Nachdem es am Samstag im Heimspiel gegen Österreich nur zu einem 1:1 gereicht hatte, ist die Zielsetzung der belgischen Nationalmannschaft vor dem EM 2024 Quali Gastspiel am heutigen Dienstag in Estland klar. Alles andere als ein Sieg wäre eine schwere Enttäuschung, wenngleich selbst dann in der Qualifikation für die Fußball EM 2024 dank des 3:0-Auswärtssieges im März in Schweden nach wie vor eine gute Ausgangsposition vorhanden wäre.
Die 90 Minuten in Tallinn allerdings sind in den vergangenen Tagen nahezu komplett in den Hintergrund gerückt, wurden und werden die Schlagzeilen rund um die belgische Auswahl doch von einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Trainer Domenico Tedesco und Torhüter Thibaut Courtois beherrscht.
Courtois widerspricht Tedesco
Eröffnet hat den Zoff, zumindest in den Medien, Trainer Tedesco, der von einem Gespräch mit Courtois im Anschluss an die Partie gegen Österreich berichtete. Darin habe der Schlussmann von Real Madrid erklärt, die Heimreise antreten zu wollen, “weil er enttäuscht sei und sich beleidigt fühle.“
Hintergrund für Courtois‘ Reaktion soll Tedescos Entscheidung gewesen sein, die Kapitänsbinde des verletzt fehlenden Kevin de Bruyne an Romelu Lukaku und nicht an Courtois zu vergeben, die beide als gleichrangige Stellvertreter fungieren. Courtois wäre laut Tedesco in Estland als Spielführer vorgesehen gewesen.
Gleichzeitig verneinte Tedesco, dass Courtouis verletzungsbedingt nicht mit nach Estland reist. Ein Statement, das nun den Torwart selbst auf den Plan rief, der mit einer öffentlichen Verlautbarung ebenso direkt wie scharf reagierte. „Ich habe mich gestern Nachmittag einer Untersuchung wegen eines Problems in meinem rechten Knie unterzogen. Das medizinische Team meines Klubs und der Nationalmannschaft standen in Kontakt und haben das gesamte Material geprüft, um die Entscheidung zu treffen, das Trainingslager zu verlassen“, erklärte Courtois, dass sehr wohl ein gesundheitliches Problem der Grund für die Abreise war.
Darüber hinaus machte Courtois keinen Hehl aus seinem Unverständnis darüber, dass die Inhalte seines Gesprächs mit Tedesco vom Trainer nach außen lanciert wurden: „Ich möchte klarstellen, dass es weder das erste noch das letzte Mal ist, dass ich mit einem Trainer über Probleme in der Umkleidekabine spreche, aber es ist das erste Mal, dass jemand beschließt, dies öffentlich zu erzählen.“
Gemeinsame Zukunft scheint fraglich
Unabhängig davon, dass es mit der Rückkehr de Bruynes bei den nächsten Länderspielen im März keine Streitigkeiten um die Binde mehr geben dürfte, scheint im Moment völlig offen, ob eine Zusammenarbeit von Tedesco und Courtois noch denkbar ist. Der 37 Jahre alte Fußball-Lehrer lobte Courtois zwar als “besten Torhüter der Welt“ und betonte seine Wertschätzung für ihn „als Torwart und auch als Mensch“, aber dennoch sind wohl einige Gespräche nötig, um die Dinge aus der Welt zu schaffen.
Für Tedesco sind die Geschehnisse auch deshalb ebenso bitter wie unnötig, weil der nach der Weltmeisterschaft 2022 als Nachfolger von Roberto Martinez angetretene Deutsch-Italiener für seine ersten Monate eigentlich sehr gelobt wurde und bei Fans wie Medien hoch im Kurs stand. Der Fall Courtois könnte nun aber zu einem Stolperstein werden.
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