Schon Ende der 90er-Jahre sorgte der damals frisch ins Amt gewählte Joseph S. Blatter mit seinem Vorschlag, die Weltmeisterschaft nicht alle vier, sondern alle zwei Jahre auszutragen, für Aufsehen. Durchgesetzt hat sich der Schweizer damit indes nicht.
Insbesondere deshalb nicht, weil von Seiten der Vereine eine noch größere Belastung der Top-Spieler befürchtet wurde als ohnehin schon. Das damalige Scheitern einer Verkürzung des WM-Zyklus hielt den südamerikanischen Fußballverband CONMEBOL nun aber nicht davon ab, Blatters Idee neu aufleben zu lassen.
Laut einem Bericht der “New York Times“ hat CONMEBOL-Präsident Alejandro Dominguez bereits Ende Oktober im Rahmen der letzten FIFA-Council-Sitzung in Kigali einen entsprechenden Vorstoß unternommen und eine Austragung der WM alle zwei Jahre vorgeschlagen.
Dominguez bestätigt den Bericht inzwischen gegenüber dem britischen “Guardian“: “Den Vorschlag, den wir der FIFA gemacht haben, ist, die WM alle zwei Jahre zu spielen und nicht alle vier. Statt die Nations League dazwischen zu haben, können wir auch einfach alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft haben, die für alle ist.“
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— StN_News (@StN_News) November 25, 2018
FIFA würde mit höheren Einnahmen profitieren
Dominguez sieht in einer häufiger ausgetragenen WM unter anderem den Vorteil, dass mehr Spielern im Laufe einer Karriere die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft, die trotz wachsender Bedeutung von Klub-Wettbewerben wie der Champions League noch über allem steht, ermöglicht würde.
Nicht unerwähnt ließ Dominguez freilich auch einen Aspekt, der im modernen Fußball bei vielen Entscheidungen oft die wichtigste Rolle einnimmt, aber zunehmend kritisiert wird.
“Die FIFA verdient dann mehr Geld und kann mehr Geld an seine Mitglieder verteilen“, würde Dominguez mit mehr Weltmeisterschaften auch die Hoffnung auf höhere Einnahmen verbinden.
Eine WM alle zwei Jahre ginge indes automatisch zu Lasten der Kontinental-Meisterschaften wie der Europameisterschaft oder auch der Copa America.
Während man in Südamerika offenbar keine größeren Probleme damit hätte, die eigene Kontinental-Meisterschaft versetzt zur WM auszuspielen oder vielleicht auch weniger häufig auszutragen, wird die UEFA sicherlich nicht ohne Weiteres auf die Europameisterschaft verzichten.
Vor allem in Europa dürften die neuen Pläne aus Südamerika schon alleine deshalb auf Widerstand stoßen. Zudem ist mit einer breiten Ablehnung durch die Spitzenvereine zu rechnen, die schon jetzt über die zu hohe Belastung der Top-Spieler klagen und Überlegungen von FIFA und auch UEFA hinsichtlich neuer Wettbewerbe in den vergangenen Jahren stets kritisch kommentierten bzw. sogar ablehnten.
Erweiterte Nations League als Alternative?
Da Dominguez gute Beziehungen zu FIFA-Präsident Gianni Infantino und UEFA-Boss Aleksandar Ceferin pflegt, ist freilich nicht ausgeschlossen, dass auf der Basis des südamerikanischen Vorschlages Neues angestoßen wird.
Etwa auch, indem die Nations League modifiziert und auf nicht-europäische Nationen ausgeweitet wird. So lautet ein weiterer Vorschlag von Dominguez, über den aber auch kaum kurzfristig entschieden wird.
Langfristig scheinen gewisse Veränderungen aber im Bereich des Möglichen, wenngleich eine WM alle zwei Jahre eher unwahrscheinlich ist.
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