Nach vier sieglosen Pflichtspielen in Folge dürfte Niko Kovac mit der Reise zahlreicher Spieler zu ihren Nationalmannschaften auch die Hoffnung verbunden haben, dass zumindest der Großteil der Akteure des FC Bayern München mit Erfolgen und somit einem gestärkten Selbstvertrauen an die Säbener Straße zurückkehrt.
Noch vor dem Auftritt der deutschen Mannschaft am Dienstagabend in Frankreich, wo es Wiedergutmachung für das 0:3 in den Niederlanden zu leisten gilt, muss Kovac aber damit rechnen, dass die meisten seiner Profis ihren Dienst eher frustriert antreten werden.
Lewandowski seit sechs Länderspielen ohne Tor
Das gilt definitiv für Robert Lewandowski, der nach sieben Bundesliga-Spieltagen erst bei drei Treffern steht und zwei davon überdies per Elfmeter erzielt hat. Auch in der Nationalmannschaft läuft es für den 30-Jährigen nicht und das schon seit längerem.
Bereits die Fußball WM 2018 geriet aus Sicht von Polen generell und von Lewandowski im Speziellen zu einer Enttäuschung. Mittlerweile ist der Torschützenkönig der letztjährigen Bundesliga-Saison im Polen-Trikot seit sechs Begegnungen ohne Treffer.
Auch in den jüngsten beiden Spielen der UEFA Nationenliga gegen Portugal (2:3) und Italien (0:1) blieb der Stürmerstar torlos und konnte so weder die beiden Pleiten noch den nun schon sicheren polnischen Abstieg aus der Nations League Liga A verhindern.
Für Aufsehen sorgte Lewandowski aber dennoch, wenngleich nicht auf dem Rasen. Vielmehr übte der Bayern-Profi nach der späten, allerdings fraglos verdienten Niederlage gegen Italien offene Kritik an der Taktik von Trainer Jerzy Brzeczek, der nach der WM 2018 die Nachfolge von Adam Nawalka angetreten hat.
“Es gibt Systeme, die besser zu uns passen – und der Trainer weiß das. Das macht es für uns auf dem Platz schwerer“, so Lewandowski, der in einem 4-3-1-2 mit Arkadiusz Milik die Doppelspitze bildete. Gegen Portugal war Polen mit Shooting-Star Krzysztof Piatek an der Seite von Lewandowski angetreten und mit einer Mittelfeldraute.
#Lewandowski zofft sich mit Trainer https://t.co/G2jLAFSJEX
— SPORT1 (@SPORT1) 15. Oktober 2018
Brzeczek mit klarer Antwort auf Lewandowskis Kritik
Die ebenfalls öffentliche Replik von Brzeczek ließ indes nicht lange auf sich warten: “Spieler haben sich an Vorgaben des Trainers zu halten und sollen nicht versuchen, für ihre Leistung Ausreden beim System zu suchen. Am Ende hängt alles an individuellen Fehlern, also schlage ich vor, dass die Spieler sich an die eigene Nase fassen“, ließ der Coach zumindest zwischen den Zeilen auch Kritik an Lewandowskis Leistung durchklingen.
Bemerkenswert ist, dass Lewandowski offenbar erst im Nachgang zu der Auffassung gekommen ist, dass die Herangehensweise die falsche war, nicht aber schon im Vorfeld im Gespräch mit Brzeczek Bedenken geäußert hat: “Als ich gestern mit Lewandowski gesprochen habe, fand er das noch alles gut“, lieferte der Trainer einen weiteren Grund für sein Unverständnis bezüglich der Äußerungen seines Starspielers.
Auf Lewandowski warten nun intensive Wochen mit dem FC Bayern München, der in der Bundesliga und der Champions League wieder auf Kurs kommen will und muss.
Mit der Nationalmannschaft geht es erst im November weiter. Nach einem Freundschaftsspiel am 15. November gegen Tschechien kommt es fünf Tage später zum allerdings schon unbedeutenden Rückspiel in Portugal. Ob sich das Verhältnis zwischen Lewandowski und Brzeczek bis dahin wieder einrenkt, ist sicherlich eine der spannendsten Fragen.
In der nächsten Ausgabe der Nationenliga muss Polen jedenfalls in Nations League Liga B antreten und auch die zweite Chance, sich für die EM 2020 zu qualifizieren ist somit dahin. Dies muss nun also in der regulären EM 2020 Qualifikation gelingen, wollen die Polen bei der Endrunde mit dabei sein.
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