Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat am Sonntag auf die tags zuvor in Wolfsburg erlittene 1:4-Niederlage im internationalen Testspiel gegen Japan reagiert und Bundestrainer Hans-Dieter Flick von seinen Aufgaben entbunden. Nachdem der schon seit längerem vorhandene Negativtrend anders als erhofft nicht gestoppt werden konnte, sondern im Gegensatz erstmals seit 1985 sogar drei Niederlagen in Serie kassiert worden sind, haben die Verantwortlichen des DFB laut offizieller Mitteilung “auf Vorschlag von Präsident Bernd Neuendorf“ das Aus sowohl von Flick als auch von seinen beiden Co-Trainern Marcus Sorg und Danny Röhl beschlossen.
Laut Neuendorf waren sich die Gremien darüber einig, dass die DFB-Auswahl “einen neuen Impuls benötigt“, um “mit Blick auf die EURO 2024 im eigenen Land eine Aufbruchstimmung und Zuversicht“ erzeugen zu können. Für Neuendorf, der seine Wertschätzung für Flick abermals betonte, war es nach “eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen Amtszeit“, die aber angesichts der letzten Leistungen aber auch “unumgänglich“ war.
Völler definitiv nur eine Übergangslösung
Am Dienstag im nächsten Freundschaftsspiel im Signal-Iduna-Park in Dortmund gegen Frankreich wird anstelle von Flick Sportdirektor Rudi Völler interimsweise auf der Bank Platz nehmen, unterstützt von Hannes Wolf und Sandro Wagner, die eigentlich für die deutsche U20-Auswahl zuständig sind.
Dass es sich dabei um eine Übergangslösung für ein Spiel handelt, machte der bereit von 2000 bis 2004 als Teamchef eingesprungene Völler direkt deutlich: “Die dringlichste Aufgabe wird es danach sein, einen Bundestrainer zu verpflichten, der kurzfristig unsere Mannschaft neu ausrichtet und auf das große EM-Turnier im kommenden Jahr vorbereitet, von dem wir alle uns für den deutschen Fußball und auch für unser ganzes Land positive Impulse erhoffen. Einen Bundestrainer, der dann langfristig die Nationalmannschaft wieder auf das Niveau hebt, dass man von ihr kennt und auch erwartet.“
Der Kreis der Kandidaten, dem diese Aufgabe zum einen zugetraut wird, und der zum anderen auch sofort verfügbar wäre, freilich ist überschaubar. Nach Informationen der “Bild“ gilt der im März beim FC Bayern München freigestellte Julian Nagelsmann als heißester Kandidat, der indes beim deutschen Rekordmeister noch einen bis 2026 laufenden Vertrag besitzt. Vorstellbar aber, dass die Bayern Nagelsmann für den DFB anders als für einen anderen Klub die Freigabe ohne Ablösezahlung erteilen würden.
Glasner und van Gaal im Gespräch
Die “Welt“ berichtet derweil, dass es noch nicht den einen Top-Kandidaten gibt, stattdessen im DFB-Gremium jeder aufgefordert wurde, sich Gedanken zu machen, um am Montag erstmals über Namen zu sprechen. Klar ist, dass der neue Mann einigermaßen zeitnah gefunden werden soll, um bei den nächsten Deutschland-Länderspielen im Oktober in den USA und Mexiko seinen Einstand feiern zu können.
Wie Nagelsmann wäre auch der zuletzt beim VfL Wolfsburg und bei Eintracht Frankfurt erfolgreich tätige Oliver Glasner verfügbar, allerdings als Österreicher vermutlich einer breiten Öffentlichkeit ähnlich schwer zu vermitteln wie die niederländische Trainer-Legende, der nochmal zur Übernahme einer Nationalmannschaft bereit wäre.
Jürgen Klopp, auf den sich Fußball-Deutschland am ehesten einigen könnte, steht derweil beim FC Liverpool unter Vertrag und ist wohl ebenso wenig seriös eine Option wie Matthias Sammer, der sich dem mit dem Bundestrainer-Job verbundenen Stress nicht mehr aussetzen will. Gewisse Kompromisse werden auf dem Weg zum neuen Bundestrainer aber wohl unausweichlich sein – und man darf gespannt sein, wer in rund vier Wochen das Kommando hat.