2018 bei der WM in Russland blieb Italien nur die Rolle als Zuschauer. Es war ein bitteres Gefühl für die so stolze Fußballnation. Seit damals giert das ganze Land nach Wiedergutmachung. In der UEFA Nations League und in der EM-Qualifikation 2020 gelang dies bereits auf überzeugende Weise.
Doch die echte Herausforderung kommt in Gestalt der Europameisterschaft 2021 noch, wenn es um einen der wichtigsten Titel überhaupt geht. Die Hoffnungen ruhen dabei insbesondere auf Marco Verratti. Der zentrale Mittfeldspieler soll mit seiner Klasse dabei helfen, dass Italien eine entscheidende Rolle spielen wird. Durch die Verschiebung der Endrunde aufgrund des Coronavirus haben Verratti und Italien immerhin ein Jahr länger Zeit sich vorzubereiten.
Marco Verratti im EM-Check
Die wichtigsten Infos | 🇮🇹 Marco Verratti |
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Verein | Paris Saint-Germain 🇫🇷 |
Position | zentrales Mittelfeld |
Geburtsdatum | 05.11.1992 |
Größe | 1,65 m |
Einsätze/Tore Nationalmannschaft | 36/3 (Stand: 05.02.20) |
Marktwert | 75 Mio. € (Stand: 05.02.20) |
Größter Erfolg mit Nationalteam | Viertelfinale EM 2016 |
Verratti auf dem Weg nach ganz oben?
Verratti ist ein Spieler, den fast niemand auf dem Schirm hat, wenn es um die besten Mittfeldspieler des Kontinents geht. Ein Stück weit dürfte dies seiner Position geschuldet sein. Der bei der EM 2021 28-Jährige spielt hauptsächlich im zentralen Mittelfeld. Gelegentlich wird er auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt.
Er steht deshalb nicht so oft im Blickpunkt, wenn seine Mannschaft Tore bejubeln darf. Seine Aufgaben sind andere: Er soll dem eigenen Spiel Struktur verleihen und die Angriffsbemühungen des Gegners zerstören. Verratti gilt als einer der Akteure, der am schwierigsten im Mittelfeld zu überspielen ist.
Die Vereinskarriere: erste Schritte in Italien
Verrattis Karriere begann bei Delfino Pescara 1936. Mit 14 Jahren schloss er sich der Jugendabteilung des damaligen Drittligisten an. Zwei Jahre später und damit zum frühestmöglichen Termin lief er für die Profis auf. Schon in seinem zweiten Jahr wuchs Verratti in die Rolle als Führungsspieler seiner Mannschaft hinein – mit 17 Jahren.
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Der Durchbruch abseits der breiten Öffentlichkeit
Verrattis endgültiger Durchbruch erfolgte in der Saison 2011/12 und spielte sich abseits der breiten Öffentlichkeit ab. Verratti führte sein Team bis in die Serie A und brachte dabei immer wieder brillante Leistungen. In den Jugendnationalmannschaften fand man trotzdem kaum Gefallen an ihm. Verratti spielte lediglich vier Mal für die U19 und die U20. Für die U21 lief er gerade einmal sieben Mal auf. Mit dieser Auswahl gewann er aber immerhin die Vizeeuropameisterschaft 2013 in Israel.
Der Transfer nach Paris
Auch wenn Verratti im Jahr 2012 im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit keine Rolle spielte, so war er dennoch den Scouts von Paris Saint-Germain aufgefallen. Diese überweisen stolze 13 Millionen Euro Ablöse nach Pescara, um sich die Dienste des 21-Jährigen zu sichern. Die Verpflichtung überraschte: PSG war gerade durch arabische Millionen reich geworden und schien auf der Suche nach wesentlich größeren Namen zu sein.
In den folgenden Jahren galt Verratti immer wieder als Kandidat, der durch einen besseren Spieler ersetzt werden könnte. Einige Male verpflichteten die Franzosen sogar vermeintlich stärkere Akteure für seine Position. 2016 kamen beispielsweise Julian Draxler und Giovanni Lo Celso nach Paris. Doch Verratti spielte immer.
Kaum ein europäisches Spitzenteam hatte einen so hohen Durchlauf an Spielern in den vergangenen zehn Jahren wie PSG. Verratti war einer der wenigen Akteure, der immer bleiben durfte. Um ein Beispiel zu geben: Mit ihm wechselten 2012 Spieler wie David Beckham, Zlatan Ibrahimovic und Thiago Silva zu PSG.
Auch in der Nationalmannschaft spielte sich Verratti fest. 2012 verpasste er noch knapp die Berufung in den Kader für die EM. Nach dem Turnier war er immer dabei und hatte sich auch schnell einen Stammplatz erkämpft. Im Februar 2013 erzielte Verratti seinen ersten Treffen im Italien Trikot.
Verratti – der Krieger
Verratti ist technisch relativ stark, aber wohl nicht einmal er dürfte widersprechen, wenn man sagt, dass der direkte Umgang mit dem Ball nicht seine größte Qualität ist. Der Italiener ist im besten Sinne ein Krieger. Der bei der EM 2021 28-Jährige ist physisch ausgesprochen stark – und dies trotz seiner eher geringen Körpergröße von 1,65m.
Verratti ist zudem ein laufstarker Spieler, der ein hervorragendes Gefühl dafür hat, wo Räume im eigenen Defensivverbund geschlossen werden müssen. Durch seine Technik und seine körperliche Präsenz ist er überdies hervorragend für Umschaltbewegungen geeignet. Er würde wohl wesentlich häufiger im defensiven Mittelfeld spielen, wenn er aufgrund seiner Körpergröße nicht im Kopfballspiel eine Schwäche hätte.
Spannend ist zudem, dass Verratti zwar ein harter Spieler ist, aber kein unfairer. Eine glatte rote Karte hat der Italiener bis zum heutigen Tag auf Vereinsebene überhaupt nicht gesehen. Im Nationalteam gab es in der U21 einmal einen entsprechenden Platzverweis.
Was kann Verratti für Italien leisten?
Italiens EM 2021 Kader bekommt es bei der EURO in der EM Gruppe A bekanntlich mit der Türkei, Schweiz und Wales zu tun. Sowohl im Eröffnungsspiel als auch in den anderen zwei Gruppenspielen ist es schwierig einen glasklaren Favoriten zu benennen. Der Heimvorteil im Olympiastadion Rom spricht auf jeden Fall für die Azzuri (alle Fußball EM Gruppen 2021 im Überblick).
Es dürfte zudem klar sein, dass sämtliche Partien gegen die Türkei, Wales und Schweiz kämpferisch sehr anspruchsvoll werden. Hier benötigt Italien einen Spieler wie eben Verratti, der sich nicht beeindrucken lässt und das Spiel anführen kann.
Übersteht die Mannschaft die Gruppenphase, so dürften Duelle mit Mannschaften folgen, die über bärenstarke Offensivreihen verfügen – wie beispielsweise Deutschland, Frankreich oder Belgien. Hat Italien das Zeug ins Finale der EURO 2021 im Wembley Stadion in London zu kommen? Definitiv. Hier wird Verratti gebraucht, um die Künstler des Gegners einzudämmen. Bei PSG hat er bewiesen, dass er dazu in der Lage ist. Für Italien allerdings noch nicht.
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