Nach dem Abstieg aus der A-Liga der Nations League im Jahr 2022 wird von der englischen Nationalmannschaft in einer Gruppe mit Irland, Finnland und Griechenland nichts anderes als der erste Platz und der direkte Wiederaufstieg in erwartet.
Die ersten beiden Aufgaben, in Irland und zu Hause gegen Finnland meisterten die Three Lions mit zwei 2:0-Siegen weitgehend problemlos – in den ersten beiden Spielen unter Lee Carsley, der nach dem verlorenen Finale der Europameisterschaft 2024 und dem Rücktritt von Gareth Southgate das Kommando zunächst nur interimsweise übernommen hat.
Carsley, der zuvor für die englische U21-Auswahl verantwortlich war und im vergangenen Jahr mit der älteren Nachwuchsmannschaft des Verbandes den Europameistertitel gewann, trat indes direkt einmal in ein Fettnäpfchen. Denn bei seinem Debüt im Aviva Stadium in Dublin setzte sich Carsley auf den Platz seines für die irische Auswahl zuständigen Kollegen Heimir Hallgrimsson – mutmaßlich aus alter Gewohnheit, bestritt der 50-Jährige doch zu seiner aktiven Zeit 40 Länderspiele für Irland.
Carsley sammelt Sympathiepunkte
Wurde dieser kleine Fehltritt noch mit einem Schmunzeln begleitet, stieß es so manchem Fan der englischen Auswahl sauer auf, dass der in Birmingham geborene Carsley die Nationalhymne vor dem Anstoß nicht mitsang. Was allerdings keineswegs an der Zwickmühle wegen Gegner Irland lag, sondern daran, dass sich Carsley grundsätzlich nicht durch die Hymnen vom bevorstehenden Spiel ablenken lassen möchte. Das freilich hatte der Fußball-Lehrer bereits im Vorfeld angekündigt.
Entscheidend für die Bewertung von Carsleys Arbeit und möglicherweise eine dauerhafte Beförderung zum englischen Nationaltrainer sind ohnehin die Leistungen und Ergebnisse seiner Mannschaft, die bis dato jeweils stimmten. Ein Feuerwerk brannten die Three Lions zwar (noch) nicht ab, doch Ein- und Aufstellung waren signifikant offensiver als unter dem viel für seine auf Sicherheit bedachte Herangehensweise kritisierten Southgate.
Mit seiner ehrlichen Art verdiente sich Carsley überdies Sympathiepunkte sowohl in der Mannschaft als auch in der Öffentlichkeit. Denn Carsley sprach rund um die ersten beiden Länderspiele recht offen über seine Stärken und Schwächen, räumte unter anderem ein, dass ihm die Kommunikation mit den Medien nur bedingt liege.
Ashley Cole wird zum Vollzeit-Assistenten
Gleichzeitig hob Carsley hervor, ein gutes Team um sich herum zu haben, dank dem er selbst seinen Fokus auf das Wesentliche richten könne: “Ich habe einige wirklich gute Unterstützer um mich herum, die mir helfen und viel Druck von mir nehmen. Das gibt mir die Möglichkeit, zu trainieren und auf dem Rasen zu stehen und hoffentlich etwas zu bewirken“, so der Interimscoach unter anderem mit Bezug auf Co-Trainer Steve Holland.
Und mit Ashley Cole hat Carsley nun sogar noch einen weiteren Assistenten uneingeschränkt hinzubekommen. Der 43-Jährige, der bislang auch Co-Trainer bei Birmingham City war und parallel dazu seit 2021 in Doppelfunktion zunächst bei der U21 und dann beim A-Team Carsley zur Seite stand, konzentriert sich fortan ganz auf seine Aufgaben beim Verband.
Diese Personalie deutet zumindest darauf hin, dass Carsley auch auf die A-Nationalmannschaft bereits großen Einfluss hat. Alles andere als ausgeschlossen scheint daher, dass bei positivem Verlauf der Nations-League-Spiele im Oktober und November die Beförderung zum Cheftrainer erfolgt (hier geht’s zum Nations League Spielplan 2024).