Die spanische Nationalmannschaft muss ab sofort ohne Gerard Pique auskommen. Der 31-jährige Innenverteidiger erklärte sechs Wochen nach dem überraschenden Aus im Achtelfinale der Fußball WM 2018 nach Elfmeterschießen gegen Gastgeber Russland nicht ganz unerwartet seinen Rücktritt aus der Seleccion.
“Ich habe vor einigen Tagen mit Luis Enrique gesprochen und ihm gesagt, dass meine Entscheidung gefallen ist. Ich hatte eine wirklich schöne Zeit mit dem spanischen Team, und ich bin sehr froh, Teil dieser Erfolge gewesen zu sein“, erklärte Pique am Samstag im Rahmen der Pressekonferenz vor dem spanischen Supercup zwischen dem FC Barcelona und dem FC Sevilla.
🗣️ @SeFutbol defender @3gerardpique leaves squad: „My time with the National Team was amazing“
Thank you Piqué! 👏 pic.twitter.com/DyvJRBTOpf
— Selección Española de Fútbol (@SeFutbol) 11. August 2018
Ende nach 103 Länderspielen und zwei großen Titeln
Pique bestritt nach seinem Debüt im Jahr 2009 bis zum Ausscheiden in Russland 103 Länderspiele im Spanien-Trikot und erzielte dabei fünf Tore. Beim Gewinn des Europameistertitels 2008 in Österreich und der Schweiz war der Katalane noch nicht dabei, dann aber fester Bestandteil der Mannschaft, die zwei Jahre später in Südafrika zum ersten Mal einen WM-Titel nach Spanien holen konnte.
Und auch 2012, als die Furia Roja in Polen und der Ukraine ihren EM-Titel verteidigen konnte, war Pique eine feste Größe.
Beim Vorrunden-Aus als Titelverteidiger bei der WM 2014, der Achtelfinal-Niederlage gegen Italien bei der EURO 2016 und nun auch beim WM-Aus 2018 war Pique ebenfalls Eckpfeiler des spanischen Teams, das künftig somit nicht nur ohne den direkt nach der WM zurückgetretenen Andres Iniesta, sondern auch ohne den langjährigen Innenverteidiger auskommen muss.
Mehrere Kandidaten für die Nachfolge
Der Rücktritt von Pique, der sich künftig ganz auf den FC Barcelona konzentrieren möchte und bei den Katalanen noch einen Vertrag bis 2022 besitzt, bedeutet zugleich eine Chance für die nachrückende Generation auf den Platz an der Seite des weiterhin im Abwehrzentrum gesetzten Sergio Ramos, der auch der designierte neue Kapitän sein dürfte.
Der bei der WM in Russland als Rechtsverteidiger eingesetzte Nacho Fernandez (Real Madrid) ist sicherlich ebenso ein Kandidat wie Marc Bartra, der nach seiner Rückkehr in die Heimat von Borussia Dortmund zu Betis Sevilla im Winter direkt zu einer starken Form gefunden hat.
Aber auch Jesus Vallejo, sofern der 21-Jährige bei Real Madrid öfter zum Zug kommt als bislang, gilt als Kandidat. Ebenso Yeray Alvarez von Athletic Bilbao und man darf davon ausgehen, dass sich im Laufe der kommenden Monate weitere junge Innenverteidiger verstärkt in den Blickpunkt für die Nations League und die EM Quali 2020 spielen.
Relativ sicher ist derweil, dass mit dem Rücktritt Piques zumindest etwas mehr Ruhe um die Nationalmannschaft herrschen wird. Da sich Pique im Unabhängigkeitsstreit zwischen seiner katalanischen Heimat und Spanien stets öffentlich auf die Seite der Unabhängigkeitsbewegung stellte, musste sich der Defensivmann von vielen Fans Unmutsäußerungen anhören. Zumindest im Nationaltrikot gehören diese nun der Vergangenheit an.