Als Deutschland den Zuschlag für die EM 2024 erhielt, war klar, dass ein Stadion wieder eine besondere Rolle einnehmen wird, das für die Bundesrepublik kompliziert ist: Das Berliner Olympiastadion. Gebaut wurde es im Dritten Reich, wo es als Propagandaschauplatz diente.
Durch die deutsche Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg fristete es anschließend lange ein Schattendasein. Erst mit der WM 2006 wurde es zu einem der bekanntesten Spielorte Europas – schließlich fand hier das Finale statt. Aufgrund der Umbauten vor dem Turnier stuft die UEFA die Arena in die höchste Kategorie (5) ein. Mit einer Kapazität von 70.033 Plätzen ist das Olympiastadion in Berlin das größte aller EM 2024 Stadien. Hier finden das große EM-Finale sowie drei Gruppenspiele, ein Achtelfinale der EM 2024 und ein Viertelfinale statt.
Daten und Fakten zum Olympiastadion in Berlin
🏟️ Kapazität: 70.033 Plätze
🎉 Eröffnung: 01.08.1936
🏗️ Architekten: Werner March (ursprünglicher Bau), gmp (Umbau 2000 bis 2004)
🏠 Heimmannschaft: Hertha BSC Berlin
💰 Kosten: rund 450 Millionen Euro (mit allen Umbauten)
EM-Spiele im Olympiastadion Berlin
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Ursprünglich erhielt Deutschland noch zu Zeiten des Kaiserreichs den Zuschlag für die Olympischen Spiele, die in der damaligen Reichshauptstadt Berlin ausgetragen werden sollten. Terminiert waren sie für 1916. Durch den Ersten Weltkrieg kam es nicht dazu. Anschließend war die internationale Gemeinschaft skeptisch, sie sofort wieder an den Kriegsverlierer zu geben.
Erst, als sich die Weimarer Republik bewährt zu haben schien, erteilte das IOC noch einmal den Zuschlag. Die Spiele sollten mit 20 Jahren Verspätung nach Berlin in ein demokratisches Deutschland kommen. Schon damals waren Pläne für eine Arena vorhanden, die als Ersatz für das in Jahre gekommene Deutsche Stadion gedacht war. Dieses wurde deshalb abgerissen, um Platz zu schaffen.
Baubeginn kurz vor dem 2. Weltkrieg
Zwei Jahre nach dem Zuschlag für Berlin fiel in Deutschland die Demokratie. Die Nationalsozialisten kamen mit Adolf Hitler an der Spitze an die Macht. Sie erkannten schnell, welche propagandistischen Chancen sich mit dem Turnier boten. Hitler ließ die bisherigen Pläne deshalb beerdigen. Sie waren ihm nicht eindrucksvoll genug.
Stattdessen sollte auf dem damaligen Reichssportfeld ein Gelände entstehen, das dem Gigantismusdenken der Nazis genügen würde. Architekt war Werner March, der sich auf Hitlers ausdrücklichen Wunsch mit dessen Leib-und-Magen-Architekten Albert Speer beraten musste. Die beiden Männer tickten ähnlich und so kamen die Pläne schnell voran.
Das neue Olympiastadion sollte 100.000 Zuschauern Platz bieten und Elemente bieten, die an die Antike und das Mittelalter angelehnt waren. Die ikonischen Säulen und das heutige Olympia-Tor (damals: „Preußen-Tor“) sind die sichtbarsten Hinterlassenschaften dieser Ausrichtungen. Nach den ursprünglichen Plänen sollte das neue Stadion 5,5 Millionen Reichsmark kosten.
Die zweite Version verschlang schließlich 42 Millionen Reichsmark. Umgerechnet sind dies heute 192 Millionen Euro. Nach den Spielen, in denen der farbige US-Sprinter Jesse Owens den Nazis die Partie versaute, nutzten diese es als Propaganda-Apparat. 1939 sprach Hitler hier beispielsweise zu 100.000 Mädchen.
Das Olympiastadion im geteilten Deutschland
Das Stadion hatte im Krieg schweren Schaden genommen – nicht zuletzt deshalb, weil in den Katakomben eine Zünderfabrik beheimatet war. Insbesondere das Außengelände wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Es fehlte das Geld und das Interesse, die Arena zu sanieren und zu renovieren. Die zuständige britische Militärverwaltung ließ nur Hitlers Loge entfernen, um keine Kultstätte zu erzeugen.
Schließlich wurde es doch wieder für Sport genutzt. Hertha BSC Berlin entdeckte es als Arena für die eigenen Heimspiele. Der Glockenturm wurde hierfür neugebaut. Zudem wurde das Außengelände ausreichend saniert, um sichere Zu- und Abgänge für die Zuschauer zu gewährleisten.
1969 sahen 88.075 Menschen das Duell zwischen der alten Dame und dem 1. FC Köln im Stadion. Das ist bis heute Bundesliga-Rekord. 1974 war die Arena einer der Schauplätze der WM. Seit 1985 wird hier das DFB-Pokalfinale ausgetragen.
Das Olympiastadion im wiedervereinigten Stadion
Im wiedervereinigten Deutschland kam schnell die Idee, noch einmal Olympia nach Berlin zu holen und dafür das Stadion grundlegend umzubauen. Das IOC hatte allerdings keine Freude an der Idee, in die Nazi-Arena zurückzukehren. Die Spiele 2000 gingen nach Berlin. Der Umbau musste verschoben werden. Er konnte erst mit dem Zuschlag für die WM 2006 realisiert werden.
Die Arbeiten fanden von 2000 bis 2004 statt und kosteten knapp 240 Millionen Euro. Die Kapazität wurde auf 74.725 Plätze reduziert. Die Nazi-Architektur wurde deutlich entschärft. Das Außengelände – inzwischen das Olympiafeld – wurde komplett neu errichtet. Nach der WM 2006 wurde hier auch das Finale der Champions League 2015 ausgetragen.
Nach einer Einigung zwischen dem DFB und dem englischen Fußballverband, entschied man sich, nicht mit dem Berliner Olympiastadion als EM 2021 Spielort ins Rennen zu gehen. Dadurch erhielt das Londoner Wembley Stadion den Zuschlag für das Halbfinale und Finale der Europameisterschaft. Bei der verschobenen EURO 2020 hat sich der deutsche Verband daher auf die Münchner Allianz-Arena geeinigt. Das Berliner Olympiastadion hatte dadurch bessere Chancen auf das Endspiel der EM 2024 und dieses im Mai 2022 auch tatsächlich zugesprochen bekommen. Zusätzlich finden hier neben 3 Gruppenspielen auch noch ein Achtelfinale der EURO und das EM-Viertelfinale 2024 statt.
Das ist der EM 2024 Spielort Berlin
Berlin ist seit 1991 Hauptstadt Deutschland. Die Regierung siedelte 1999 von Bonn an die Spree über. Mit 3,7 Millionen Einwohnern ist Berlin zugleich die größte Stadt der Bundesrepublik. Sie blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Gegründet wurde sie im 13. Jahrhundert und wuchs schnell.
Sie wurde zum Hauptsitz der Hohenzollern und dadurch zur Hauptstadt Preußens und schließlich Deutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Berlin bis 1990 unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Durch den Mauerbau 1961 fand eine faktische Trennung in Ost- und West-Berlin statt.
Sehenswürdigkeiten und Sport am EM Spielort 2024 Berlin
Berlin bietet zahllose Sehenswürdigkeiten. Neben dem Reichstag, dem Kanzleramt, dem Brandenburger Tor, dem Tierpark, der Siegessäule und dem Stadtschloss sind dies beispielsweise die Reste der Mauer, der Checkpoint Charlie, der Berliner Dom und die Neue Synagoge.
Sportlich bietet die deutsche Hauptstadt für jeden etwas. Fußballerische Flaggschiffe sind die Hertha und Union Berlin. Boxfans dürfen sich regelmäßig in der Max-Schmelling-Halle auf tolle Kämpfe freuen.