Im Frauenfußball konnte Spanien bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Das Team ist weit von den Erfolgen entfernt, wie sie beispielsweise Deutschland feiern konnte. Das beste Resultat bei einem großen Turnier war ein Halbfinale bei einer EM – und dies war schon 1997.
Wer Spanien und erfolgreichen Fußball hört, der denkt deshalb gemeinhin an die Männer – zumindest bislang. Vor der Frauen-EM 2022 in England sind die Spanierinnen aber bei den Frauen EM-Quoten der Favorit schlechthin.
Mit Alexia Putellas hätten sie zudem nicht nur die teuerste Spielerin des Turniers in den eigenen Reihen, sondern auch die amtierende Weltfußballerin und aktuell vielleicht beste Spielerin der Welt. Ein Kreuzbandriss im linken Knie machte der Spielerin und auch der spanischen Nationalmannschaft kurz vor Turnierbeginn einen Strich durch die Rechnung.Wie gut ist nun der Rest des Teams ohne Putellas? Wir stellen dir den Kader Spaniens vor, mit dem Trainer Jorge Vilda das Projekt Titelgewinn angeht.
Der Kader von Spanien bei der Frauen EM 2022
TOR: Sandra Paños (Barcelona), Lola Gallardo (Atletico Madrid), Misa Rodriguez (Real Madrid)
VERTEIDIGUNG: Irene Paredes (Barcelona), Maria Leon (Barcelona), Leila Ouahabi (Barcelona), Andrea Pereira (Barcelona), Ivana Andres (Real Madrid), Ona Batlle (Manchester United), Laia Aleixandri (Atletico Madrid), Olga Carmona (Real Madrid), Sheila Garcia (Atletico Madrid)
MITTELFELD: Alexia Putellas (Barcelona), Mariona Caldentey (Barcelona), Patri Guijarro (Barcelona), Aitana Bonmati (Barcelona), Irene Guerrero (Levante)
ANGRIFF: Lucia Garcia (Athletic Club), Esther Gonzalez (Real Madrid), Marta Cardona (Real Madrid), Athenea del Castillo (Real Madrid), Claudia Pina (Barcelona), Salma Paralluelo (Villarreal), Amaiur Sarriegi (Real Sociedad)*
* Nachnominiert.
Spanien in der Tabelle von Frauen-EM 2022 Gruppe B
Spielplan der Spanierinneren bei der Frauen-EURO
Spanien-Spielplan, Frauen-EM 2022
Spaniens Team im Frauen-EM 2022-Check
Spanien gewann sämtliche Spiele des Jahres 2021. Dabei kassierte das Team nicht einen einzigen Gegentreffer. Die eigene Offensive war zudem voll auf überzeugend. Zweistellige Resultate waren keine Seltenheit. Vilda bevorzugte fast immer ein 4-3-3, das offensiv ausgerichtet war. Bis auf Ona Batlle, die bei Manchester United spielt, sind alle Akteurinnen im Spanien Frauen EM 2022 Kader in der heimischen Liga aktiv.
Tor
2021 ließ Vilda sowohl Misa Rodriguez (Real Madrid) wie auch Sandra Paños (FC Barcelona) viel spielen. Beide Torfrauen kamen in etwa auf eine ähnliche Spielzeit. Bei der EM dürfte allerdings Paños den Vorzug erhalten. Lola Gallardo (Atletico Madrid) nimmt die Rolle als dritte Torhüterin ein.
Verteidigung
Abwehrchefin ist Kapitänin Irene Paredes (FC Barcelona). An ihrer Seite dürfte in der Innenverteidigung Ivana Andres (Real Madrid) auflaufen. Ona Batlle (Manchester United) steht als Back-up parat, die aber auch rechts hinten spielen kann.
Linksverteidigerin ist entweder Maria Leon (FC Barcelona) oder Leila Ouahabi (FC Barcelona). Rechts hat wohl Andrea Pareira (FC Barcelona) die besten Karten. Laia Aleixandri (Atletico Madrid), Olga Carmona (Real Madrid) und Sheila Garcia vervollständigen das defensive Aufgebot der Spanierinnen (Atletico Madrid).
Mittelfeld
Durch den Ausfall von Weltfußballerin und Starspielerin Alexia Putellas (FC Barcelona) ist noch nicht ganz klar, wer genau im Mittelfeld starten wird. Mit den beiden Vereinskolleginnen von Putellas Patri Guijarro und Aitana Bonmati stehen zumindest zwei Spielerinnen fest, die hier regelmäßig beginnen.
Das Mittelfeld der Start-Aufstellung könnte dennoch vollständig aus Barca-Spielerinnen bestehen, wenn Mariona Caldentey (Barcelona) den Platz der Weltfußballerin einnimmt. Nach der äußerst erfolgreichen Saison vom FC Barcelona nicht unbedingt ein Nachteil. Irene Guerrero (UD Levante) hofft ebenfalls auf einige Einsatzminuten.
Angriff
Nach dem Ausfall von Rekordtorschützin Jennifer Hermoso (Knieverletzung) dürfte Mariona Caldentey (FC Barcelona) die Nummer 1 im Angriff der Spanierinnen sein, wenn sie nicht im Mittelfeld spielt. Dazu kommt vermutlich Esther Gonzales (Real Madrid). Um den dritten Platz in der offensiven Dreierkette duellieren sich Lucia Garcia (Athletic Bilbao), Marta Cardona (Real Madrid), Athenea del Castillo (Real Madrid), Claudia Pina (Barcelona) und die erst 18-jährige Salma Paralluelo (Villarreal), die zum ersten Mal und damit etwas überraschend im Spanien-Kader zu finden ist.
Mit Amaiur Sarriegi (Real Sociedad) wurde nach dem Ausfall von Putellas eine Stürmerin nachnominiert. Auch sie könnte die eine oder andere Einsatzminute sammeln.
Die spanische Nationalmannschaft bei der Frauen-EM 2022
Die wichtigsten Infos | 🇪🇸 Spanien |
---|---|
Trainer | Jorge Vilda 🇪🇸 |
Größter Erfolg | EM-Halbfinale 1997 |
Rekordtorschützin | Jennifer Hermoso (42 Treffer, Stand: 12/2021) |
Rekordspielerin | Irene Paredes (80 Einsätze, Stand: 07/22) |
Star des Teams | Aitana Bonmati |
FIFA-Weltrangliste | 7. (Stand: 06/2022) |
Höchster Sieg | 17:0 über Slowenien (1994) |
Höchste Niederlage | 0:8 gegen Schweden (1996) |
EM-Teilnahmen | 4 |
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Wer sind die „Youngsters“ im Frauen EM Kader?
Spanien hat in allen Mannschaftsteilen vielversprechende Talente in den eigenen Reihen, an denen das Land mittel- und langfristig noch sehr viel Spaß haben dürfte. Im Sturm ist dies beispielsweise die bereits erwähnte 18-jährige Salma Paralluelo sowie die 20-jährige Claudia Pina und die 21-jährige Athenea del Castillo.
Auf eine Nominierung der 21-jährigen Sarriegi, die in wenigen Länderspielen schon einige Tore im Spanien-Trikot erzielen konnte, verzichtete Teamchef Vilda überraschenderweise.
Viele der jungen Spanierinnen sind zudem beidfüßig und haben trotz ihrer jungen Jahre bereits einige Erfahrungen im Verein und im Nationalteam gesammelt. Beispielhaft sei die bei der EM 23 Jahre alte Batlle genannt, die schon über ein Dutzend Mal für ihr Heimatland auflaufen konnte. Im Klartext bedeutet dies: Die Spanierinnen sind nicht nur jung und gut, sondern auch schon so reif, dass sie ihrem Team bei der EM helfen können.
Holen Spaniens Frauen zum ersten Mal einen Titel?
Normalerweise wäre Spanien mit diesem Team ein sicherer Tipp für das Weiterkommen. Allerdings könnte Frauen-EM 2022 Gruppe C kaum härter sein. Es geht gegen Rekord-Europameister Deutschland, Dänemark und Finnland. Letztere dürften kein Problem für die Spanierinnen sein.
Bei dem anderen skandinavischen Team und insbesondere bei der DFB-Auswahl sieht dies schon ganz anders aus. Spanien hatte seit geraumer Zeit keine Gegnerinnen dieses Kalibers mehr, allerdings hat sich die Furia Roja in den letzten Jahren deutlich gesteigert und gilt nun sogar als Favorit in dieser Gruppe.
Wir sehen Spanien im Kampf um den Gruppensieg mit Deutschland, wer am Ende die Nase vorne haben wird, ist allerdings schwer zu sagen. In Frauen EM Viertelfinale 2022 und der weiteren KO-Phase ist dann ohnehin alles möglich. Eins ist aber sicher: Schwächelt Spanien in einem Spiel, kann das Aus deutlich schneller kommen als erwartet.