Nur ein einziges Mal hat es die tschechische Nationalmannschaft nach der 1993 erfolgten Trennung von der Slowakei geschafft, sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Die WM 2006 in Deutschland verlief dann mit dem Vorrunden-Aus auch alles andere als erfolgreich. Weitgehend gegensätzlich liest sich derweil die tschechische Bilanz bei Europameisterschaften, die seit 1996 immer erreicht wurden.
Und bei den sieben zurückliegenden Teilnahmen schaffte es Tschechien viermal über die Gruppenphase hinaus, 1996 sogar ins per Golden Goal gegen Deutschland verlorene Endspiel und bei der EM 2004 immerhin noch ins Halbfinale.
Am Montagabend wurden nun die Voraussetzungen für das nächste Kapitel geschaffen, löste die tschechische Auswahl doch am letzten Spieltag Fußball EM 2024 Quali mit einem klaren 3:0-Sieg gegen die noch mit Chancen angereiste Republik Moldau das Ticket für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. David Doudera beruhigte schon nach 14 Minuten die Nerven mit dem Führungstor, wäre doch selbst ein Unentschieden ausreichend gewesen. Tomas Chory in der 72. und Tomas Soucek in der 89. Minute beseitigten dann die letzten Zweifel und sorgten für Freude im Andruv-Stadion in Olmütz.
Entscheidung unabhängig vom EM-Ticket
Der 3:0-Erfolg indes rückte nach dem Abpfiff ebenso schnell in den Hintergrund wie die geschaffte EM-Qualifikation, denn an den TV-Mikrofonen wartete Trainer Jaroslav Silhavy mit einem Paukenschlag auf. Der 62-jährige Nationaltrainer erklärte völlig überraschend mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt. Silhavy begründete die Entscheidung, seinen Posten zur Verfügung zu stellen, mit dem hohen Druck, dem er sich nicht mehr gewachsen fühle.
„Obwohl wir jetzt glücklich sind, haben meine Kollegen und ich vor dem Spiel entschieden, dass wir nicht weitermachen werden“, verriet Silhavy, dass die Entscheidung schon vorher und unabhängig vom Ausgang der Begegnung gegen die Republik Moldau festgestanden habe. Wie die Öffentlichkeit erfuhr aber auch Verbandspräsident Petr Fousek erst unmittelbar nach Abpfiff der Partie von der Entscheidung.
EM-Viertelfinale 2021 als größter Erfolg
Ob die im Vorfeld des Gruppenfinales unausweichlich gewordene Entscheidung, mit Vladimir Coufal, Jakub Brabec und Jan Kuchta drei Akteure aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader streichen zu müssen, für Silhavys Entscheidung eine Rolle gespielt hat, ist bislang nicht klar. Der Nachtklub-Besuch des Trios in der Olmützer Innenstadt allerdings warf die Frage nach der richtigen Einstellung des Nationalteams auf und zumindest von medialer Seite wurde in diesem Zusammenhang auch der Trainer in die Verantwortung gerückt.
Silhavy hatte das Nationaltraineramt im September 2018 übernommen und stand seitdem in 56 Spielen an der Seitenlinie. Die Bilanz des Ex-Profis fällt mit 26 Siegen, zehn Unentschieden und 20 Niederlagen positiv aus. Größter Erfolg war sicherlich das Erreichen des Viertelfinales bei der EURO 2021. Auf dem Weg dorthin schaltete Tschechien im Achtelfinale die favorisierte Niederlande (2:0) aus, unterlag dann aber Dänemark mit 1:2.
Wer Tschechien nun bei der EURO 2024 betreuen wird, ist offen. Bis zu den nächsten Testspielen im März bleibt dem Verband aber ausreichend Zeit für die Suche nach einem Nachfolger. Im Hinblick auf die Endrunde sehen die Sportwettenanbieter Tschechien in einer krassen Außenseiterrolle.