Elf Monate vor der Fußball Europameisterschaft 2024 im eigenen Land könnte es um die Stimmung rund um die deutsche Nationalmannschaft wahrlich besser bestellt sein. Doch die vergangenen, durchweg enttäuschenden Turniere mit dem zweimaligen Vorrunden-Aus bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sowie dem Scheitern im Achtelfinale der EURO 2021 haben die DFB-Auswahl reichlich Kredit gekostet – in Verbindung mit unpassenden Marketingaktivitäten und einem zuweilen abgehobenen Auftreten von Mannschaft und Staff.
In letzterer Hinsicht hat der nach der verkorksten WM 2022 angetretene Sportdirektor Rudi Völler zwar versucht, die Dinge in die richtige Richtung zu bewegen, doch große Verbesserungen sind bislang nicht zu erkennen. Auch nicht in Bezug auf die Leistungen der Mannschaft von Bundestrainer Hans-Dieter Flick, die bei den jüngsten Spielen in der DFB EM 2024 Vorbereitung gegen die Ukraine (3:3), in Polen (0:1) und gegen Kolumbien (0:2) einen alles andere als überzeugenden Eindruck hinterlassen hat.
Vertrag beim FC Liverpool bis 2026
Umso mehr ist der Druck auf Flick gewachsen, der in den kommenden Länderspielen im September gegen Japan und Frankreich gute Ergebnisse und zwingend eine deutliche Steigerung benötigt. Andernfalls halten es Beobachter für nicht ausgeschlossen, dass man beim DFB zu dem Schluss kommt, auf dem Trainerposten einen neuen Impuls setzen zu müssen, wobei freilich die kurzfristige Suche nach einer geeigneten Alternative alles andere als einfach würde.
Fraglos einigen könnte man sich in Fußball-Deutschland auf Jürgen Klopp als neuen Bundestrainer. Der 56-Jährige ließ in diesem Zusammenhang im Rahmen einer Podiumsdiskussion des Dübel-Konzerns „Fischer“ in Waldachtal (Baden-Württemberg) damit aufhorchen, grundsätzliches Interesse am Amt des Bundestrainers zu haben: “Der Nationaltrainer-Job ist und wäre eine große Ehre – das steht völlig außer Frage“, so Klopp, der aber sofort relativierte und auf seinen bis 2026 laufenden Vertrag beim FC Liverpool verwies: “Das Problem, das dem Ganzen entgegensteht, ist meine Loyalität. Ich kann Liverpool jetzt nicht einfach verlassen und sagen, ich übernehme mal ganz kurz Deutschland. Das funktioniert nicht“, betonte der Champions-League-Sieger von 2019, der überdies betonte, dass gar kein Kontakt zum DFB besteht: “Und die Anfrage ist ja auch gar nicht da.“
DFB für Klopp eine Zukunftsoption
Für die Zukunft schließt Klopp es aber nicht aus, die Nationalmannschaft zu übernehmen, wenn die Voraussetzungen gegeben sind: “Wenn ich das irgendwann mal machen soll, dann muss ich auch verfügbar sein. Und das bin ich aktuell nun einmal nicht.“
Im Fußball ändern sich die Dinge aber bekanntlich schnell. Sollte Liverpool nach einem enttäuschenden fünften Platz in der Premier League und dem Aus im Achtelfinale der Champions League in der vergangenen Saison einen schlechten Start ins neue Spieljahr hinlegen, würde auch bei den Reds der Druck auf den Trainer größer. Aktuell deutet zwar nichts auf einen baldigen Abschied Klopps aus Liverpool hin, doch mit seinen Aussagen hat der zweimalige Welttrainer des Jahres die Tür für den DFB zumindest längerfristig geöffnet.