Gastgeber: Belgien und Niederlande
Teilnehmerzahl: 16
Gewinner: Frankreich
Finalist: Italien
Torschützenkönig: Patrick Kluivert und Savo Milosevic (jeweils 5 Tore)
Nachdem bei der EM 1996 in England erstmals in der Geschichte der Europameisterschaft 16 Nationen um den Titel kämpften, wurde das Turnier vier Jahre später zum ersten Mal nicht in einem Land ausgetragen. Die beiden Nachbarn Niederlande und Belgien fungierten gemeinsam als Ausrichter und stellten folglich auch zwei gesetzte Gastgeberteams, sodass sich nur 14 andere Teams für die Endrunde qualifizieren konnten.
- Vorherige Endrunde: EM 1996 – England
- Darauffolgende Endrunde: EM 2004 – Portugal
Mit dabei waren aber alle großen Fußballnationen Europas, die eines der besten Turniere in der Fußballgeschichte ablieferten. Vor allem deshalb, weil Offensivfußball Trumpf war und auch in den K.o.-Spielen beste Unterhaltung und kein taktisches Geplänkel zu sehen war.
Mit Frankreich setzte sich am Ende die Mannschaft durch, die zwei Jahre zuvor schon Weltmeister geworden war. Die Equipe Tricolore kassierte im Turnierverlauf allerdings auch eine Niederlage gegen das vielleicht beste Team dieser EURO, das allerdings auf dramatische Art und Weise im Halbfinale scheiterte: Gastgeber Niederlande.
Deutschland scheidet bei der EM 2000 in der Vorrunde aus
In Gruppe A starteten mit Deutschland und England zwei große Fußballnationen sowie Portugal und Rumänien eher als Außenseiter, die sich aber letztlich durchsetzen. Besonders für Deutschland markiert die EM 2000 bis heute einen historischen Tiefpunkt.
Nach einem 1:1 zum Start gegen Rumänien ging das brisante Duell mit England 0:1 verloren und abschließend schoss Portugals Sergio Conceicao die deutsche Mannschaft beim 3:0 mit einem Hattrick im Alleingang ab, sodass die von Erich Ribbeck trainierte DFB-Auswahl als Gruppenletzter die Heimreise antreten musste.
Mehr als den Sieg über Deutschland brachte indes auch England nicht zustande und schied aufgrund von zwei 2:3-Pleiten gegen Portugal und Rumänien ebenfalls aus. Portugal landete am Ende souverän auf Platz eins, besiegte die goldene Generation um Luis Figo und Rui Costa doch auch Rumänien mit 1:0.
Für Gastgeber Belgien begann die EM mit einem 2:1 im Eröffnungsspiel gegen Schweden sehr gut, ging aber dennoch mit dem Vorrunden-Aus zu Ende, weil die Roten Teufel anschließend gegen Italien sowie die Türkei jeweils mit 0:2 unterlagen und in Gruppe B nur Dritter wurden.
Gruppensieger wurde Italien, das außer dem Erfolg über Belgien gegen die Türkei und Schweden jeweils mit 2:1 gewann. Die Türkei sicherte sich mit dem abschließenden Erfolg gegen die Gastgeber mit vier Punkten den zweiten Platz, weil zuvor gegen Schweden noch ein 0:0 glückte. Für die Skandinavier blieb dies der einzige Punkt im Turnier.
Die Gruppe C startete mit einer großen Überraschung, unterlag Spanien doch Norwegen mit 0:1. Die Wikinger scheiterten aber trotzdem nach der Vorrunde, weil diesem Coup ein 0:1 gegen Jugoslawien und ein 0:0 gegen Slowenien folgte. Spanien hingegen besiegte Slowenien mit 2:1 und Jugoslawien mit 4:3, was für den Gruppensieg reichte. Zweiter wurde Jugoslawien, das sich von Slowenien mit 3:3 getrennt hatte und letztlich bei Punkt- und Torgleichheit aufgrund der mehr erzielten Treffer vor Norwegen landete.
Der zweite Gastgeber, die Niederlande, startete mit einem mühevollen 1:0 über Tschechien in die Gruppe D, steigerte sich aber von Spiel zu Spiel und besiegte danach erst Dänemark mit 3:0 und dann Frankreich mit 3:2. Die Franzosen waren zu diesem Zeitpunkt nach Siegen über Dänemark (3:0) und Tschechien (2:1) aber ebenfalls schon weiter. Der abschließende 2:0-Erfolg Tschechiens gegen die Dänen war daher nur noch von statistischem Wert.
Niederlande begeistert bei der Heim-Europameisterschaft 2000 im Viertelfinale
Dank eines Doppelpacks von Nuno Gomes qualifizierte sich Portugal mit einem 2:0-Erfolg über die Türkei als erste Mannschaft für das Halbfinale, wobei die Türkei unter anderem mit einem von Arif Erdem verschossenen Elfmeter durchaus Chancen auf ein besseres Ergebnis hatte.
Im zweiten Viertelfinale setzte sich Italien durch Tore von Francesco Totti und Filippo Inzaghi bereits in der ersten Hälfte souverän gegen Rumänien durch. Rumäniens Superstar Gheorghe Hagi glückte dabei kein guter Abgang von der großen Bühne, sah der große Spielmacher doch in seinem letzten Länderspiel Gelb-Rot.
Eine ganz klare Angelegenheit war das dritte Viertelfinale zwischen der Niederlande und Jugoslawien. Die Elftal spielte ganz groß auf und kam nach Toren von Patrick Kluivert (3), Marc Overmars (2) und einem Eigentor zu einem auch in dieser Höhe verdienten 6:1 und avancierte damit endgültig zum Favoriten.
Weltmeister Frankreich hatte derweil im Nachbarschaftsduell mit Spanien seine liebe Mühe. Zinedine Zidane brachte die Equipe Tricolore zwar nach 32 Minuten in Führung, doch Gaizka Mendieta gelang nur sechs Minuten später der Ausgleich für die Furia Roja, die letztlich aber mit dem 1:2 durch Youri Djorkaeff noch vor der Pause das letztlich entscheidende Gegentor kassierte.
Im Halbfinale gegen Portugal versagt Holland gleich fünfmal vom Punkt
Auch das Halbfinale geriet für Frankreich zu einer zähen Angelegenheit. Portugal ging durch Nuno Gomes in der 19. Minute in Führung, musste aber kurz nach der Pause durch Thierry Henry den Ausgleich hinnehmen, der auch nach 90 Minuten noch Bestand hatte. Als sich viele schon mit einem Elfmeterschießen abgefunden hatten, überschlugen sich die Ereignisse.
Abel Xavier bekam den Ball im eigenen Strafraum an die Hand und Zinedine Zidane verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1, womit die Partie per Golden Goal beendet war. Noch vor der Ausführung sah Nuno Gomes wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte und nach Spielende leisteten sich mehrere portugiesische Spieler Entgleisungen gegen den österreichischen Schiedsrichter Günter Benkö, die nachträglich zu langen Sperren führten.
Nicht weniger spektakulär geriet das zweiten Halbfinale zwischen der Niederlande und Italien, auch wenn in 120 Minuten kein einziges Tor fiel. Die Niederlande schaffte dabei das wenig schmeichelhafte Kunststück, gegen ab der 34. Minute wegen Gelb-Rot für Gianluca Zambrotta dezimierte Italiener zwei Elfmeter aus dem Spiel heraus zu verschießen.
Frank de Boer und Patrick Kluivert scheiterten vom Punkt und weil die Elftal darüber hinaus zahlreiche weitere Chancen vergab, musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Erneut de Boer sowie Jaap Stam und Paul Bosvelt setzten die niederländische Misere vom Punkt fort, sodass Italien mit einem 3:1 n.E. ins Finale einzog.
David Trezeguet entscheidet das EM Finale in der Verlängerung
Im Finale lieferten sich Frankreich und Italien ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Squadra Azzurra nach dem Führungstor von Marco Delvecchio in Minute 55 schon auf dem Weg zum Titel war, ehe Sylvain Wiltord in der 90. Minute mit seinem Ausgleich für die Verlängerung sorgte.
In dieser waren dann 13 Minuten gespielt, als der wie Wiltord eingewechselte David Trezeguet den Ball volley zum 2:1 ins Netz zimmerte und Frankreich durch das zweite Golden Goal im Finale einer EM in Folge den zweiten Europameistertitel nach 1984 bescherte.
Das Finale Frankreich – Italien mit dem Golden Goal von Trezeguet
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