Der englische Fußballnachwuchs hat in jüngerer Vergangenheit mehrfach für Aufsehen gesorgt. Insbesondere im Jahr 2017, als die Teams der Three Lions sowohl U19-Europameister als auch U17- und U20-Weltmeister wurden. Die U21 scheiterte vor zwei Jahren zwar knapp im Halbfinale der Europameisterschaft, doch auch dieses Abschneiden passte zu einer insgesamt als eindeutig positiv einzustufenden Entwicklung.
Blickt man aktuell auf die vergangenen Monate ist von der Euphorie um Englands Talente nicht mehr wirklich viel übrig geblieben. Während sich die U19 und die U20 gar nicht für die EM- bzw. WM-Endrunde qualifizieren konnte, scheiterte die U17- als Titelverteidiger bereits in der WM-Vorrunde.
Und nun ist es auch der im Vorfeld zu den Favoriten gezählten U21 nicht gelungen, bei der U-21 Europameisterschaft in Italien und San Marino die englische Fahne hoch zu halten.
Verzicht auf Foden und Co. rächt sich
Gegen Frankreich ging England zwar durch einen sehenswerten Treffer von Manchester Citys Top-Talent Phil Foden in Führung, verlor am Ende aber aufgrund zweier später Gegentore noch mit 1:2. Ein Ergebnis, das allerdings gemessen am Spielverlauf mit zwei vergebenen Elfmetern der ebenfalls stark eingeschätzten Franzosen durchaus in Ordnung ging.
Anschließend traten die Three Lions als klarer Favorit gegen Rumänien an und zogen abermals den Kürzeren. Nachdem es lange 0:0 stand, verlor England in einer turbulenten Schlussphase mit 2:4, wofür es einige Gründe gab. Etwa einen schwerwiegenden Patzer von Dean Henderson (Manchester United), der so ungewollt die “Tradition“ englischer Torwartfehler bei großen Turnieren fortsetzte.
Aber auch eine Aufstellung, die schon im Vorfeld für Stirnrunzeln sorgte und die Trainer Adrian Boothroyd im Nachgang in den Mittelpunkt der Kritik rückte.
Trotz der schwierigen Ausgangslage mit einer Auftaktniederlage im Gepäck gegen die im ersten Spiel siegreichen Rumänen antreten und eigentlich gewinnen zu müssen, entschied sich Boothroyd überraschend dazu, gleich auf fünf Stammkräfte im England-Trikot zu verzichten. Unter anderem blieben Foden, Ryan Sessegnon und Aaron Wan-Bissaka, der Manchester United dem Vernehmen nach eine Ablöse im Bereich von 70 Millionen Euro wert sein soll, zunächst auf der Bank.
Begründet hat Boothroyd den anfänglichen Verzicht auf Foden und Co. damit, die Belastung gezielt steuern zu wollen, was gegen eine im Vergleich zum 4:1-Sieg über Kroatien identische rumänische Mannschaft nicht den erhofften Erfolg brachte und im Nachhinein durchaus als Überheblichkeit ausgelegt werden kann.
Boothroyd sieht sich auf einem guten Weg
Konfrontiert mit der Kritik am vorzeitigen Vorrunden-Aus führte Boothroyd vor allem eine mangelnde Chancenverwertung und fehlende Disziplin im Defensivverhalten als Gründe für den Misserfolg an.
Zugleich betonte der 38-jährige Chefcoach die aus seiner Sicht weiterhin positive Entwicklung: „Meiner Meinung nach, und das ist auch die Meinung vieler anderer Leute, die etwas von diesem Spiel verstehen, sind wir auf dem richtigen Weg, was unsere Spielweise betrifft. Nun geht es nur noch darum, diese Undiszipliniertheiten auszubügeln und sicherzustellen, dass wir unsere Chancen nutzen. Ganz einfach.“
Schon anhand dieser Aussagen lässt sich erkennen, dass Boothroyd seine Arbeit fortsetzen und seinen erst im Mai bis 2021 verlängerten Vertrag erfüllen will. Konkret auf einen möglichen Rücktritt als Konsequenz der enttäuschenden EM angesprochen, untermauerte Boothroyd seinen Standpunkt unmissverständlich: “Ich gehe nirgendwo hin. Da müssen sie mich schon raustragen.“
Bleibt freilich abzuwarten, zu welchem Ergebnis die Verantwortlichen des englischen Fußball-Verbandes (FA) nach einer Analyse der EM-Enttäuschung kommen.