Innerhalb weniger Augenblicke bekam die dänische Nationalmannschaft mitsamt ihren Anhängern schonungslos die Dramaturgie vor Augen geführt, die in einem Fußballspiel stecken kann. Zunächst wurde im Achtelfinale gegen Deutschland kurz nach der Pause der vermeintliche Führungstreffer durch Joachim Andersen wegen einer minimalen Abseitsstellung aberkannt, ehe praktisch im Gegenzug der VAR eingriff, als just wieder Andersen eine Flanke an den Arm bekam. Der folgende Strafstoß bedeutete die 1:0-Führung für die deutsche Mannschaft und damit den Anfang vom Ende Dänemarks bei der EM 2024.
Rund drei Wochen später ist nun auch klar, dass jene zwischenzeitlich witterungsbedingt unterbrochene Begegnung in Dortmund die letzte von Kasper Hjulmand als dänischer Nationaltrainer war. Nach etwas Überlegungszeit erklärte der 52 Jahre alte Fußball-Lehrer seinen Rücktritt und einigte sich mit dem Verband auf eine Auflösung seines eigentlich noch bis zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada datierten Vertrages.
Hjulmand macht den Weg für einen Neustart frei
“Es war eine unglaubliche Ehre und ein Privileg, unsere Nationalmannschaft vier Jahre lang zu trainieren. Ich habe alles gegeben, um Erfolge zu erzielen und die Menschen für die Mannschaft zu begeistern. Das eigene Land zu vertreten, ist das Größte, was ich mir vorstellen kann, und ich werde auf eine unglaubliche Zeit mit großer Unterstützung für unseren Traum zurückblicken“, kommentierte Hjulmand seine Zeit als Nationalcoach, sicherlich mit dem Höhepunkt des Einzugs ins Halbfinale der EM 2021 nach dem vorhergegangenen Drama um Christian Eriksen.
Gleichzeitig ist der frühere Bundesliga-Trainer des 1. FSV Mainz 05 aber zu dem Schluss gekommen, dass der dänischen Auswahl nach einer mit drei Unentschieden in der Vorrunde und dann dem Achtelfinal-Aus doch eher durchwachsen verlaufenen Europameisterschaft ein Neuanfang auf dem Trainerposten gut täte: “Wenn ich zwei Jahre vor der Weltmeisterschaft nach vorne blicke, wird mir klar, dass es für die Mannschaft am besten wäre, ein neues Gesicht und neue Ideen zu haben, um ein neues großes Kapitel für diese erstaunliche Mannschaft zu schreiben. Es geht nicht um mich. Es geht darum, was das Beste für die Mannschaft ist.“
Anspruchsvolle Aufgaben in der Nations League als Bewährungsprobe
Wer mit der dänischen Mannschaft die Qualifikation für die WM 2026 schaffen soll, ist allerdings noch offen und wird voraussichtlich auch noch längere Zeit Gegenstand von Spekulationen sein. Denn erst einmal hat sich der Verband für eine Interimslösung mit Hjulmands bisherigem Assistenten Morten Wieghorst entschieden, der bis zum Jahresende im Amt bleiben und damit auch die Nations League 24/25 im Herbst mit den Spielen gegen die Schweiz, Serbien und Spanien verantworten soll.
Ob der 53-jährige Wieghorst, der selbst 30 A-Länderspiele im Dänemark Trikot bestritten hat, auch als Dauerlösung infrage kommt, könnte maßgeblich von den fraglos anspruchsvollen Partien im Herbst abhängen. Erfahrung brächte der frühere Mittelfeldmann, der von 2011 bis 2013 bereits U21-Nationaltrainer und danach vor seiner Rückkehr zum Verband als Hjulmand-Assistent unter anderem Aarhus GF und Aalborg BK trainierte, in jedem Fall ausreichend mit.
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