Es stand knapp drei Monate vor Beginn der Europameisterschaft 2024 einiges auf dem Spiel für die deutsche Nationalmannschaft. Weitere enttäuschende Auftritte hätten die im ganzen Land ohnehin große Skepsis im Vorfeld der Heim-EM sowohl gegenüber den Spielern als auch und vor allem gegenüber Bundestrainer Julian Nagelsmann weiter wachsen lassen und für eine alles andere als gute Stimmung gesorgt.
Nagelsmanns Entscheidungen gehen auf
Doch ganz anders als im November bei den Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (0:2) lieferte die DFB-Elf zwei starke Testspiele für die EM 2024 ab, die in der deutschen Öffentlichkeit nun doch eine gewisse Vorfreude auf den Sommer geweckt haben. Einem 2:0-Sieg in Lyon gegen Frankreich ließ Deutschland gegen die Niederlande in Frankfurt einen 2:1-Erfolg folgen – noch weitaus wichtiger als die Ergebnisse indes war, dass die Leistungen vollends überzeugend ausfielen und Bundestrainer Nagelsmann offenkundig bei allen – nicht unumstrittenen – Personalentscheidungen ein gutes Händchen bewiesen hat.
Rückkehrer Toni Kroos avancierte im DFB Kader für die Euro auf Anhieb zum Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld, sorgte für Ordnung sowohl im Spiel mit als auch gegen den Ball. Debütant Maximilian Mittelstädt agierte gerade gegen die Niederlande zwar nicht fehlerfrei, traf aber in seinem zweiten Länderspiel sehenswert zum Ausgleich und dürfte auf der linken Abwehrseite erst einmal in der Pole Position bleiben. Selbiges gilt für Robert Andrich, der sich auf der Doppelsechs als Partner von Kroos bewährt hat.
Die Innenverteidigung mit Jonathan Tah und Antonio Rüdiger sowie der nach hinten rechts versetzte Joshua Kimmich gelten ohnehin als Eckpfeiler, während im Tor Manuel Neuer trotz seiner verletzungsbedingten Abreise die Nase vor Marc-Andre ter Stegen hat.
Sané in Frankfurt vor Ort
Reichlich Spannung verspricht die Besetzung der Offensive, die mit Florian Wirtz, Ilkay Gündogan und Jamal Musiala in einer Dreierreihe hinter der nominellen Spitze Kai Havertz jede Menge Spielfreunde versprühte. Gleichwohl hat Niclas Füllkrug mit seinem Jokertor gegen die Niederlande auch Ansprüche auf den Platz im Sturmzentrum angemeldet und mit Leroy Sané stand ein hochbegabter Offensivmann in Folge seiner roten Karte im November in Österreich nicht zur Verfügung.
Obwohl Kapitän Gündogan nicht ganz so viel Esprit verbreitete wie die angehenden Superstars Wirtz und Musiala gibt es für Nagelsmann eigentlich wenig Veranlassung, seine erste Elf umzubauen. Ein Sané in Top-Form freilich stünde jeder Mannschaft gut zu Gesicht, sodass die Tür für den 28-Jährigen offen bleibt – möglicherweise aber zunächst als Joker.
Dass Sané trotz Sperre zur Nationalmannschaft gereist ist und die Partie in Frankfurt im Stadion verfolgt hat, wertete Nagelsmann gegenüber dem „kicker“ zwar positiv, ließ aber auch durchblicken, dass ihn alles andere enttäuscht hätte: „Das erwarte ich schon auch, wenn ich eine gute EM spielen will. Das sollte unser aller Interesse sein, dass ich ein gewisses Interesse habe für diese Mannschaft. Das ist, glaube ich, selbstverständlich.“
Das Eröffnungsmatch der EM in Deutschland findet am 14. Juni 2024 statt.