Die Europameisterschaft 2021 ist Geschichte und damit auch das Achtelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft, die nach einem 0:2 im Londoner Wembley-Stadion gegen England weitaus früher als erhofft die Heimreise antreten musste.
Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) richten sich inzwischen die Blicke zwar überwiegend nach vorne in eine Zukunft, in der Hans-Dieter Flick nach 15 Jahren Amtszeit von Joachim Löw als neuer Bundestrainer für frischen Wind und die Rückkehr zu altem Glanz sorgen soll.
Philipp Lahm übt Kritik
Philipp Lahm, Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 2014 und heute Organisationschef für die EM 2024 in Deutschland, äußerte sich nun zunächst allerdings auch noch einmal rückblickend auf die EURO 2021 und wertete die Rückkehr von Mats Hummels und Thomas Müller als Fehler bzw. sah dafür relativ kurz vor dem Turnier nicht den richtigen Zeitpunkt: „Es verändert sich etwas in der Hierarchie einer Mannschaft, wenn man Spieler, die in der Vergangenheit so wichtig waren wie Müller und Hummels, plötzlich wieder zurückholt.“
Generell vermisste Lahm, für den das Amt des DFB-Präsidenten nicht in Frage kommt, in seinem Interview mit dem “Spiegel“ den “letzten Biss“ bei der deutschen Mannschaft, die nach Einschätzung ihres ehemaligen Kapitäns unter Bundestrainer Flick aber wieder in die richtige Richtung steuern werde.
Ob dann Hummels und Müller im DFB-Trikot noch dabei sein werden, ist offen. Selbiges gilt auch für Ilkay Gündogan, bei dem ein Rücktritt wie von Toni Kroos bereits vollzogen als möglich gilt. Im zentralen Mittelfeld wäre dann der Weg endgültig frei für das Duo Joshua Kimmich und Leon Goretzka, dem nach Einschätzung vieler Experten die Zukunft im DFB-Team gehören wird.
Peter Peters offen für einen Kurswechsel
Während die personelle Besetzung des DFB-Kaders dem neuen Bundestrainer und seinem Trainerteam obliegt, werden im Umfeld und bei vielen Fans die Forderungen lauter, das generelle Auftreten der Nationalmannschaft zu verändern.
Scharf kritisiert wird in diesem Zusammenhang seit Jahren das Label “Die Mannschaft“, das im Jahr 2015 analog zu althergebrachten Bezeichnungen für andere Nationalmannschaften wie die italienische „Squadra Azzurra“, die französische “Equipe Tricolore“, die brasilianische “Selecao“ oder die niederländische “Elftal“ eingeführt wurde, aber im Gegensatz zu den genannten Beispielen letztlich künstlich geschaffen wurde.
„Ich bin der Meinung, dass wir in diesem Zusammenhang auch über einen Kurswechsel nachdenken müssen“, zeigte sich mit Peter Peters der derzeitige Co-Interimspräsident des DFB gegenüber der „FAZ“ offen für eine Veränderung, die rund um die Nationalmannschaft mutmaßlich auf breite Zustimmung stoßen würde.
Peters sieht aktuell generell einen günstigen Zeitpunkt, die in der öffentlichen Wertschätzung spürbar abgesackte Nationalmannschaft wieder in neuem Licht erscheinen lassen: „Ungeachtet aktueller Diskussionen um mögliche Sponsoringverträge und Auftritte der Nationalmannschaft ist es sicher nicht falsch, wenn man den Neustart mit neuem Bundestrainer zum Anlass nimmt, sich auch über die öffentliche Positionierung grundsätzlich Gedanken zu machen.“
Eine ähnliche Debatte wurde freilich auch schon nach dem peinlichen Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft 2018 geführt, die damals allerdings in keine wesentlichen Veränderungen mündete. Ob diesmal das Ergebnis ein anderes ist, bleibt abzuwarten.