Schweiz von Anfang an voll da sein muss, geht es doch gleich im ersten Gruppenspiel am 17. Juni in der Rostow-Arena gegen Rekordweltmeister und WM-Favorit Brasilien.
Mit einer Niederlage, die allseits erwartet wird, zu starten, würde vor den verbleibenden Partien am 22. Juni im Kaliningrad-Stadion gegen Serbien und am 27. Juni im Nischni-Nowgorod-Stadion gegen Costa Rica schon für enormen Druck sorgen.
Um diesen Stand halten zu können, benötigt die Mannschaft von Trainer Vladimir Petkovic nicht nur gute Nerven und ein stabiles Selbstvertrauen, sondern quer durch alle Mannschaftsteile auch Qualität und Spieler in guter Form.
Just die letzten beiden Punkte bereiten fünf Monate vor dem WM-Start aber vor allem mit Blick auf den Angriff große Sorgen. Ein zuverlässiger Torjäger von gehobenem internationalen Format steht momentan nicht zur Verfügung und alle Kandidaten für den in der Regel nur einen Platz im Angriff der Schweiz haben mit Problemen zu kämpfen.
Seferovic ohne Stammplatz bei Benfica
In der Schweizer WM-Qualifikation war Haris Seferovic mehr oder weniger gesetzt, musste sich aber nicht nur im entscheidenden Play-off-Spiel gegen Nordirland (0:0) wegen einiger vergebener Torchancen Pfiffe vom eigenen Anhang anhören.
Bei seinem Verein Benfica Lissabon hat der 25-Jährige seinen Stammplatz schon seit Wochen verloren und droht ohne große Spielpraxis zur WM nach Russland zu fahren.
Sicher eine alles andere als optimale Situation, doch bei den Alternativen sieht es nicht viel besser aus. Der fraglos hochveranlagte Breel Embolo hat zwar im Herbst sein Comeback gefeiert, ist nach einjähriger Verletzungspause aber noch immer weit von seiner alten Form entfernt und auch deshalb beim FC Schalke 04 meist nur Reservist.
Auch Mehmedi und Drmic fehlt die Spielpraxis
Admir Mehmedi teilt dieses Schicksal bei Bayer Leverkusen und kommt, wenn überhaupt, nicht in der Spitze, sondern eher auf dem Flügel zum Einsatz, oftmals mit vielen Defensivaufgaben.
Der Schweizer Angreifer Josip Drmic hat wie Embolo eine lange Verletzungspause hinter sich, ist bei Borussia Mönchengladbach aber nur zweite Wahl und muss angesichts starker Konkurrenten wie Raffael, Lars Stindl oder Thorgan Hazard fürchten, bis zum Ende der Saison nicht allzu oft zum Einsatz zu kommen.
Auch Routinier Eren Derdiyok ist bei Galatasaray Istanbul kein Stammspieler, sondern stand in dieser Saison erst zwei Mal in der ersten Elf. Der 29-Jährige verspricht mit seiner Erfahrung und nachgewiesenen Treffsicherheit auch auf höherem Niveau aber dennoch noch am ehesten Tore.
Dagegen hat Mario Gavranovic, der letztmals im Sommer 2014 kurz vor der WM im Schweiz-Trikot zum Einsatz kam, zuletzt aber wieder zum Kader gehörte, in den vergangenen Jahren nur in international zweitklassigen Ligen wie der Schweiz und aktuell in Kroatien gespielt, wo der 28-Jährige aber immerhin regelmäßig trifft und nun von Rekordmeister Dinamo Zagreb verpflichtet wurde.
Talente als Hoffnungsträger
Bleiben mit Außenseiterchancen auf den WM-Kader die beiden 20-jährigen Talente Dimitri Oberlin und Albian Ajeti vom FC Basel, die ihre Qualitäten aber bisher auch nur angedeutet und nicht über einen längeren Zeitraum hinweg abgerufen haben. Beide haben zudem noch kein Länderspiel für die Schweizer A-Nationalmannschaft absolviert.
Letztlich wird bei der Schweiz auch 2018 in puncto Torgefahr wieder die gesamte Mannschaft gefragt sein, sei es bei Standardsituationen über die kopfballstarken Defensivkräfte oder aus dem Mittelfeld heraus etwa mit Xherdan Shaqiri oder Steven Zuber, die aber auch keine ausgewiesenen Torjäger sind.
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