Mit Amine Harit (FC Schalke 04), Sofiane Boufal (FC Southampton), Hakim Ziyech (Ajax Amsterdam) oder Younes Belhanda (Galatasaray Istanbul) verfügt die marokkanische Nationalmannschaft im offensiven Mittelfeld über enormes Kreativpotential.
Sämtliche der genannten Edeltechniker bei der FIFA WM 2018 in der Startelf unterzubringen dürfte für Trainer Hervé Renard nicht einfach werden, der dafür auf anderen Positionen längst nicht so eine große Auswahl besitzt.
Der Angriff Marokkos ist etwa bei weitem nicht so prominent und qualitativ hochwertig besetzt. Bei Stürmern wie Walid Azarou (Al-Ahly Kairo), Aziz Bouhaddouz (FC St. Pauli), Khalid Boutaïb (Yeni Malatyaspor), Ayoub El Kaabi (Renaissance de Berkane), Youssef En-Nesyri (FC Malaga) oder Yacine Bammou (FC Nantes) lassen schon die Namen ihrer Vereine erahnen, dass es sich dabei nur bedingt um Spieler mit internationaler Klasse handelt, die im WM Kader von Marokko Torgaranten darstellen.
Munir strebt Nationalteam-Wechsel an
Durchaus nachvollziehbar ist deshalb das Bemühen des marokkanischen Verbandes um den beim FC Barcelona ausgebildeten Munir El Haddadi, der zwar in Spanien geboren ist, aber aufgrund seines aus Marokko stammenden Vaters grundsätzlich auch für das nordafrikanische Land auflaufen dürfte.
Allerdings hat der 22-Jährige im September 2014 bereits ein A-Länderspiel im Spanien-Trikot bestritten, weshalb die FIFA nun Einsätze für Marokko nicht mehr erlaubt.
Sofern ein Spieler nur bei internationalen Freundschaftsspielen oder im Nachwuchsbereich eingesetzt wird, ist zu einem späteren Zeitpunkt noch ein Verbandswechsel möglich.
Munir allerdings bestritt nicht nur 19 Begegnungen für die spanische U21 und U19, sondern stand im September 2014 auch für 13 Minuten im Qualifikationsspiel zur EM 2016 gegen Mazedonien (5:1) für das spanische Nationalteam auf dem Feld. Den Regularien der FIFA zufolge hat sich Munir damit für Spanien festgespielt und die Möglichkeit verwirkt, noch für Marokko zu spielen.
Für WM-Traum: Munir zieht wegen Nationenwechsel vor CAS – Barça-Profi würde gerne in Russland für Marokko starten https://t.co/U7kBMio1uW
— kicker | FIFA WorldCup | Weltmeisterschaft (@kicker_wm_li) 10. April 2018
Entscheidung bis Mitte Mai?
Gegen dieses FIFA-Reglement gehen Munir und der marokkanische Verband nun allerdings juristisch vor. Zusammen ziehen der Spieler und der Verband vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS), um ein Mitwirken bei der WM 2018 doch noch möglich zu machen.
Laut Mitteilung des CAS streben Munir und Marokko eine Entscheidung bis Mitte Mai an, mit der das am 13. März ausgesprochene Wechselverbot der FIFA außer Kraft gesetzt werden soll.
Sollte der CAS für Munir und Marokko entscheiden, wären damit noch nicht absehbare, aber sicherlich schwerwiegende Folgen verbunden. Allgemein wird aber erwartet, dass der Einspruch des aktuell vom FC Barcelona an Deportivo Alaves verliehenen Stürmer abgeschmettert wird.
Und in Marokko müsste man weiter hoffen, dass sich in den kommenden Wochen noch einer der vorhandenen und spielberechtigten Angreifer als Torjäger hervortut.