Die schon nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar erwartete Rücktrittswelle aus der belgischen Nationalmannschaft setzt sich weiter fort. Nach Eden Hazard, Toby Alderweireld und Simon Mignolet erklärte nun auch Axel Witsel den Roten Teufeln künftig nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
“Es war eine Ehre, mein Land 15 Jahre lang zu vertreten. Aber jetzt ist es für mich wichtig, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen zu können und mich auf meinen Verein zu konzentrieren“, teilte Witsel über die sozialen Netzwerke mit, die laut Angaben des mittlerweile 34 Jahre alten Mittelfeldspielers nach reiflicher Überlegung getroffen wurde.
Die nächste Generation schon im Einsatz
Völlig aus dem Nichts kommt diese Entscheidung freilich nicht, nachdem Witsel bereits im März in den ersten beiden Partien unter Leitung des neuen Trainers Domenico Tedesco nicht zum Aufgebot gehörte. Sowohl beim 3:0-Sieg am ersten Spieltag der EM-Quali 2024 beim mutmaßlich stärksten Gruppengegner in Schweden als auch beim 3:2 Sieg im Testspiel gegen Deutschland setzte Tedesco auf deutlich jüngere Spieler im zentralen Mittelfeld wie Amadou Onana und Orel Mangala, denen die Zukunft gehört. “Die neue Generation wird uns zweifellos noch mehr tolle Momente bescheren“, ist auch Witsel davon überzeugt, dass seine Nachfolger eine gute Rolle spielen werden.
Witsel kehrt der Nationalmannschaft nach der fraglos beeindruckenden Anzahl von 130 Länderspielen im Belgien-Trikot den Rücken. Sein Debüt feierte der noch bis 2024 an Atletico Madrid gebundene Mittelfeldmann, der auf Vereinsebene somit mindestens noch eine Saison spielen wird, bereits im März 2008. Bei der damaligen 1:4-Niederlage gegen Marokko erzielte Witsel direkt auch sein erstes von insgesamt zwölf Toren für die belgische Auswahl.
Nach seinem Länderspieldebüt sollten mehr als sechs Jahre bis zur ersten Teilnahme an einem großen Turnier vergehen, da Belgien sich weder für die WM 2010 noch für die Europameisterschaften 2008 und 2012 qualifizieren konnte. 2014 begann dann aber die nun langsam zu Ende gehende Ära der Goldenen Generation um Romelu Lukaku, Eden Hazard und Kevin de Bruyne, der auch Witsel angehörte und seinen Stempel aufdrückte.
Nur Jan Vertonghen hat mehr Länderspiele
Bei der WM 2014 in Brasilien zog Belgien indes noch im Viertelfinale gegen Argentinien knapp mit 0:1 den Kürzeren. Bei der EURO 2016 war ebenfalls das Viertelfinale Endstation, allerdings gegen Wales (1:3) durchaus überraschend. Bei der WM 2018 schafften es die Roten Teufel ins Halbfinale, verloren aber dann gegen den späteren Weltmeister Frankreich.
Immerhin gelang mit Platz drei aber der größte Erfolg in der Verbandsgeschichte. Der große Wurf indes wurde anschließend auch mit dem Viertelfinal-Aus bei der EM 2021 gegen Italien (1:2) verpasst, ehe Witsel und das gesamte belgische Team auf die WM 2022 im Nachhinein sicher lieber verzichtet hätten.
Das letzte Länderspiel Witsels, dessen 130 Einsätze nur von Jan Vertonghen (147) übertroffen werden, war das 0:0 am 1. Dezember 2022 gegen Kroatien, das zu wenig für das Erreichen der K.o.-Phase war. Nichtsdestotrotz hat Witsel einen festen Platz in der Geschichte des belgischen Fußballs.