Wer an die besten Frauen-Fußballteams der Welt denkt, der hat die USA vor Augen, die bei den beiden letzten Weltmeisterschaften erfolgreich waren. Möglicherweise geht es auch um die amtierenden Europameisterinnen aus England – oder die Rekordeuropameisterinnen aus Deutschland. Kanada haben hingegen die wenigsten Fans vor Augen. Dabei waren es die Kanadierinnen, die den USA zuletzt einen großen Titel wegschnappen konnten.
Sie gewannen 2021 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. Nach dem eher schwachen Abschneiden bei der WM 2019 in Frankreich, die schon im Achtelfinale endete, zeigte die Mannschaft hier, was sie konnte. Bei der Frauen Fußball WM 2023 in Australien und Neuseeland möchte das Team den Schwung von Olympia mitnehmen und die letzte WM aus den Geschichtsbüchern streichen. Wir zeigen, welcher Kader dies leisten soll.
WM 2023 Spielplan von Kanada
Kanadas WM-Spiele im Überblick
So liegt Kanada in der Tabelle
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Kanadas Team im Frauen-WM 2023-Check
Trainerin Bev Priestman bevorzugt ein 4-4-2 mit einer Raute als Spielsystem. Gelegentlich wandelt sie die Formation aber auch in 4-3-2-1 um. Das Ganze ist dann das sogenannte Tannenbaumsystem. Faktisch kann Kanada zwischen diesen Formationen im Spiel wechseln. Eine der Angreiferinnen lässt sich dabei einfach mit ins Mittelfeld fallen. Die 8er der Raute werden zudem etwas defensiver.
Tor
Im Tor herrschen bei den Kanadierinnen glasklare Verhältnisse. Die Nummer 1 ist Kailen Sheridan (San Diego Wave). Wenn keine Verletzung dazwischenkommt, wird sie auch bei der WM zwischen den Pfosten stehen. Ihr erster Ersatz ist Sabrina D’Angelo (Vittsjö GIK). Als Nummer 3 dürfte die talentierte Lysianne Proulx (SC Uniao Torreense) mit zur WM fahren. Sie hat mittelfristig die Chance, zur Nummer 2 aufzusteigen. Sheridan ist allerdings selbst im besten Alter und wird deshalb wohl auch auf Sicht zwischen den Pfosten von Kanada stehen.
Verteidigung
Abwehrchefin ist Kadeisha Buchanan (FC Chelsea). An ihrer Seite erwarten wir Vanessa Gilles (Olympique Lyon), Ashley Lawrence (Paris Saint-Germain) sowie die sehr talentierte Jayde Riviere (Michigan Wolverines). Ebenfalls den Sprung in den Kader schaffen dürften Shelina Zadorsky (Tottenham Hotspur), Gabby Carle (Kristianstads DFF), Bianca St. Georges (Chicago Red Stars), Marie Levasseur (FC Fleury 91) und Sura Yekka (Le Havre AC).
Mittelfeld
Schlüsselspielerin der Kanadierinnen ist im Mittelfeld Jessie Fleming (FC Chelsea). An ihrer Seite stehen Quinn (OL Reign), Julia Grosso (FC Juventus) und Desiree Scott (Kansas City Current). Ebenfalls im Kader stehen dürfte im jeden Fall die erfahrene Sophie Schmidt (Houston Dash). Janine Beckie (Portland Thorns) und Allysha Champman (Houston Dash) dürften nach unserer Einschätzung ebenfalls für das Mittelfeld nominiert werden, obwohl sie eigentlich in anderen Mannschaftsteilen heimisch sind.
Angriff
Gesetzt im Sturm ist Christine Sinclair (Portland Thorns), die für Kanada Tore am Fließband erzielt. An ihrer Seite erwarten wir im Zweier-Angriff Jordyn Huitema (OL Reign). Gute Aussichten auf Spielzeiten besitzt aber auch Nichelle Prince (Houston Dash). Mit großer Wahrscheinlichkeit den Sprung in den Kader schaffen dürften auch Adriana Leon (Manchester United) und Evelyne Viens (Kristiasdads DFF). Clarissa Larisey (FC Celtic) müsste eigentlich auch nominiert werden, könnte aber für das Mittelfeld vorgesehen sein. Sehen werden wir sie aber nach aller Wahrscheinlichkeit bei der WM.
Die kanadische Frauen-Nationalmannschaft bei der WM 2023
Die wichtigsten Infos | Kanada 🇨🇦 |
---|---|
Trainer | Bev Priestman 🏴 |
Größter Erfolg | Olympisches Gold (2021) |
Rekordtorschützin | Christine Sinclaire – 190 Tore (Stand: 2. Januar 2023) |
Star des Teams | Christine Sinclaire (Portland Thorns) |
Spitzname | Big Red |
FIFA-Weltrangliste | 6. Platz (Stand: 09.12.22) |
Höchster Sieg | 21:0 gegen Puerto Rico (1998) |
Höchste Niederlage | 1:9 vs. USA (1995, 2000) & vs. Norwegen (2001) |
WM-Teilnahmen | 8 (inkl. WM 2023) |
Priestman: Das ist Kanadas Trainerin bei der WM 2023 in Australien und Neuseeland
Priestman ist noch eine relativ junge Trainerin. Sie wurde am 29. April 1986 in England in Corsett geboren. Hier entdeckte sie ursprünglich den Futsal für sich und entschied sich dazu, Sportwissenschaften an Liverpooler Universität zu studieren. Als Trainerin arbeitete sie zuerst als Assistentin von John Herdman, dem sie schließlich sogar nach Neuseeland folgte.
2013 wechselten beide Personen nach Kanada. Herdman übernahm das A-Team der Frauen. Priestman betreute erst die U17 und dann die U20 der Frauen. Bei Olympia 2016 war sie zudem erneut Teil von Hermans Trainerstab. 2018 holte Englands damaliger Frauentrainer Phil Neville sie in die Heimat zurück. Hier war sie seine Assistentin und Cheftrainerin der englischen U17. 2020 übernahm sie schließlich Kanada – und konnte direkt ein Jahr später bei Olympia Gold gewinnen.
Kanadas Chancen bei der Frauen-WM 2023
Kanada gehört auf dem Papier nicht zu den Top-Favoritinnen der Frauen WM 2023. Die kanadische Frauen-Nationalmannschaft zählt allerdings zum erweiterten Kreis der Favoritinnen. Dass dies nicht heißen muss, dass man nicht trotzdem den Titel gewinnen kann, hat die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2021 eindrucksvoll gezeigt.
Bei der WM spielt Kanada in der Frauen WM Gruppe B gegen Australien, Irland und Nigeria. Diese Teams sind allesamt ohne Frage bezwingbar. Weiter geht es dann im WM 2023 Achtelfinale allerdings eventuell gegen Dänemark oder England. Anders ausgedrückt kommt dann der richtige Härtetest, der zeigt, wie konkurrenzfähig das Team wirklich ist.
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