Die englische Nationalmannschaft hat als ungeschlagener Sieger der Gruppe C vor Dänemark, Slowenien und Serbien den Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft 2024 geschafft. Soweit, so gut, aber der ihnen im Vorfeld von nicht wenigen Experten zugedachten Rolle als Top-Favorit sind die Three Lions in der Vorrunde nicht ansatzweise gerecht geworden.
Nach einem zähen 1:0-Sieg gegen Serbien reichte es weder gegen Dänemark (1:1) noch gegen Slowenien (0:0) zu einem Erfolg – und beide Partien gerieten für den Zuschauer annähernd unansehnlich. Fehlende Kreativität, kaum Tempo und eine teilweise erstaunlich passive Spielweise waren eines Top-Teams nicht würdig und wenig überraschend entzündet sich gerade in England die größte Kritik am Auftreten der Nationalmannschaft sowie insbesondere an Trainer Gareth Southgate.
Southgate und Kane bemerkenswert positiv
Der heute als TV-Experte tätige Ex-Nationalspieler Gary Neville sprach offen aus, was englische Fans und auch neutrale Beobachter bei den bisherigen Auftritten der englischen Mannschaft dachten: „Es war ein Krampf, da zuzuschauen.“
Southgate hingegen zeigte wenig Verständnis für die öffentliche Kritik an seinem Team, betonte den Gruppensieg und sah auch eine positive Entwicklung: “Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit der Leistung der Mannschaft. Wir hatten eine bessere Qualität am Ball und waren defensiv solide. Ich habe einen Fortschritt gesehen. Die Tore werden kommen, da bin ich mir sicher.“
Auch Kapitän Harry Kane verweist darauf, dass mit dem Achtelfinal-Einzug das erste Ziel erreicht wurde und ist guter Hoffnung, dass die englische Mannschaft wie bei vergangenen Turnieren zulegen kann: “Wir haben uns immer wieder in den K.-o.-Runden gesteigert, das müssen wir wieder machen. Wir freuen uns auf das Achtelfinale.“
Kobbie Mainoo empfiehlt sich
Möglicherweise ein gutes Omen ist es für die englische Auswahl, dass am Sonntag wieder in Gelsenkirchen gespielt wird – also dort, wo gegen Serbien der bislang einzige Turniersieg eingefahren wurde.
Denkbar ist derweil, dass Southgate auf die letzten Vorstellungen seiner Mannschaft auch mit Anpassungen reagiert. Nachdem gegen Slowenien zunächst Conor Gallagher im zentralen Mittelfeld neben Declan Rice auflief und den Vorzug vor Trent Alexander-Arnold erhielt, könnte nun Kobbie Mainoo von Beginn an eine Chance erhalten. Der Youngster von Manchester United hinterließ für Gallagher eingewechselt im zweiten Durchgang gegen Slowenien einen ordentlichen Eindruck.
Für frischen Wind sorgten überdies auch Cole Palmer und Anthony Gordon, die zwar erst relativ spät kamen, aber dennoch Akzente setzen konnte. Gerade Palmer, der beim FC Chelsea eine herausragende Saison gespielt hat, wird von der englischen Öffentlichkeit vehement gefordert. Allerdings müsste im Gegenzug wohl ein anderer Hochkaräter weichen. Weil Jude Bellingham und Harry Kane gesetzt sind, wären die bislang nur bedingt überzeugenden Bukayo Saka und Phil Foden die ersten Kandidaten für eine schöpferische Pause.