Rund sechs Wochen vor dem Start der Europameisterschaft 2024 in Deutschland können die Fans der österreichischen Nationalmannschaft aufatmen. Der intensiv vom FC Bayern München umworbene Ralf Rangnick entschied sich nach Gesprächen mit dem deutschen Rekordmeister letztlich dafür, dem Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) treu zu bleiben und (mindestens) seinen bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko datierten Vertrag zu erfüllen.
“Ich bin mit vollem Herzen österreichischer Teamchef. Diese Aufgabe macht mir unglaublich viel Freude und ich bin fest entschlossen, unseren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterzugehen“, wird Rangnick in einer Pressemitteilung des ÖFB zitiert, nachdem der 65 Jahre alte Fußball-Lehrer am Abend zuvor den Verantwortlichen in München mitgeteilt hatte, das unterbreitete Angebot nicht anzunehmen.
“Entscheidung für meine Mannschaft“
Rangnick betonte zwar auch, dass es “keine Absage an den FC Bayern, sondern eine Entscheidung für meine Mannschaft und unsere gemeinsamen Ziele“ ist, doch dürfte der gebürtige Schwabe ach die Unruhe in München registriert haben, die mit einer bemerkenswerten Kritik von Ehrenpräsident Uli Hoeneß an Noch-Trainer Thomas Tuchel am vergangenen Wochenende einen neuen Höhe- oder je nach Sichtweise Tiefpunkt erreicht hat.
Dass zudem die Dominanz und Ballbesitz ausgelegte Spielweise des FC Bayern nur bedingt zu seiner eigenen Philosophie passt, die weitaus stärker auf frühen Balleroberungen und schnellem Umschalten beruht, dürfte Rangnick ebenfalls festgestellt haben.
Während in München nach der schon zuvor erhaltenen Absage von Xabi Alonso (Bayer Leverkusen) und dem Verbleib von Julian Nagelsmann als Nationaltrainer der deutschen Nationalmannschaft nun die Suche nach einem Tuchel-Nachfolger weitergeht und sicherlich nicht einfacher wird, kann in Österreich der Fokus nun komplett auf das anstehende Turnier gerichtet werden.
Bisher nur ein Mal im Viertelfinale
„Unsere volle Konzentration gilt der Europameisterschaft 2024. Wir werden alles unternehmen, um dort so weit wie möglich zu kommen“, betonte Rangnick und auch ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer zieht aus dem Verbleib des Trainers weitere Zuversicht: “Wir freuen uns sehr über diese Entscheidung von Ralf Rangnick und das klare Bekenntnis zu einer gemeinsamen Zukunft. Wir waren immer sehr zuversichtlich, dass das Herz und der Teamspirit, aber auch die Gestaltungsmöglichkeiten sehr gute Argumente sind. Alle gemeinsam werden wir nun noch stärker in die EURO gehen.“
Sportdirektor Peter Schöttel zeigte sich derweil “stolz“, dass sich Rangnick bei “zwei sehr attraktiven Optionen“ für Österreich entschieden hat und ist sicherlich auch nicht traurig darüber, keinen neuen Trainer suchen zu müssen.
Denn klar ist auch, dass Rangnick mit seiner bisherigen Arbeit für den ÖFB die Messlatte hoch gelegt hat – und setzt die österreichische Auswahl ihre Entwicklung bei der EURO 2024 fort, scheint sogar ein historischer Erfolg möglich. In diese Kategorie fiele schon das Erreichen des Viertelfinales, in dem eine österreichische Mannschaft nur bei der Erstauflage des Turniers 1960 stand, damals freilich noch in einem ganz anderen Modus.