Je nachdem, wen man fragt, ist Oleksandr Zinchenko entweder einer der besten Fußballer, den die Ukraine je hervorgebracht hat oder einer der am meisten überschätzten Spieler der Premier League. Sein Arbeitgeber Manchester City ist sich in dieser Frage scheinbar selbst noch nicht sicher.
Einerseits haben die Citizens den bei der EURO 2021 24-Jährigen schon verliehen. Anderseits haben sie ihn im Sommer 2019 mit einem bis 2024 laufenden Vertrag ausgestattet und betont, wie froh sie seien, dass er bleiben wolle. Als Linksverteidiger bei einem Top-Verein scheint er fraglos das Potenzial für eine große Karriere zu besitzen.
Um ein Weltstar zu werden, muss er allerdings auch mit der Nationalmannschaft überzeugen und die Ukraine anführen. Kann er das schaffen? Kann er vielleicht sogar der beste Spieler der EURO 2021 werden? Wagen wir einen genaueren Blick auf den Ukrainer bei der um ein Jahr nach hinten verschobenen Endrunde.
Oleksandr Zinchenko im EM-Check
Die wichtigsten Infos | 🇺🇦 Oleksandr Zinchenko |
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Verein | Manchester City 🏴 |
Position | Linker Verteidiger, Mittelfeld |
Geburtsdatum | 15.12.1996 |
Größe | 1,75 m |
Einsätze/Tore Nationalmannschaft | 31/4 (Stand: 06.02.20) |
Marktwert | 30 Mio. € (Stand: 06.02.20) |
Größter Erfolg mit Nationalteam | EM Teilnahme 2016 |
Zinchenko auf dem Weg zum Weltstar?
Komplett fair lässt sich Zinchenko nicht beurteilen. Hier trügt der erste Blick, der eher negativ ist. Zinchenko stand für Manchester City nur 31 Mal in Pflichtspielen auf dem Platz (Stand 03.02.2020). In der EM-Saison 2019/20 waren es gerade 16 Spiele (Stand: 03.02.2020). Allerdings fehlte der Ukrainer wegen einer Knieverletzung zwei Monate in der Hinrunde.
Zudem konkurriert er mit Benjamin Mendy um den Platz als Linksverteidiger. Er hat es damit mit einem der allerbesten Spieler der Welt auf dieser Position zu tun. Sein Trainer Pep Guardiola hat bereits mehrfach öffentlich betont, dass er glaubt, Zinchenko könne ein ähnliches Niveau erreichen oder sogar noch besser werden. Das Potenzial zum Weltstar ist ihm also schon von ganz berufener Stelle attestiert worden.
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Die Vereinskarriere: erste Schritte in der Ukraine
Im Alter von 12 Jahren taucht Zinchenko zum ersten Mal in einem offiziellen Spielberichtsbogen auf. Damals spielte er für seinen ukrainischen Heimatverein FC Monolit Illitschiwsk. Schnell fiel den Scouts der großen Vereine des Landes auf, dass hier ein Junge am Ball ist, der einfach etwas mehr Talent als die anderen Spieler auf dem Platz hat.
Die Belohnung folgte nur ein Jahr später: Shaktar Donezk holte ihn in die eigene Jugendabteilung. In der Saison 2013/14 durfte er erstmals mit den Profis trainieren, kam aber zu keinen Einsätzen. So recht vertraute man hier dem Talent Zinchenkos nicht. Er verließ deshalb die Ukraine im Alter von 18 Jahren und wechselte nach Russland, um sich FK Ufa anzuschließen.
Der Wechsel sollte sich lohnen. Gleich im ersten Jahr wählten ihn die Fans des Vereins zum Spieler der Saison. In seinem zweiten Jahr konnte er an die Leistungen anknüpfen und wurde zum ersten Mal in die A-Nationalmannschaft berufen.
Der Wechsel zu Manchester City
Als 20-Jähriger wagte Zinchenko dann den ganz großen Sprung. Er verließ Russland für die vergleichbare schmale Ablöse von zwei Millionen Euro und schloss sich Manchester City an.
Manchester City are pleased to announce the transfer of Ukrainian midfielder Oleksandr Zinchenko from FC Ufa. pic.twitter.com/9r2T0a0a0w
— Manchester City (@ManCity) July 4, 2016
Er war eine der ersten Neuverpflichtungen von Pep Guardiola. Zu dieser Zeit gab es allerdings einige Skeptiker. Und es schien, als würde Guardiola dazu gehören. In seinem ersten Jahr kam Zinchenko fast nie im ersten Team zum Einsatz.
Die Zeit der Leihe
Es war allerdings allen Beteiligten klar, dass er unbedingt Spielpraxis bräuchte, um sich weiterzuentwickeln. Manchester verlieh den Spieler deshalb an PSV Eindhoven für die Saison 2016/17. Der Plan funktionierte nur bedingt.
Verletzungsbedingt kam Zinchenko nur auf 12 Einsätze für die Profis und sieben Partien für zweite Mannschaft. In den Niederlanden glaubten sie nicht so recht an das Talent des Linksverteidigers, der bei der EM 2016 für die Ukraine gegen Deutschland sein erstes Endrundenspiel machte.
Rückkehr nach Manchester
Guardiola auf der anderen Seite hielt zu Zinchenko. Er holte ihn zu den Citizens zurück, obwohl eine weitere Leihe durchaus diskutiert wurde. Und auf einmal schaffte der Ukrainer den Sprung vom Talent zum gestandenen Premier League-Spieler.
Insbesondere in der Rückrunde 2017/18 explodierten seine Leistungen gerade zu. Er musste damals immer wieder den schwer verletzten Mendy vertreten und nutzte die Spielpraxis. 2018/19 hatte Guardiola auf diese Weise zwei hervorragende Linksverteidiger zur Verfügung.
Zinchenko – die große Unbekannte
Wie gut Zinchenko wirklich ist, lässt sich kaum sagen. Er hat geniale Momente auf dem Platz in den vergangenen zweieinhalb Jahren gezeigt. Gelegentlich leistete er sich aber auch Nachlässlichkeiten, die daran erinnerten, weshalb es in Eindhoven neben den Verletzungen auch nicht funktionieren wollte.
Ähnliches gilt für die Nationalmannschaft: Mit 19 Jahren und 165 Tagen erzielte er sein erstes Tor für die Ukraine und löste damit seinen Trainer Andrij Schewtschenko ab. Gegen starke Gegner schwamm er allerdings einige Male bedenklich.
Wie weit kommt die Ukraine mit Zinchenko?
Zinchenko und alle anderen aus dem Ukraine EM 2021 Kader treffen in ihrer EM-Gruppe auf die Niederlande, Österreich und den Nations League Playoff Sieger Nordmazedonien.
Es ist unklar, ob man sich als geneigter Fan auf Zinchenko freuen darf. Seine Leistungen sind noch zu schwankend, was mit bei der EM 23 Jahren eigentlich auch verständlich ist. Sicher ist, dass man auf ihn gespannt sein darf. Hat er Bestform, so kann Zinchenko sein Team fraglos ziehen und ihm eine Qualität geben, die kein anderer Spieler der Mannschaft hat.
Wie weit es für die Ukraine gehen kann, ist schwer zu sagen. Das Ziel muss es sein die Gruppenphase erstmalig zu überstehen und ins EM 2021 Achtelfinale einzuziehen.
>> Hier findest du alle EURO 2021 Gruppen inklusive der EM 2021 Gruppe C mit der Ukraine.