Häufig heißt es, dass in England die Wiege des Fußballs stehen würde. Eigentlich ist dies aber nicht richtig: Am 9. Juni 1867 wurde in der schottischen Stadt Glasgow erstmals der Hampden Park eröffnet. Es war das erste Stadion in der Fußballgeschichte. Zumindest was den Profi-Fußball vor echtem Publikum angeht, hat in Glasgow also alles angefangen.
Inzwischen steht der Hampden Park zwar längst an einem anderen Standort, doch der Name existiert noch immer. Zudem ist auch die heutige Anlage geschichtsträchtig. Als bekannt wurde, dass die Fußball EM 2021 in ganz Europa stattfindet, gab es also keine langen Diskussionen darüber, ob auch in Glasgow gespielt würde.
Natürlich würde die Stadt, wo im Prinzip alles angefangen hat, ein EURO 2020 Spielort sein. Und natürlich würde mit dem Hampden Park der Erbe des ersten Stadions der Welt als Spielstätte für die Europameisterschaft 2021 auserkoren werden.
Drei Partien der Gruppe D und ein EM-Achtelfinale 2021 werden im Hampden Park ausgetragen, wenn auch aufgrund der Verschiebung wegen des Coronavirus erst ein Jahr später. Das Turnier wird jedoch trotzdem unter dem Titel „EURO 2020“ durchgeführt.
Daten und Fakten zum Hampden Park in Glasgow
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- Kapazität: 51.866 Plätze
- Eröffnung:9. Juni 1867 / 31. Oktober 1903
- Architekten: Archibald Leitch / James Miller
- Heimmannschaft: FC Queen’s Park, Schottische Nationalmannschaft
- Kosten: nicht bekannt
EM 2021 Partien im Hampden Park
Runde | Datum | Anpfiff* | Match | Spielort |
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Gruppe D | 14.06.2021 | 15:00 | Schottland – Tschechien | Glasgow |
Gruppe D | 18.06.2021 | 18:00 | Kroatien – Tschechien | Glasgow |
Gruppe D | 22.06.2021 | 21:00 | Kroatien – Schottland | Glasgow |
Achtelfinale | 29.06.2021 | 21:00 | Schweden – Ukraine | Glasgow |
*Alle Zeitangaben nach mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ)
Der legendäre Hampden Park in der Geschichte
Die Geschichte des Hampden Parks ist bewegt – und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Arena zog in ihrer Geschichte gleich zwei Mal um. Das erste Stadion, das am 9. Juni 1867 eröffnet wurde, erwies sich schnell als zu klein.
Zum einen hatte diese neue Sportart Fußball offenbar eine große Zukunft und erfreute sich schnell einer großen Beliebtheit. Zum anderen wollte man auch Leichtathletik-Wettbewerbe ausrichten.
Doch auch der Neubau erwies sich schnell als zu klein. Insbesondere der schottische Verein FC Queen’s Park drängte darauf, eine neue Arena zu errichten, die eine deutlich bessere Anbindung an die Stadt hätte und mehr Raum für das fußballverrückte Glasgow bieten würde.
Heutiger Hampden Park – Eröffnung am 31. Oktober 1903
Am 31. Oktober 1903 kam es so schließlich zur Eröffnung des heutigen Stadions. Schottland beteiligte sich an den Baukosten. Es wollte hier seine Nationalmannschaft antreten lassen – lange war diese eines der wenigen erlaubten Symbole für schottischen Nationalstolz. Zusätzlich wurde eine Leichtathletikanlage gebaut. Glasgow liebäugelte immer wieder damit, sich um Olympische Spiele zu bewerben. Das Stadion sollte darauf vorbereitet sein.
Lange war der Hampden Park sogar das größte Stadion der Welt. Erst das 1950 eröffnete Maracana jagte ihm diesen Titel ab. Die Zuschauerzahl war in früheren Zeiten gigantisch. Beispielsweise sahen mehr als 149.500 Zuschauer am 17. April 1937 das Länderspiel zwischen Schottland und England.
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Heutige Kapazität des Hampden Parks: 51.866 Plätze
Doch baulich erwiesen sich solche Besuchermengen als viel zu unsicher. Die Arena musste deshalb immer wieder renoviert werden. Dabei wurden die Kapazitäten signifikant gesenkt. Heute gehen noch 51.866 Zuschauer in den Hampden Park.
Insgesamt neun Mal wurde es in der Geschichte bereits renoviert – zuletzt 1999. Die nächsten Renovierungsarbeiten tauchen bereits am Horizont auf. Der FC Queen’s Park möchte zumindest Teile der Arena gerne verkaufen. Die Außenfassade ist in die Jahre gekommen und muss dringend erneuert werden.
Der schottische Verband schwor dem Hampden Park im Juni 2018 die Treue und liebäugelt damit, Teile oder gleich die ganze Arena zu kaufen. Das Stadion soll auch in Zukunft die Heimspielstätte der Briten bleiben.
Deutsche Teams im Hampden Park
Für deutsche Teams war der Hampden Park bislang eher kein gutes Pflaster. Eintracht Frankfurt verlor hier 1960 das Finale des Europapokals der Landesmeister.
2002 unterlag Bayer Leverkusen im Finale der Champions League Real Madrid mit 1:2. Borussia Dortmund konnte dagegen 1966 im Hampden Park den Europapokal der Pokalsieger holen. Zehn Jahre später wurde hier der FC Bayern München zum dritten Mal Sieger des Europapokals der Landesmeister.
2007 fand das Finale des UEFA Pokals im Hampden Park statt. 2012 war es zudem Teil des Olympischen Fußballturniers.
Interessante Details zum EURO 2020 Spielort Glasgow
Glasgow ist zwar nicht die Hauptstadt von Schottland (diese heißt Edinburgh), dennoch aber die größte Stadt des Landes. Hier leben rund 620.000 Menschen. Die Wurzeln der britischen Metropolen reichen bis in die Antike zurück. Glasgow wurde im Jahres 80 nach Christus von den Römern gegründet. Es war die größte nördliche Gründung des Imperiums.
Bekannte Sehenswürdigkeiten in Glasgow
Der legendäre Antonius-Wall, der die Römer vor den Nordvölkern schützen sollte, lief direkt durch die Stadt. Bis heute sind die Reste des Walls zu sehen und eine große Sehenswürdigkeit Glasgows.
Der EM 2021 Spielort Glasgow ist aber auch als religiöses Zentrum bekannt. Verantwortlich dafür ist der christliche Missionar Sankt Mungo, der eine Kirche in der Siedlung gründete, um von hieraus die Pikten zu missionieren. Bis heute steht genau an dieser Stelle eine nach ihm benannte Kathedrale. Sankt Muga ist zudem auf der Spitze des Stadtwappens als Bischof abgebildet.
Im Mittelalter wurde eine Universität in Glasgow gegründet – die Stadt begann ihren Aufstieg zu einem der akademischen Zentren der britischen Inseln. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Glasgow zudem zum Industrie-Standort. Bis heute stehen hier zahlreiche Fabriken. Die Stadt ist zudem für ihren rauen Arbeiter-Charme bekannt.
Weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten im EM 2021 Austragungsort Glasgow sind das Rathaus im Westen der Stadt, das Glasgow Science Centre, die Templeton’s Carpet Factory, die an einen Palast erinnert und der Glasgow Tower. Einen Besuch wert ist auch die St. Andrew’s Cathedral – das römische-katholische Zentrum der Stadt.