Innerhalb weniger Tage hat es Rudi Völler geschafft, die Stimmung rund um die deutsche Nationalmannschaft spürbar aufzuhellen. Der 63-jährige Sportdirektor des DFB, der nach der am Sonntag nach der 1:4-Niederlage gegen Japan erfolgten Trennung von Hans-Dieter Flick interimsweise den Bundestrainer-Job übernommen und vor dem 2:1-Sieg gegen Frankreich offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht hat, schloss allerdings direkt aus, zur Dauerlösung auf der Bank der DFB-Elf zu werden.
Ausländischer Bundestrainer nicht ausgeschlossen
Stattdessen wird die Suche nach einem neuen Nationaltrainer nun richtig intensiviert, nachdem die Verantwortlichen um Völler, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Vize Hans-Joachim Watzke bereits zwischen den internationalen Freundschaftsspielen gegen Japan und Frankreich ein grundsätzliches Raster abgesteckt haben.
Nachdem schnell klar war, dass potentielle Wunschkandidaten wie der an den FC Liverpool gebundene Jürgen Klopp und der nicht mehr zurück in die erste Reihe strebende Matthias Sammer nicht zu haben sein würden, zeigte sich der DFB in Person von Neuendorf erst einmal in viele Richtungen offen und schloss auch nicht aus, dass erstmals in der Geschichte des Verbandes ein ausländischer Trainer das Kommando übernehmen könnte.
Kandidaten wie Louis van Gaal, der bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar noch als Bondscoach fungierte und aus dem Ruhestand heraus die Bereitschaft zur Übernahme einer Nationalmannschaft signalisierte, oder der seit seinem Aus bei Eintracht Frankfurt am Ende der vergangenen Saison noch vereinslose Österreicher Oliver Glasner machten darauf hin die Runde.
Von verschiedener Seite wurden auch andere Optionen ins Gespräch gebracht, etwa die Weltmeister von 2014, Miroslav Klose und Per Mertesacker. Oder Trainerroutinier Felix Magath, der sich auch prompt zu Wort und bereit meldete.
DFB müsste Nagelsmanns Gehalt übernehmen
Als Favorit im Hinblick auf die Fußball Europameisterschaft 2024 freilich gilt Julian Nagelsmann, der einen großen Teil des Kaders aus seiner Zeit bei RB Leipzig und vor allem beim FC Bayern München persönlich kennt. Nach Informationen von “Bild“ soll Rudi Völler mittlerweile Kontakt zu Nagelsmanns Berater Volker Struth aufgenommen haben, um über die finanziellen Aspekte eines Engagements zu sprechen.
Ob sich Nagelsmann und der DFB in dieser Hinsicht einigen können, bleibt abzuwarten. Der FC Bayern, an den Nagelsmann trotz seiner Entlassung im März noch bis 2026 gebunden ist, würde sich derweil kaum querstellen. „Der FC Bayern ist ja da nie gefragt worden, aber ich bin mir ziemlich sicher, ich habe das jetzt nicht abgestimmt mit unseren Leuten, aber am FC Bayern würde das sicher nicht scheitern“, zitierte die “Süddeutsche Zeitung“ den einflussreichen FCB-Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß mit einer weitgehend unmissverständlichen Zusage der Freigabe für den Fall der Fälle.
Allerdings wäre die Freigabe der Bayern wohl schon an Bedingungen geknüpft. Laut “Bild“ pocht der Rekordmeister auf das einst schon beim Wechsel Flick zum DFB zugesagte Ablösespiel und zum anderen – weitaus kniffliger – würde der FC Bayern Nagelsmann kein Gehalt weiterzahlen. Das heißt, der DFB müsste dessen kolportiertes Salär von bis zu sieben Millionen Euro pro Jahr bis 2026 übernehmen, was für den wirtschaftlich angeschlagenen Verband eine enorme Herausforderung wäre. Oder Nagelsmann, der vom FC Bayern keine Abfindung erwarten kann, verzichtet auf größere Teil des ihm noch zustehenden Gehalts.
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