Frust bei de Bruyne: Tritt der Superstar zurück?

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Kevin de Bruyne vor Belgien-Rücktritt?

Mit einem 3:1-Sieg im aus Sicherheitsgründen ins ungarische Debrecen verlegten Heimspiel gegen Israel hat die belgische Nationalmannschaft nach der enttäuschend verlaufenen Europameisterschaft 2024 einen guten Start in die Nations League 24/25 hingelegt, dann aber am zweiten Spieltag in Frankreich eine 0:2-Niederlage kassiert – bei eben jenem Gegner, der bei der EURO durch ein spätes Gegentor zum 0:1-Endstand im Achtelfinale das Stoppschild gesetzt hatte.

Nach der Niederlage im Groupama Stadium in Lyon war vor allem Kevin de Bruyne mächtig frustriert. Der 33-Jährige, der für seinen überbordenden Ehrgeiz bekannt ist und im Laufe seiner Karriere schon öfter in Richtung eigener Mitspieler kein Blatt vor den Mund genommen hatte, übte im Gespräch mit dem TV-Sender VTM scharfe Kritik: „Es gibt Spieler, die ihre Rolle nicht erfüllt haben. Punkt“, so de Bruyne, der zwar keine Namen nannte, aber seinem Ärger noch weiter Luft machte und manchem Kollegen recht deutlich die Top-Qualität absprach: “Wenn du nicht gut genug bist, musst du wenigstens alles geben, was manche nicht getan haben. Ich kann akzeptieren, dass wir nicht mehr auf dem Niveau von 2018 sind, aber das ist inakzeptabel.“

Trainer Tedesco fürchtet keinen Rücktritt

De Bruyne beließ es indes nicht mehr der öffentlichen Mitspielerschelte, sondern übte belgischen Medien zufolge die gleiche Kritik auch intern in der Kabine. Zuvor hatten Kameras den Mittelfeldmann von Manchester City im Gespräch mit dem Technischen Direktor Franky Vercauteren eingefangen, gegenüber dem de Bruyne immer wieder „Ik stop“ sagte, also das Ende seiner Karriere im Belgien-Trikot ankündigte.

Danach befragt macht sich Nationaltrainer Domenico Tedesco indes keine Sorgen, seinen Schlüsselspieler schlechthin zu verlieren: „Kevin ist ein Gewinnertyp, es ist normal, dass er enttäuscht ist. Ich fürchte nicht, dass er Abschied nehmen wird“, so der deutsch-italienische Coach, der freilich auch weiß, dass de Bruyne schon nach der EM 2024 mit der Fortsetzung seiner Länderspielkarriere gezögert hatte.

Drei Turnier-Enttäuschungen in Folge

Zu de Bruynes Frustration trägt sicherlich auch bei, dass es der belgischen Auswahl trotz einer stets zum Kreis der Mitfavoriten gezählten goldenen Generation nicht gelungen ist, einen Titel zu holen. Der dritte Platz bei der WM 2018 war letztlich der größte Erfolg, dem allerdings nur noch Enttäuschungen folgten. Zunächst das Viertelfinal-Aus bei der EURO 2021 und dann sogar das Scheitern in der Vorrunde bei der WM 2022.

Die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada wäre nun die wohl letzte Gelegenheit für de Bruyne, aber auch seinen langjährigen Mitspieler Romelu Lukaku mit den Roten Teufeln einen großen Erfolg zu landen. Aktuell allerdings zweifelt wohl nicht nur de Bruyne daran, dass Belgien in knapp zwei Jahren tatsächlich ein Wörtchen um den Weltpokal mitreden kann.