Den Testspielsommer 2023 hat sich die deutsche Nationalmannschaft ganz anders vorgestellt. Anstatt ein Jahr vor Beginn der Fußball EURO 2024 im eigenen Land Selbstvertrauen zu tanken und mit guten Leistungen die in jüngerer Vergangenheit verloren gegangene Begeisterung der Fans wieder zu wecken, blieb die DFB-Elf nicht nur drei Mal sieglos, sondern kassierte nach einem spät geretteten 3:3 gegen die Ukraine in Polen (0:1) und nun am Dienstagabend in Gelsenkirchen gegen Kolumbien (0:2) sogar zwei Niederlagen.
Rudi Völler bemängelt fehlende Qualität
In allen drei Testspielen waren in vielerlei Hinsicht größere Defizite vorhanden, die nicht wirklich zuversichtlich auf die EURO 2024 blicken lassen. Bundestrainer Hans-Dieter Flick hat es dabei trotz einiger Experimente nicht geschafft, der Mannschaft Stabilität und ein funktionierendes System zu verleihen. Dennoch erhielt der 58-Jährige auch nach den erneut desillusionierenden 90 Minuten gegen Kolumbien, in denen offensiv vieles Stückwerk geblieben ist, abermals Rückendeckung von Sportdirektor Rudi Völler.
„Hansi Flick ist wirklich die ärmste Sau, weil er diese Spieler zur Verfügung hat. Man konnte in diesen zwei Wochen sehen, dass der eine oder andere bei allem Bemühen an seine Grenzen gekommen ist – ohne irgendwelche Namen zu sagen. Das wird man dann bei der nächsten Nominierung sehen“, machte der einstige DFB-Teamchef bei “RTL“ keinen Hehl daraus, dass aus seiner Sicht nicht der Trainer, sondern die Spieler die Verantwortung trafen.
Die logische Folge für Völler ist, dass nun genau geprüft werden müsse, “wen man noch einlädt und wen nicht.“ Das Ergebnis dieser Analyse nahm Völler indes auch gleich vorweg: „Heute sind einige dabei gewesen, die wir im September nicht mehr sehen werden. Es haben sich alle reingehängt, darum geht’s gar nicht. Aber am Ende, muss man sagen, ist es definitiv auch eine Qualitätsfrage“, unterstrich der 63-Jährige dann nochmals, dass aus seiner Sicht zu wenig Akteure im DFB-Trikot zur Verfügung stehen, die wirklich internationales Format besitzen.
Fehlende Akteure als Gewinner
Diese Erkenntnis zog Völler nun zuvorderst aus den drei Testspielen und musste einräumen, die Dinge bei seinem Amtsantritt nach der mit dem Vorrunden-Aus bereits verkorksten WM 2022 “vielleicht auch ein bisschen unterschätzt“ zu haben. Gleichzeitig nahm der Sportdirektor dann aber doch auch Flick in die Pflicht, aus dem vorhandenen Material mit den geeigneten Maßnahmen das Optimale herausholen zu müssen. “Wir müssen dann so trainieren und taktisch aufstellen, dass wir trotzdem nächstes Jahr eine gute EM spielen“, erklärte Völler, der sich freilich auch darüber im Klaren ist, dass sich das alles “im Moment wie Durchhalteparolen anhört.“
Gespannt darf man nun sein, wie die Aufarbeitung der in den Sand gesetzten Testspielserie erfolgt und welche Konsequenzen sich im September zeigen, wenn die DFB-Elf gegen Japan und Frankreich testet. Wahrscheinlich ist, dass die diesmal aus unterschiedlichen Gründen unberücksichtigt gebliebenen Manuel Neuer, Thomas Müller, Niklas Süle und Serge Gnabry, die Völler “als Gewinner“ bezeichnete, gute Chancen auf ihr Comeback haben.
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