Nach einer 0:3-Niederlage gegen Kolumbien verlief die Generalprobe Perus vor der Copa America nicht wirklich vielversprechend. Und auch ins Turnier selbst kam die peruanische Auswahl mit einem torlosen Remis gegen Venezuela mehr schlecht als recht. Zwar wurde danach Bolivien mit 3:1 besiegt, doch das 0:5 im letzten Gruppenspiel gegen Brasilien war direkt wieder ein Dämpfer, sodass das Selbstvertrauen vor den gleichwohl erreichten K.o.-Spielen nicht das größte war.
Im Viertelfinale aber präsentierten sich die Rojiblancos defensiv deutlich stabiler und hatten nach torlosen 120 Minuten letztlich im Elfmeterschießen gegen das favorisierte Uruguay die Nase vorne. Doch damit nicht genug, setzte sich Peru im folgenden Halbfinale auch gegen Chile durch und das auf bemerkenswerte Art und Weise mit 3:0.
Edison Flores und Yoshimar Yotun schossen bereits vor der Pause eine 2:0-Führung heraus, ehe Paolo Guerrero in der Nachspielzeit endgültig den Sack zumachte und in ganz Peru für großen Jubel sorgte. Denn erstmals seit 1975 ist es der peruanischen Nationalelf wieder gelungen, ins Finale um die Copa America einzuziehen. Damals setzte sich Peru gegen Kolumbien durch und holte die zweite Südamerikameisterschaft nach 1939, als diese noch in einem Ligasystem ermittelt wurde.
Peru mit positiver Entwicklung
2019 deutete im Vorfeld wenig auf diesen Erfolg hin, der mit dem Titelgewinn sogar noch getoppt werden könnte, wobei Gastgeber Brasilien im Endspiel natürlich eine extrem hohe Hürde darstellt. Allerdings war in den vergangenen Jahren schon ein gewisser positiver Trend erkennbar. In der FIFA-Weltrangliste ist Brasilien auf dem 3. Rang und Peru auf dem 21. Platz zu finden.
Den dritten Plätzen bei der Copa America 2011 und 2015 folgte bei der Jubiläumsausgabe 2016 zwar ein unglückliches Viertelfinal-Aus nach Elfmeterschießen gegen Kolumbien, doch dafür konnte sich Peru erstmals seit 1986 für eine WM-Endrunde qualifizieren. 2018 in Russland war indes in einer starken Gruppe hinter Frankreich und Dänemark schon frühzeitig Schluss.
Daran konnte letztlich auch Paolo Guerrero, dessen Doping-Sperre kurzfristig für die Weltmeisterschaft ausgesetzt wurde, nichts ändern. Immerhin erzielte der ehemalige Bundesliga-Legionär (FC Bayern München, Hamburger SV) beim 2:0-Sieg im finalen Gruppenspiel gegen Australien den zweiten peruanischen Treffer.
Guerrero hat aber nicht nur damit seinen Platz in den Geschichtsbüchern des peruanischen und südamerikanischen Fußballs sicher. Vielmehr teilte der Kontinentalverband CONMEBOL nach dem Halbfinal-Coup gegen Chile mit, dass der mittlerweile 35 Jahre alte Angreifer mit seinem insgesamt 13.
Treffer bei einer Südamerikameisterschaft zum gefährlichsten noch aktiven Spieler der Copa America avanciert ist. Guerrero war freilich weit davon entfernt, sich selbst in den Vordergrund zu rücken, sondern hob die Teamleistung hervor: „Ich bin sehr stolz auf meine Teamkameraden. Ich habe mich sehr über die Leistung der Mannschaft gefreut.“
Holt Guerrero auch die Torjägerkanone?
Im Endspiel gegen Brasilien kann der für Internacional Porto Alegre aktive Wahl-Brasilianer seine Führung in der Aktivenliste ausbauen. Zugleich geht es dann auch noch um den Titel des Torschützenkönigs.
Vor dem Finale und dem Spiel um Platz drei haben 13 Spieler zwei Tore erzielt. Guerrero und Teamkollege Flores sowie die Brasilianer Everton, Philippe Coutinho und Roberto Firmino können ebenso noch nachlegen wie der Argentinier Lautaro Martinez und die beiden Chilenen Eduardo Vargas und Alexis Sanchez.