Die türkische Nationalmannschaft hat in der UEFA Nations League 2022 ihre Gruppe C1 gewonnen und damit zugleich die Rückkehr in die Nations League Liga B 2022 geschafft, womit die Gegner bei der nächsten Auflage des Wettbewerbs wieder aus einem deutlich höheren Regal kommen werden als zuletzt Luxemburg, die Färöer und Litauen.
Angesichts der beiden jüngsten Auftritte der türkischen Auswahl, die gegen Luxemburg zu Hause nicht über ein 3:3 hinaus kam und sich dann mit einer 1:2-Pleite auf den Färöer-Inseln bis auf die Knochen blamierte, sind mit Blick auf die Zukunft und insbesondere für die EM 2024 Qualifikation im nächsten Jahr Skepsis und Sorgen vorhanden.
Obwohl die Türkei ihre ersten vier Gruppenspiele mit 14:0-Toren allesamt gewonnen hatte, ist die Kritik an Nationaltrainer Stefan Kuntz nach den letzten beiden Spielen harsch. Der deutsche Fußball-Lehrer, der vor fast genau einem Jahr das Zepter übernommen und in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022 zumindest noch den Sprung ins letztlich in Portugal aber verlorene Play-off-Halbfinale geschafft hatte, soll Medienberichten zufolge schon wieder vor dem Aus stehen.
Gespräch mit Büyükekşi und Altintop
Kuntz selbst allerdings geht nicht davon aus, seine Mission schon nach einem Jahr wieder beenden zu müssen. Vielmehr erhielt der 59-Jährige nach eigener Aussage gegenüber “Bild“ in einem Gespräch mit dem Verbandspräsidenten Mehmet Büyükekşi und Vorstandsmitglied Hamit Altintop Rückendeckung: „Beide haben mir versichert, dass es weitergeht wie geplant.“
Einen Rücktritt schloss Kuntz, der sowohl 2017 als auch 2021 mit der deutschen U21 Europameister wurde, aus. Der frühere Angreifer, 1996 als Spieler Europameister, verschwende demnach “nicht mal einen Prozent meiner Gedanken daran, zurückzutreten.“ Stattdessen hob Kuntz die bisherigen Erfolge seiner Amtszeit hervor: “Unser erstes Ziel war es, die Chancen auf die WM-Playoffs zu erhöhen, das haben wir getan. Der zweite Punkt war der Aufstieg in die Liga B. Trotz der negativen Ergebnisse in den letzten beiden Spielen haben wir dieses Ziel erreicht.“
Gleichzeitig warb Kuntz um mehr Geduld und machte deutlich, dass die Türkei aktuell schlichtweg nicht dazu in der Lage sei, Ausfälle von Akteuren wie Hakan Calhanoglu, Merih Demiral oder Salih Özcan, die gegen Luxemburg und die Färöer allesamt angeschlagen fehlten oder geschont wurden, zu kompensieren: “Das ist keine Entschuldigung, das ist meine Erklärung. Das ist die Realität. Das ist die Realität der türkischen Nationalmannschaft. Das ist die qualitative Situation.“
Zwei Testspiele im November
Nichtsdestotrotz erwartet Kuntz von seinen Schützlingen aber andere Auftritte als zuletzt, insbesondere hinsichtlich der Basics, die unabhängig von der Qualität auf den Platz gebracht werden müssen: “Wir hatten es mit einer Mannschaft zu tun, die mehr wollte und kämpfte als wir. Wir sind gegen Luxemburg und auf den Färöern weniger gelaufen als der Gegner, wir haben in beiden Spielen weniger Zweikämpfe gewonnen. Das sind die Grundelemente des Fußballs. Es tut wirklich weh. Die Leistung der Färöer hat uns nicht überrascht. Unsere Unfähigkeit, darauf zu reagieren, war eine Überraschung.“
Die nächste Gelegenheit, es besser zu machen und wieder Kredit aufzubauen, haben Kuntz und seine Mannschaft im November. Dann stehen kurz vor Beginn der WM in Katar zwei Fußball Testspiele gegen die ebenfalls nicht qualifizierten Teams aus Schottland und Tschechien an. Das nächste Ziel bleibt natürlich die Teilnahme an der EURO 2024 in Deutschland.